„Erdungen“: Wenn Kunst und Wissenschaft gemeinsame Wurzeln schlagen

Im Rahmen des Jubiläumsjahres Feldkirch einhundert widmet sich das Palais Liechtenstein einem besonderen Ausstellungsformat: dem Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft. Die Ausstellung „Erdungen“, die am Donnerstag, 10. Juli 2025 feierlich eröffnet wird, präsentiert die Ergebnisse einer intensiven Zusammenarbeit zwischen der bildenden Künstlerin Judith Saupper und der Mikrobiologin Nadine Präg. Beide stammen aus Feldkirch, beide haben sich in ihren jeweiligen Fachgebieten einen Namen gemacht – nun kreuzen sich ihre Wege im Rahmen dieses ungewöhnlichen Projekts.
Die Ausstellung „Erdungen“ ist Teil einer Ausstellungsreihe, in der sich Künstler:innen und Wissenschaftler:innen auf Augenhöhe begegnen, um aus ihren unterschiedlichen Perspektiven Themen des Zusammenlebens, der Natur und des Menschseins zu erkunden. Nach dem erfolgreichen Auftakt mit Barbara Husar und Michel G. Breitfellner, die sich dem Kosmos widmeten, steht nun die Beziehung des Menschen zur Erde im Fokus – im konkreten wie im übertragenen Sinn.
Wissenschaft trifft künstlerische Interpretation
Saupper und Präg analysieren dazu Bodenproben von geografisch wie emotional bedeutsamen Orten: Kindheitsorte wie Feldkirch, heutige Lebensmittelpunkte wie Innsbruck oder Parisdorf, Sehnsuchtsorte wie Chile, Island oder Irland, aber auch sogenannte „Unorte“, etwa Las Vegas. Letzterer wird als Außenstandort in der KUNSTBOX am Jahnplatz inszeniert.
Von der Erde zur Erinnerung: das Mikrobiom als Erzähler
Die Proben wurden mikrobiologisch untersucht, mit dem Hautmikrobiom der beiden Protagonistinnen verglichen und im Ausstellungsraum in Form von fotografischen Serien und freien, gezeichneten Diagrammen übersetzt. Drei Bilder pro Ort zeigen die „mikrobiellen Portraits“ der jeweiligen Böden – als wissenschaftliches Ergebnis, aber auch als visuelle, makroskopische Interpretation und Analyse. Unterschiedliche Zeitebenen – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – verschränken sich in diesem Konzept zu einem dichten Netz aus Verbindungen zwischen Mensch, Landschaft und Erinnerung.
Das Unsichtbare sichtbar machen
Was zunächst wie ein wissenschaftlicher Vorgang erscheint, entwickelt sich im Rahmen der Ausstellung zu einer sinnlich-intellektuellen Reflexion über Zugehörigkeit, Identität und Ort. Quallenartige Zeichnungen an den Wänden; genauer: frei dargestellte Mikroorganismen-Diagramme und das Spannungsfeld zwischen Haut und Boden, Körper und Raum, machen die unsichtbaren Verbindungen sichtbar Die zentrale Frage lautet: Lässt sich emotionale oder biografische Verbundenheit zu einem Ort im Mikrobiom nachweisen? Eine Frage, die künstlerisch wie wissenschaftlich berührt.
Ästhetik trifft Erkenntnis
Das Projekt will nicht nur ästhetisch faszinieren, sondern auch ein Bewusstsein dafür schaffen, wie sehr Mensch und Erde auf molekularer Ebene miteinander verbunden sind. Der Dialog zwischen Saupper und Präg ist dabei nicht nur interdisziplinär, sondern auch intermedial – zwischen Fotografie, Zeichnung und wissenschaftlicher Visualisierung.
Eröffnung mit Künstler:innengespräch
Die Ausstellung wird in mehreren Etappen eröffnet: Um 18 Uhr beginnt die Präsentation des Außenstandorts KUNSTBOX am Jahnplatz, anschließend um 19 Uhr die Eröffnung im Palais Liechtenstein. Um 20 Uhr findet das moderierte Künstler:innengespräch mit Judith Saupper und Nadine Präg statt – geleitet von Marlene Nowotny, Wissenschaftsjournalistin und Redakteurin bei Ö1. Das Gespräch bietet die Möglichkeit, tiefer in den Entstehungsprozess des Projekts einzutauchen und die Verflechtungen zwischen den beiden Fachdisziplinen hautnah mitzuerleben. Der Eintritt zur Ausstellung und zur Veranstaltung ist frei.
Projektpartner:innen und Unterstützer:innen
Die Ausstellung ist ein Projekt der Stadt Feldkirch im Rahmen des Jubiläums Feldkirch einhundert, in Kooperation mit der KUNSTBOX am Jahnplatz, unterstützt von der Raiffeisenbank Montfort und dem Land Vorarlberg.
Weitere Informationen: www.feldkirch-einhundert.at
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