AA

Erinnerungen erfüllen Vergangenes mit Leben

Gilla Cremer mit vielen lieben „Dingen“ wie einem Teppich, einem Bild ...
Gilla Cremer mit vielen lieben „Dingen“ wie einem Teppich, einem Bild ... ©Veranstalter
Saisonbeginn von „Applaus“ 2017/18 mit Einpersonenstück.

GÖTZIS  Die neue Saison der beliebten „Applaus“-Reihe für Theaterfreunde begann auf der Kulturbühne  ungewöhnlich. Die Besucher erwartete nämlich ein Einpersonenstück, das die Autorin und Schauspielerin Gilla Cremer 90 Minuten lang ohne Pause gestaltete (Regie: Dominik Günther). Der Titel. „Die Dinge meiner Eltern“. Die 1956 geborene deutsche Künstlerin Gilla Cremer mit dem geschmeidigen Körper einer Tänzerin arbeitete als Gast am Schauspiel Hannover und Thalia Theater Hamburg. Das gezeigte Stück ist aber eine Produktion der Kammerspiele Hamburg. Cremer ist seit 1987  hauptsächlich als Solistin mit ihren eigenen „Theater Unikaten“ im In-und Ausland unterwegs. Und der Monolog „Die Dinge meiner Eltern“ ist auch autobiografisch und stellt ein Mosaik an Erinnerungen dar, welche bei Räumung des Hauses der kürzlich verstorbenen Mutter bei der Tochter geistig präsent geworden sind.

Agnes steht im Haus ihrer verstorbenen Eltern, hier wuchs sie auf, erlebte sie die 60 Jahre dauernde Ehe ihrer Eltern. Nun geht´s ans Leeren, Räumen mit Entrümpelungstrupp und Abfallcontainer. Mutter hatte immer gesagt, man müsse alles „sterbefein“ hinterlassen und machte darüber penibel geführte lange Listen. Doch das „Räumen“ wird zur Qual, was soll bleiben, was entsorgt werden? Denn plötzlich sind die Gegenstände, die Agnes in Händen hält, voll lebendigem Leben von einst; vertraute Geschichten und Gerüche werden wach, Gewänder, Besteck, ein Teppich, massenhaft Bücher, alte Briefe, Tagebücher, Möbel usw. „sprechen“ plötzlich eine geheimnisvolle Sprache. Können, dürfen schöne Erinnerungen vernichtet werden? Gilla/Agnes überlässt dem Publikum die Antwort …

Fulminanter Monolog

Auf der Bühne ist eine große Pyramide beweglicher brauner Kartons aufgebaut (Ausstattung; Eva Humburg), die Gilla Cremer während ihrer Erzählungen immer wieder an entsprechende Orte verschiebt. Die Künstlerin versteht es beeindruckend, die hinterlassenen „Dinge“ ihrer Mutter verbal und mimisch (mit wenigen Gewändern) plastisch mit Leben zu erfüllen, sehr oft berührend-ernst, aber auch immer wieder mit liebender Ironie den toten Eltern gegenüber.

Ein sanfter musikalischer Background (Gerd Bellmann) rundete den gelungenen Auftakt der neuen „Applaus“-Saison ab. SCH

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Götzis
  • Erinnerungen erfüllen Vergangenes mit Leben