Fahrig zündet er sich eine Zigarette an. Gestikuliert, artikuliert. Man könnte meinen, Stephan Kasimir sei nervös. Ob der bevorstehenden Premiere seiner ersten Theater-Inszenierung. Aber Stephan Kasimir spricht eigentlich immer mit seinem ganzen Körper. Und wirkt irgendwie immer ein wenig so, als müsste er noch so schnell wie möglich irgendwohin.
Über seinen Vater wolle er zur Abwechslung einmal nicht sprechen, sagt er. Über den augenscheinlich so naheliegenden Weg vom Schauspieler-Sohn zum Theaterregisseur. Denn eigentlich wollte er ja immer Fußballer werden. Die österreichische Nationalmannschaft bei der EM-Eröffnung als Kapitän anführen, mit der Nummer zehn auf dem Rücken, sagt er mit gespielt versonnenem Blick. Und lacht: Das könnt ihr ruhig so schreiben!
Wollte inszenieren
Irgendwie gelangte Kasimir dann aber doch – über die Literatur – zum Theater. Assistierte jahrelang den Regisseuren an verschiedenen Häusern in Hamburg und Berlin. Hatte auch das irgendwann satt. Ich wollte selber inszenieren, sagt er. Und Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig vom Theater Kosmos in Bregenz gaben ihm die Chance dazu. Heute Abend wird die Premiere seiner ersten Inszenierung von Zwillingsbrut am Theater Kosmos gefeiert.
Damit sind die beiden Theaterleiter sicher auch ein Risiko eingegangen. Die Qualität, mit der diese Verantwortung an mich übergeben wurde, schätze ich sehr – besser könnte es gar nicht laufen, befindet der Bregenzer. Kasimir zieht an seiner Zigarette. Komisch ist: Jetzt bin ich unvermittelt der junge Regisseur aus Bregenz, der Sohn des Schauspielers, ,Vorarlberger, über den man sprichtÑ. Plötzlich geht es um meine Person – und die finde ich nicht so spannend, schüttelt er den Kopf. Es sind doch die Schauspieler, die viel wichtiger sind, lächelt Stephan Kasimir etwas verlegen.
Ich mache ja kein Regietheater. Ich mache Schauspielertheater. Wir sind ein Team, da kommen die Einflüsse von den Ausstattern, den Schauspielern – ich steuere sie nur, schnüre sie zu einem Paket. Natürlich innert des Grundgerüsts, das ich vorgebe, sagt er. Und seine Bescheidenheit hat mit Koketterie nichts zu tun.
Vor der Premiere selbst, den Reaktionen hat er keine so große Angst, versichert Stephan Kasimir. Bei der Generalprobe gebe er das Stück an sein Ensemble ab, habe keinen Einfluss mehr darauf. Nur dieser eine Moment, wenn ich zum Applaus raus muss, quält mich schon jetzt. Für die Schauspieler ist das die Belohnung, aber nicht für mich, sagt er. Und schluckt. Die Premiere von Zwillingsbrut von Nicky Silver in der Inszenierung von Stephan Kasimir findet heute Abend im Kosmos Theater in Bregenz statt. Infos: www.theaterkosmos.at.
ZUR PERSON
Beruf: Regisseur
Wohnort: Wien
Geboren: 5. November 1979
Familie: ledig
Laufbahn: Regieassistenzen am Altonaer Theater, den Hamburger Kammerspielen, am Theater am Kampnagel, am Berliner Kurfürstendamm.
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