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Evita kommt nach Bregenz

Bregenz - Evitas Hauptdarsteller Abigail Jaye (Evita) und Mark Powell (Che Guevara) im Gespräch mit den VN.

Wie hoch ist der Druck, wenn man die Hauptrolle in einem Musical spielt, das schon seit so vielen Jahren und von so vielen Darstellern gespielt wurde?

Abigail Jaye: Ich wollte die Rolle schon immer spielen, habe aber bislang die Gelegenheit dazu nicht gehabt. Die Freude war eigentlich größer als der Druck und bei den Vorbereitungen habe ich stets versucht, keine andere Evita zu kopieren, sondern meine ganz persönliche zu kreieren – zudem ist unsere Produktion eine sehr individuelle und ich keine typische Evita wie meine Vorgängerinnen.

Wie haben Sie sich darauf vorbereitet, eine solch charismatische Person wie Eva Perón zu verkörpern?

Jaye: Das war wirklich schwierig, weil ich ja nicht wirklich charismatisch bin (lacht). Nein, Scherz beiseite – ich habe mich auf diese Rolle vorbereitet wie auf jede andere auch. Ich habe viele Bücher und Biografien über Eva Perón gelesen. Leider hatte ich keine Zeit, nach Buenos Aires zu reisen und mir einen Eindruck von der Stadt, beziehungsweise von Argentinien im Allgemeinen, zu machen.

Wünschen Sie sich, Macht wie sie zu haben?

Jaye: Oh ja – das wäre dann aber sehr gefährlich! Ich denke, es ist sehr anstrengend, so viel Macht zu haben und zu wissen, dass so viel von einem erwartet wird.

Warum, glaubt Ihr, zieht das Musical Evita so viele junge Leute an?

Jaye: Andrew Lloyd Webber versteht es einfach gut, Eva Peróns Geschichte nicht zu geschichtsträchtig und politiklastig zu erzählen. Zudem ist eine starke weibliche Persönlichkeit, wie es Perón war, noch lange nicht überall auf der Welt akzeptiert. Und ich denke, das gefällt dem jungen Publikum. Auch, dass sie von einem ‚Nichts‘ zu einem ‚Star‘ aufgestiegen ist.

Che Guevara spielt im Musical den „Erzähler“. Im wahren Leben sind sich Perón und Guevara aber niemals begegnet.

Mark Powell: Das stimmt, ich finde es aber sehr spannend. Che nimmt die Rolle des Erzählers ein und kommentiert Peróns Handlungen. Er bewertet sie aber nie, sondern lässt das voll und ganz dem Publikum über. Aber ich finde, er tut dem Musical gut – er sorgt für die Prise Humor, die es braucht.

Frau Jaye, Sie wollten als Kind unbedingt zur Feuerwehr. Wie sind Sie dann doch beim Musical gelandet?

Jaye: Meine Mutter ist eine Opernsängerin und als Kind wollte ich natürlich genau das Gegenteil, da jeder von mir erwartet hat, dass auch ich eines Tages auf der Bühne stehe. Ich habe Musicals dann aber doch noch für mich entdeckt – ganz allein (grinst). Powell: Ich wollte ursprünglich Architekt werden und habe einige Jahre im Baugewerbe gearbeitet. Irgendwann habe ich realisiert, dass das nichts für mich ist und es mich nicht mehr inspiriert wie etwa das Schauspielern, das ich schon immer hobbymäßig gemacht habe. Ich habe mich dann entschlossen, in die Schauspielschule zu gehen. Glücklicherweise hat es geklappt und ich kann heute meinen Lebensunterhalt damit verdienen.

Ihr tourt mit Evita achteinhalb Monate quer durch Europa. Wie könnt ihr die Frische im Stück bewahren?

Jaye: Gute Frage. Doch es wird nie langweilig und wir sehen jeden Tag, jede Stadt, als neue Herausforderung – wirklich. Außerdem ist ein Musical-Besuch etwas Besonderes, und wir wollen unseren Gästen jeden Tag unsere hundertprozentige Energie und Aufmerksamkeit schenken.

Ist es hart, so lange von Freunden und Familie getrennt zu sein?

Powell: Ab und zu. Doch wir sind ein sehr freundschaftliches Team und schauen immer aufeinander. Ein nettes Abendessen oder ähnliches kann da schon Wunder wirken. Aber alles in allem passt es gut – das ist ja schließlich, was wir machen wollen.

Was für Musik hört ihr privat?

Powell: Ganz ehrlich? Privat bin ich ganz froh, zur Abwechslung mal völlig musical-konträre Sachen zu hören – die Palette reicht von Coldplay bis zu den Killers.

Vielen Dank für das Gespräch!

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