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Equal Pay Day 2019: Ab heute arbeiten Frauen umsonst - Kluft schon im Studium

Am 21. Oktober ist der Equal Pay Day 2019 - ab heute arbeiten Frauen im Vergleich zu Männern umsonst.
Am 21. Oktober ist der Equal Pay Day 2019 - ab heute arbeiten Frauen im Vergleich zu Männern umsonst. ©Pixabay.com (Sujet)
Es ist wieder soweit: Am 21. Oktober findet der Equal Pay Day 2019 statt. Das bedeutet, dass der Durchschnitt der Männer am diesem Tag bereits das Gehalt erhalten haben, für das der Frauen-Durchschnitt noch bis Ende des Jahres arbeiten muss. Eine Studie zeigt, dass diese Kluft schon im Studium entsteht.
Equal Pay Day: Unterschiedliche Erwartungen

Wie die von StepStone und Universum durchgeführte Erhebung zeigt, erwarten Frauen bereits während ihres Studiums ein deutlich niedrigeres Einstiegsgehalt als ihre männlichen Kollegen. Für die österreichweit durchgeführte Studie wurden über 10.000 Studierende befragt.

Unterschiedliche Einkommenserwartungen je Studienrichtung

Im Schnitt gaben sich dabei die Frauen mit rund 6.000 Euro weniger Jahresgehalt zufrieden, als ihre männlichen Kollegen. Besonders ausgeprägt zeigte sich die Kluft in den Naturwissenschaften: Hier wollen männliche Studierende ein Jahreseinkommen von rund 38.000 Euro erhalten, während sich Frauen mit 7.000 Euro weniger pro Jahr zufrieden geben.

In wirtschaftlichen Studiengängen beträgt die Einkommensschere rund 5.000 Euro. In Engineering und IT sind es hingegen "nur" 4.000 Euro.

"Frauen wird früh beigebracht, nicht zu hoch zu stapeln"

"Wieder einmal bestätigt sich, dass die unterschiedlichen Lohnniveaus hartnäckig in den Köpfen verankert sind", kommentiert Rudi Bauer, Geschäftsführer von StepStone Österreich, das Ergebnis der Studie. "Frauen wird schon früh beigebracht, beim Thema Gehalt ja nicht zu hoch zu stapeln."

Fragt man nach den Wünschen an den Arbeitgeber verdeutlicht sich das Ergebnis der Erhebung: Während sich männliche Studenten ein hohes Einkommen in der Zukunft, Führungskräfte, die ihre Entwicklung fördern und attraktive und interessante Produkte oder Dienstleistungen wünschen, haben bei Frauen vor allem vielfältige Arbeitsaufgaben, ein freundliches Arbeitsumfeld und ein respektvoller Umfang hohe Priorität.

Zögerlichkeit bei Gehalterhöhung kontraproduktiv

Auch bei der Frage nach einer Gehaltserhöhung verhalten sich Frauen wesentlich zögerlicher, als Männer, zeigt die Studie - und das zum Leidwesen des weiblichen Geschlechts: "Wenn junge Frauen in Gehaltsverhandlungen aber keine höheren Einkommen fordern, wird sich die reale Kluft kaum verringern", so Bauer.

Tatsächlich geht die Gehaltsschere immer weiter auf. Die Lohnsteuerstatistik bestätigt, dass Frauen österreichweit im Schnitt 19,7 Prozent weniger verdienen, als die Männer. Laut einer Erhebung des Städtebunds liegt das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern in Österreich bei 52.003 Euro, bei Frauen bei 41.785 Euro.

In Österreich werden seit Jahren zwei Tage der Einkommensgerechtigkeit begangen, was auf die Berechnungsmethode zurückzuführen ist. Neben dem Oktobertermin gibt es somit auch einen Equal Pay Day im Februar.

Aktion gegen ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit

Arbeiterkammer, Gewerkschaftsbund und die Wiener Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) haben am Montag mit einer Medienaktion in Wien auf den österreichweiten Equal Pay Day und die ungleiche Verteilung von unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern aufmerksam gemacht. Sie forderten unter anderem mehr Lohntransparenz in Betrieben sowie einen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen.

Bei einem Infostand auf der Mariahilfer Straße erhielten Passanten einen Haushaltsplan zum Ausfüllen, der helfen soll, Hausarbeit fair zu organisieren. AK-Präsidentin Renate Anderl sprach sich gegenüber der APA außerdem für mehr Lohntransparenz auf betrieblicher Ebene aus. Hier müsse "nachjustiert" werden. Aktuell sind nur Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern verpflichtet, einen Einkommensbericht zu erstellen. Zur Kontrolle dieser Berichte brauche es zudem eine unabhängige Kommission, forderte Anderl.

Equal Pay Day: Forderungen aus Politik und den Gewerkschaften

Um die Einkommensschere zu schließen, forderten die Grünen am Montag einen Nationalen Aktionsplan. "Österreich ist hier ein frauenpolitisches Rückschrittsland, dabei könnten wir Vorbild sein", kritisierte die designierte Nationalratsabgeordnete Ewa Ernst-Dziedzic in einer Aussendung. Sie sprach sich für eine deutliche Anhebung der Gehälter in Dienstleistungsbereichen wie Gesundheit, Pflege und Soziales aus.

Auch für die Gewerkschaft GPA-djp ist die wichtigste Maßnahme zur Schließung der Lohnschere die Anhebung von Gehältern in frauendominierten Branchen. "Nicht zuletzt deshalb fordern wir im Handel eine saftige Gehaltserhöhung, 100 Euro mehr auf Vollzeitbasis", sagte Bundesvorsitzende Barbara Teiber laut einer Aussendung.

"Diese skandalöse Schieflage muss endlich ein Ende finden", forderte auch Monika Vana, Delegationsleiterin der österreichischen Grünen im EU-Parlament. "Wir brauchen mehr Einkommenstransparenz, bessere Sanktionen bei Lohndiskriminierung und die Koppelung von Auftragsvergaben an Gleichstellungspläne in Unternehmen."

Der Seniorenbund wies in einer Aussendung darauf hin, dass die Minderbezahlung von Frauen "weitreichende und langfristige Konsequenzen" hat. "Aus Lohnungleichheit entsteht Altersarmut", warnte Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec.

Auch die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) machte auf die "immer noch gravierenden Benachteiligungen von Frauen bei den Löhnen" aufmerksam. In einer männlich dominierten Berufswelt würden fehlende Vorbilder und Netzwerke insbesondere marginalisierte - so auch muslimische - Frauen treffen.

Die Jugendorganisationen der SPÖ veranstalteten Montagfrüh eine Protestaktion vor dem Parlament unter dem Motto "Frauen, legt die Arbeit nieder!". Sie fordern eine gesetzliche Regelung nach dem Vorbild Islands, wo Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeitern belegen müssten, dass sie weibliche und männliche Angestellte gleich entlohnen.

Für ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann muss vor allem bei der Kinderbetreuung angesetzt werden, um die Lohnschere zu schließen. "Für mich ist der Knackpunkt die sogenannte 'unbezahlte Arbeit' - sprich Kindererziehung, Pflege und Haushalt", sagte Schumann. Sie pochte auf den österreichweiten, flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. "Wir müssen so früh wie möglich ansetzen", betonte Gaal. Mädchen müsse schon früh das Selbstbewusstsein mitgegeben werden, dass sie sich alles zutrauen können und sie müssten auch für technische und wissenschaftliche Berufe begeistert werden.

(Red.)

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