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Eo - Kritik und Trailer zum Film

Einmal die Welt aus den Augen eines Esels betrachten. Wer das schon immer wollte, hat mit Jerzy Skolimowskis Film "Eo" Gelegenheit dazu. Der polnische Regisseur schickt ein Grautier auf einen unfreiwilligen Roadtrip rund um die Welt, wofür er mit dem Jury-Preis in Cannes ausgezeichnet wurde. Leid und Glück, Surreales und Nüchternes wechseln hier in rascher Folge. Ebenso wie auf den Zirkus der Schlachthof folgt.

Tierische Porträts boomen im Kino. "Gunda" spürte im Vorjahr einem Hausschwein nach, "Cow" begleitete heuer das Leben einer Mutterkuh. Und mit "EO" ist nun ein Esel an der Reihe. Der polnische Regisseur Jerzy Skolimowski schickt in seinem beim Filmfestival in Cannes mit dem Jurypreis ausgezeichneten Spätwerk das Grautier auf eine unfreiwillige, erlebnisreiche Reise, die nicht nur für Eo ein Wellenbad der Gefühle bereit hält. Ab Donnerstag im Kino.

Eo - Kurzinhalt zum Film

Eo ist ein Zirkusesel. Gemeinsam mit seiner liebevollen Besitzerin Magda, die unter dem Künstlernamen Kasandra auftritt, sorgt er mit einer visuell aufregenden Show für Begeisterung im Publikum. Weniger aufregend sind seine Ausfahrten zum Schrottplatz, wo er auch schon mal von einem skeptischen Hund angebellt wird. Eo quittiert das mit unruhig wackelnden Ohren. Ansonsten lässt sich der Unpaarhufer mit grauem Fell und Stehmähne kaum eine Regung entlocken - offenbar ein Anhänger des Stoizismus. Als er eines Tages aufgrund einer Anordnung, die Zirkustiere verbietet, seiner Besitzerin entwendet wird, entlockt es ihm dann aber doch eine Träne.

Er findet sich auf einem Gestüt wieder, wo kräftige Pferdekörper eingeseift, gepflegt und gehegt werden. Trotz der Luxusbehandlungen entpuppen sich die Rösser als äußerst aufgeregt. Sie schnauben, wiehern, zerren an ihren Zügeln. Für Eo, der Ausrüstung durch die Gegend schleppen muss, ist das zu viel. Er nimmt Reißaus und findet sich kurze Zeit später umgeben von vielen anderen Eseln. Gemeinsam halten sie für Streicheleinheiten und Wanderungen zu therapeutischen Zwecken her. Aber auch dieser Job ist nur von kurzer Dauer. Denn seine frühere Besitzerin stöbert ihn an seinem Geburtstag auf, füttert ihm einen heiß geliebten Karottenmuffin und bricht schon bald schweren Herzens wieder auf. Eo kann und will das nicht akzeptieren. Er bahnt sich einen Weg aus seinem Gehege und nimmt die Verfolgung auf. Anstatt bei Magda landet er jedoch in einem tiefen Wald - bei weitem nicht die letzte Station seiner Odyssee.

Eo - Die Kritik

Neben Eo, dessen Gefühle optisch und akustisch gelungen festgehalten werden, ist die Natur zweiter Hauptdarsteller in Skolimowski Streifen. Ruhige Landschaftsaufnahmen treffen auf Lichtspiele oder auch die Reise einer Kröte im Fluss. Die originelle Kameraführung (Michał Dymek) und der stimmige Soundtrack lassen diese Durchschnaufpausen nicht als Lückenfüller wirken. Ebenso sorgen in bedrohliches Rot getauchte Albträume des Esels wie auch dezent, aber sehr treffsicher eingestreuter Humor für Erfrischung.

Zu lachen gibt es für einen Großteil der Nutztiere erfahrungsgemäß wenig. Auch Eo steuert auf ein absehbares Ende zu, was angesichts zahlreicher überraschender Wendungen nicht weiter stört. So mancher Ausritt des 90-minütigen Films - ausgerechnet ein Gastauftritt von Isabelle Huppert - gerät dann aber doch etwas unschlüssig.

Skolimowski nutzt die poetisch angehauchte, unfreiwillige Reise, um eine systemkritische Botschaft zu übermitteln. Das Tier als bloßer Zweck ist ihm ein Dorn im Auge. Dass manche sich dieser Sichtweise bereits angeschlossen haben, blendet er in seinem gelungenen melancholischen Werk nicht aus. Und wer weiß: Vielleicht vergeht dem einen oder anderen mit "EO" die Lust auf Eselsalami.

(APA/Red)

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