"Ewigkeits-Chemikalie" belastet Grundwasser und Flüsse

In sämtlichen untersuchten Wasserproben aus Flüssen und Brunnen, die im April entnommen wurden, konnte die "Ewigkeits-Chemikalie" Trifluoracetat nachgewiesen werden. In mehr als 75% der untersuchten Wasserproben lagen die TFA-Werte über den festgelegten Grenzwerten der EU. Die Umweltschützer appellieren an die EU, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Belastung durch "Ewigkeits-Chemikalie" auch in Österreich "inakzeptabel hoch"
Mitglieder des europäischen Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN Europe), darunter österreichische Umweltschützer von Global 2000, schöpften Stichproben aus 23 Flüssen in der EU sowie sechs Brunnen und ließen eine Analyse durchführen, ob darin TFA enthalten ist. Dieser Stoff gehört zu den per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, kurz PFAS, die wegen vieler gesundheitsschädlicher Auswirkungen zunehmend in der Europäischen Union verboten werden. Es ist das "terminale Abbauprodukt" von rund 2.000 PFAS und gilt wegen seiner großen Beständigkeit als "Ewigkeits-Chemikalie", so Helmut Burtscher-Schaden von Global 2000. TFA war in allen Proben zu finden.
"Über 98 Prozent der nachgewiesenen PFAS-Belastung kommt von TFA", heißt es im Bericht "TFA in Wasser" der Umweltschützer: "79 Prozent der Proben wiesen TFA-Werte auf, die den in der EU-Trinkwasserrichtlinie vorgeschlagenen Grenzwert von 500 Nanogramm (Milliardstel Gramm, Anm.) pro Liter für 'PFAS gesamt' übersteigen." Österreichische Gewässer mit überhöhten Werten waren der Wienfluss, die Leitha, Donau und Drau sowie zwei Brunnen im Burgenland und Oberösterreich. Fischa- und Mur-Wasser waren genau im Grenzbereich von 500 Nanogramm pro Liter, und bei der Enns, Salzach, dem Rhein, Inn und einem steirischen Brunnen lagen die werte Werte darunter. "Erfreulicherweise weisen die österreichischen Flüsse im Vergleich mit den meisten anderen EU-Ländern deutlich niedrigere TFA-Belastung auf", sagte Burtscher-Schaden. Insgesamt seien die Werte aber auch hierzulande "inakzeptabel hoch".
Umweltschützer: Belastung durch "Ewigkeits-Chemikalie" Folge fehlender Regulierung
Als Hauptursache für die Wasserverschmutzung mit TFA vermuten die Umweltschützer in ländlichen Gebieten den Einsatz von Pestiziden, in denen PFAS enthalten sind (etwa als Antischaummittel, Anm.). Außerdem komme es wahrscheinlich oft aus Kühlmitteln und industrieller Verschmutzung. PFAS sind zudem in Medizinprodukten und Kosmetika enthalten.
In der EU-Pestizidverordnung wird TFA als "nicht relevanter" Metabolit (Stoffwechselprodukt, Anm.) eingestuft, so die Umweltschützer. Dies behindere wirksamen Grundwasserschutz. "Kurzkettige PFAS" wie TFA seien nicht so harmlos, wie man zunächst glaubte und behauptete, meinen sie. Zum Beispiel bei Tierversuchen mit Kaninchen, denen TFA verabreicht wurde, traten Augenfehlbildungen auf.
Ein in der EU-Wasserrahmenrichtlinie verankertes "Verschlechterungsverbot" hätte die TFA-Verschmutzung nicht verhindert, bekritteln sie. "Die Belastung ist eine Folge fehlender Regulierungen", sagte Salomé Roynel von PAN Europe. Die Umweltschützer fordern deshalb etwa "ein schnelles Verbot von PFAS-Pestiziden", die Einstufung von TFA als "prioritärer Stoff" in der EU-Wasserrahmenrichtlinie sowie Überwachungspflichten für TFA.
(APA/Red)
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