Erstmals Walross auf Rügen - "Die Leute waren begeistert"

Nachdem das über zwei Meter lange Tier Mitte Juni dort gesichtet wurde, schwamm es am Abend wieder davon, so Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum. Zuvor habe sich das Tier noch einmal kurz umgedreht. "Die Leute waren begeistert. So eine Gelegenheit hat man ja nicht so oft."
Der Besuch an einem Strand im Norden der Insel hat laut Dähne Seltenheitswert: Es handelte sich seines Wissens um die erste dokumentierte Sichtung in Mecklenburg-Vorpommern. Und an der deutschen Ostseeküste habe er auf Anhieb nur eine weitere nördlich von Lübeck gefunden. In der inneren Ostsee gebe es bisher ohnehin nur zwei bis drei dokumentierte Sichtungen.
Tier ruhte sich am Strand aus
Das Tier war nach Angaben des Meeresmuseums von einem Beobachter gemeldet worden. Ein Mitarbeiter des Museums und eine Tierärztin machten sich demnach sofort auf den Weg, um es in Augenschein zu nehmen. Es handelte sich laut Dähne vermutlich um ein junges Weibchen. Der Strandabschnitt war laut Meeresmuseum weiträumig abgesperrt worden, damit sich das Tier ungestört ausruhen konnte. Mit Blick auf die Schaulustigen lobte Dähne: "Die haben sich alle hervorragend an die Absperrungen gehalten."
Bei Begutachtungen hätte das Tier "fit" gewirkt, sagte Dähne. Es habe keine auffälligen Verletzungen gehabt, sei für die Jahreszeit normal ernährt gewesen und habe normal geatmet.
Klimawandel sorgt für Probleme
Wieso es auf Rügen Halt gemacht hatte, ist unklar. Es könne sein, dass das Walross einfach mal woanders hin gewandert sei, mutmaßt der Wissenschaftler. Es könne aber auch etwas mit dem Verlust von Lebensraum zu tun haben. Experten gingen davon aus, dass der Rückgang von Eis durch den Klimawandel zum Problem für die Tiere wird. "Wenn das Eis zurückgeht, dann gibt es einfach weniger Eiskante und weniger Eislöcher." Dort hielten sich die Tiere aber normalerweise auf.
Walrosse sind laut Deutschem Meeresmuseum überwiegend in den polaren Gebieten des Atlantiks und Pazifiks heimisch. Die nächstgelegene Region, in der Walrosse häufiger vorkämen sei in Norwegen, sagte Dähne. Das Atlantische Walross könne bis zu 3,50 Meter groß werden und etwa eine Tonne wiegen. Ihre Vettern im Pazifik seien größer.
Nach Rügen in Polen gesichtet
Wenige Tage nach der Stippvisite eines Walrosses auf Rügen ist auch an Polens Ostseeküste ein Tier gesichtet worden. Da es sich um die erste dokumentierte Sichtung eines Walrosses in der südlichen Ostsee handele, könne man mit "hundertprozentiger Sicherheit" davon ausgehen, dass es das gleiche Tier wie zuvor auf Rügen sei.
Walross auch in Lettland
Auch in Lettland ist im Juli zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ein Walross an der Ostseeküste gesichtet worden. Das Tier wurde von der lettischen Naturschutzbehörde begutachtet. Nach Angaben des Zoologen Vilnis Skuja ist das Tier zwar verletzt und offensichtlich unterernährt. Doch sei es nicht hilflos und benötige keine menschliche Hilfe, hieß es in der Mitteilung des Nationalparks. Die beste Hilfe für das Walross sei demnach, sich ihm nicht zu nähern, es nicht zurück ins Meer zu treiben, sondern es am Strand ungestört ruhen zu lassen.
Nach Angaben der lettischen Naturschutzbehörde handelt es sich möglicherweise um das gleiche Tier, das auch auf Rügen und in Polen für Aufsehen sorgte. Walrosse sind seltene Gäste in der Ostsee - sie sind überwiegend in den polaren Gebieten des Atlantiks und Pazifiks heimisch.
(APA, dpa)
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