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EU will vegane Wurst verbieten – Branche warnt vor Rückschritt

Pflanzlich, aber nicht Wurst? EU will Ersatzprodukte umbenennen
Pflanzlich, aber nicht Wurst? EU will Ersatzprodukte umbenennen ©CANVA
Die EU will Schluss machen mit Fleischbegriffen auf pflanzlichen Produkten. Der Agrarausschuss hat einen entsprechenden Antrag durchgewunken – zur Freude der Fleischlobby, zum Ärger der Veggie-Branche.

Die Zukunft des veganen Schnitzels könnte bald anders heißen – zumindest, wenn es nach dem Willen des EU-Agrarausschusses geht. Mit klarer Zweidrittelmehrheit hat das Gremium in Straßburg für ein Verbot fleischtypischer Begriffe auf pflanzlichen Ersatzprodukten gestimmt. Konkret heißt das: Begriffe wie "Wurst", "Schnitzel" oder "Burger" sollen künftig ausschließlich für Produkte tierischen Ursprungs erlaubt sein.

"Ein Steak ist aus Fleisch – Punkt"

Die Initiative geht auf die französische EVP-Abgeordnete Céline Imart zurück. Ihre Botschaft ist unmissverständlich: "Ein Steak ist aus Fleisch gemacht – Punkt", sagte sie nach der Abstimmung. Es gehe um "ehrliche Etikettierung", den Schutz landwirtschaftlicher Betriebe und den Erhalt europäischer Esskultur. Unterstützung erhält sie dabei von der christlich-konservativen Europäischen Volkspartei, zu der auch CDU und CSU gehören.

Der Antrag widerspricht damit deutlich einem früheren Vorschlag der EU-Kommission, der vorsah, lediglich Begriffe wie "Speck" oder "Lende" für Fleischalternativen zu verbieten – "Wurst" und "Burger" wären dagegen erlaubt geblieben.

Vegane Branche schlägt Alarm

Für Anbieter pflanzlicher Produkte ist der Beschluss ein harter Schlag. Denn auf der neuen Verbotsliste tauchen nun auch Bezeichnungen wie "Steak", "Schnitzel", "Burger", aber auch "Eigelb" und "Eiweiß" auf – sofern es sich um Ersatzprodukte handelt. Die endgültige Entscheidung fällt allerdings erst im Oktober, wenn das gesamte EU-Parlament abstimmt.

Bereits jetzt warnt ProVeg Deutschland vor den möglichen Folgen. Die Organisation setzt sich seit Jahren für pflanzliche Ernährung ein und sieht durch das geplante Verbot eine massive Benachteiligung des Sektors. Dr. Nina Wolff, Politikexpertin bei ProVeg, betont: "Sollen Unternehmen und Verbraucher von den attraktiven neuen Möglichkeiten des Zukunftssektors profitieren, dann braucht es jetzt ein greifbares Bekenntnis der Politik."

Besonders pikant: Deutschland gilt als der mit Abstand größte Markt für Fleischalternativen in Europa.

Unterstützung aus Deutschland – aber nicht von allen

Während in der Branche die Alarmglocken läuten, stellt sich der deutsche Bundeslandwirtschaftsminister hinter den EU-Vorstoß. Alois Rainer (CSU) erklärt gegenüber BILD: "Für mich persönlich ist ein Schnitzel aus Pute, Kalb oder Schwein." Eine klare Botschaft – auch wenn er damit viele Konsumentinnen und Konsumenten gegen sich aufbringen dürfte, die längst zu pflanzlichen Alternativen greifen.

Die Debatte um Sprache und Verbraucherschutz

Hinter dem Streit steht mehr als nur eine Wortklauberei. Es geht um Grundsatzfragen: Müssen Produktnamen vor allem Tradition schützen – oder Orientierung bieten? Können Verbraucherinnen und Verbraucher den Unterschied zwischen einer Tofu-Wurst und einer echten erkennen – oder braucht es klare sprachliche Trennlinien?

Die Antwort darauf wird das EU-Parlament im Oktober geben müssen. Doch schon jetzt ist klar: Die Entscheidung dürfte Signalwirkung für ganz Europa haben – und weit über die Fleischtheke hinausreichen.

(VOL.AT)

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