Als Fünfjähriger saß er erstmals im Hanappistadion, beim 6:3-Sieg der Hütteldorfer über Austria Wien saß er neben seinem Vater. Es war der Moment, in dem Helge Payer vom Virus SK Rapid infiziert wurde. Als Zehnjähriger absolvierte der gebürtige Oberösterreicher beim österreichischen Rekordmeister ein Probetraining und übersiedelte nach Wien. Seither ist der 29-Jährige Teil des Rapid-Mythos. Dann aber kam der 27. Mai 2008, als bei ihm kurz vor Beginn der Heim-EM eine Thrombose im Darm- und Leberbereich diagnostiziert wurde.
VN: Wie sehr hat die überstandene Krankheit Ihr Leben verändert?
Helge Payer: Inzwischen ist der Alltag zurückgekehrt. Aber so eine Geschichte verändert von jedem das Leben. Das prägt zwangsläufig, wenn man sechs Monate im Ungewissen ist, ob man seinen Beruf, sein Hobby, das man zu seinem Beruf gemacht hat, überhaupt noch ausüben kann. Damit hat sich meine Sicht zum Leben ganz klar verändert.
VN: Was war für Sie schwieriger: Das Verarbeiten der Diagnose oder das Aufbringen der Energie für ein Comeback?
Payer: Es war mit viel Energie verbunden. Aber ich wollte das Comeback unbedingt schaffen. Und wenn du etwas von ganzem Herzen willst, dann ist keine Anstrengung zu viel. Für mich war das von Beginn an klar und so musste ich die Diagnose nicht erst im Kopf verarbeiten.
VN: Hatten Sie in der Zeit nicht den Gedanken in sich: Das wars in Sachen Profifußball.
Payer: Ich bin nicht der Typ, der sich mit solchen Gedanken befasst. Mir war immer klar, dass ich wieder spielen kann. Der Körper spürt, wenn du im Ungewissen lebst. Deshalb habe ich mich nie mit dem Gedanken, was wäre wenn, auseinandergesetzt. Erst an dem Tag vor den Abschlussuntersuchungen verspürte ich eine leichte Verunsicherung.
VN: Sind Sie von Natur aus eher der Kämpfertyp, der alles alleine bewältigt, oder greifen Sie – etwa in außergewöhnlichen Situationen – gerne mal auf den Beistand von Menschen zurück, die Ihnen nahe stehen?
Payer: Ich will es so sagen: Ich bin in der glücklichen Lage, dass Leute hinter und neben mir stehen. Das ist wichtig zu wissen, zu spüren, aber letztendlich muss man mit der Situation alleine zurechtkommen. Da hilft dir keiner, da musst du allein damit fertig werden. Ja, ich bin von Natur aus ein Kämpfertyp. Das hat mir vieles erleichtert.
VN: Es gibt ein Zitat von Ihnen, wo Sie sagen: “Ich bin froh, dass ich Schmerzen bekommen habe.” Wie ist das zu verstehen?
Payer: Weil Schmerzen bei einer Thrombose nicht normal sind. Diese Krankheit kommt schleichend, wird oft erst in Richtung Herz oder Hirn erkannt. Die Schmerzen, die ich gehabt habe, hatten nichts mit dem Blutgerinnsel zu tun, sondern stammten aus dem Nierenbereich. Der Körper hat also ein Signal gegeben, deshalb meine Aussage.
VN: 304 Tage (Anm. d. Red.: 22. Februar 2009 in Salzburg/1:2) mussten Sie warten, ehe Sie wieder das Tor hüten durften. Wie war das Gefühl?
Payer: Das war einfach herrlich. Ich habe ja auch erst eineinhalb Stunden vorher erfahren, dass ich spiele. Klar, hatte ich gehofft, dass es dann so gekommen ist, war unbeschreiblich. Wieder mit dem Rapid-Schal zu den Fans zu laufen – das war Gänsehautfeeling. Ich fühlte mich wie neu geboren.
VN: Erinnern Sie sich noch an den 24. Februar 2008?
Payer (überlegt): Ehrlich gesagt nein, helfen Sie mir.
VN: Das Spiel in Altach mit dem für Sie unglücklichen Elfmeter.
Payer (schmunzelt): Ach ja, solche Dinge passieren im Fußball. Aber das ist für mich abgeschlossen. Ich sage immer: 24 Stunden darf man sich ärgern, dann geht es weiter. Dann muss man sich auf die nächsten Dinge konzentrieren.
VN: Also ist es nicht so, dass Sie mit Altach noch eine Rechnung offen haben?
Payer: Nein, überhaupt nicht. Ich bin nicht nachtragend. Man muss Sachen auch akzeptieren können.
VN: Rapid hat zuletzt das Heimspiel gegen Sturm verloren. War das schon die Titelentscheidung?
Payer: Zumindest die halbe Vorentscheidung. Bei Rapid ist es wie beim FC Bayern: Es kann alles passieren. Acht Punkte sind viel, sehr viel, aber nicht unaufholbar – wenn Salzburg zwei Mal verliert. Für uns ist nur wichtig, dass wir auf uns schauen und da sind, wenn Salzburg schwächelt.
VN: Ein Blick auf die untere Tabellenhälfte: Wer steigt ab?
Payer: Vor der letzten Runde hätte ich auf Mattersburg gesetzt. Jetzt würde ich kein Geld mehr wetten, aber ich denke, dass Altach den Klassenerhalt schafft. Sie sind personell besser besetzt als Mattersburg. Altach hat jetzt nur ein einziges Problem: Sie haben uns als nächsten Gegner.
VN: Was glauben Sie denn, was Sie am Samstag in Altach erwartet?
Payer: Sagen wir es anders: Wir wissen, was uns erwartet. Aber ich werde nichts sagen, sonst wissen sie, dass wir es wissen.
VN: Vorarlberg hat mit Ramazan Özcan, Michael Langer und Martin Kobras drei gute Torhüter, die allesamt ein Problem haben: Sie sind nur die Nummer zwei. Welchen Rat können Sie ihnen mitgeben?
Payer: Ziele setzen und sukzessive daran arbeiten, dann wird das schon was.
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