Egg, Freitagabend, 18.45 Uhr. Ausnahmezustand. Menschen stehen an Fenstern, teilnahmslos, von der Situation komplett überfordert. Andere schreien um Hilfe. Ihre verbrauchten Stimmen können sich jedoch gegen die Sirenen nicht durchsetzen.
Es war einfach schrecklich, erinnert sich Harry Simeoni, seit sechs Jahren Kommandant der Feuerwehr Andelsbuch. Nur wenige Minuten nach der Alarmierung waren er und sein 46-köpfiges Team am Einsatzort eingetroffen. Mit der Drehleiter als einzige Chance, Menschen noch lebend aus dem Vinzenzheim zu retten, denn das Stiegenhaus war durch die extrem starke Rauchentwicklung und die Einsturzgefahr unzugänglich. In den Zimmern der Bewohner dunkler Qualm. Wir sahen die Hände nicht mehr vor den Augen, sagt der 40-Jährige, konnten uns nur am Boden kriechend fortbewegen. Immer drei Mann mit Atemschutzausrüstung in einer Gruppe. Durch die Rückzugsleine miteinander verbunden. Die einzige Verbindung zur rettenden Drehleiter. Ihre Sicherheit.
Kein Lebenszeichen
Die Frau war eben noch am Fenster, erzählt der Feuerwehrkommandant, wir haben sie alle gesehen. Erst nach dem sie sich durchs Zimmer tasteten, entdecken sie die Seniorin im Bett liegen, leblos. Was wohl in ihr vorgegangen sein mag, fragt sich der dreifache Familienvater, sie hat sich einfach wieder ins Bett gelegt. Ob sie zum Zeitpunkt der Bergung noch lebte, kann Kommandant Simeoni nicht beantworten. Wir hatten nicht die Zeit, die Lebensfunktionen zu prüfen, wir mussten so schnell wie möglich und so viele Menschen wie möglich nach draußen retten, berichtet er. Elf Menschen hat die Feuerwehr Andelsbuch über die Drehleiter ins Freie gebracht.
Keine Zeit für Emotionen
Nur eine war unverletzt, so Simeoni. Ein Szenario, das selbst den langjährigen Feuerwehrmännern an die Nieren ging. Dennoch gilt: Keine Zeit für Emotionen. Die Feuerwehrmänner werden während des Einsatzes zu Maschinen programmiert, Leben zu retten. Das sogenannte Flashback kommt später.
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