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England-Trainer befiehlt seinem Team ein Tor herzuschenken

Denkwürdige Fair-Play-Aktion von Marcelo Bielsa
Denkwürdige Fair-Play-Aktion von Marcelo Bielsa ©AP
Leeds-Trainer Marcelo Bielsa wies seine Mannschaft an, den Gegner widerstandslos ein Tor schießen zu lassen. Hier die ganze Geschichte dazu.

Marcelo Bielsa gilt im internationalen Fußball seit langer Zeit als einer der verrücktesten Trainer (“El Loco”). Auch am Wochenende zog der Südamerikaner eine völlig verrückte Aktion ab. Er schenkte der gegnerischen Mannschaft freiwillig ein Tor. Was ihm weltweit viel Anerkennung einbrachte … vor allem von der gegnerischen Mannschaft.

Folgendes ist passiert

Marcelo Bielsa traf am Wochenende mit seiner Mannschaft Leeds United in der zweiten englischen Liga auf Aston Villa. Im Kampf um den Aufstieg in die Premier League schoss seine Mannschaft das 1:0, aber nur deswegen weil,  im wahrsten Sinne des Wortes, das Fair Play von seinen Spielern mit Füßen getreten wurde.

Denn während ein Spieler von Gegner Villa verletzt am Boden lag, spielte seine Mannschaft weiter (anstatt den Ball fairerweise ins Aus zu schießen) und erzielte ohne viel Gegenwehr das Führungstor. Das Team von Aston Villa hatte den Spielbetrieb zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Verletzung weitestgehend eingestellt. Laut den internationalen Fair Play Regeln im Fußball ein absolutes “No-Go-Tor”. Die Spieler von Aston Villa regten sich klarerweise furchtbar über die unfaire Aktion auf. Akteure beider Teams gingen in Folge der Streitigkeiten heftig aufeinander los. Minutenlange Diskussionen folgten. Keiner wusste so recht, inklusive der Schiedsrichter, was in so einem Fall zu tun ist. Doch laut den Regeln zählte das Tor und konnte nicht zurückgenommen werden.

“Gebt das Tor”

Leeds-Trainer Marcelo Bielsa tat nun etwas ganz Außergewöhnliches. “Gebt das Tor” – rief er vor Wiederanpfiff mehrfach seinen Spielern zu. Bielsa befahl seiner Mannschaft, ein 1:1 ohne Gegenwehr hinzunehmen. Seine Spieler waren zuerst von diesen ungewöhnlichen Worten des Fair Plays überrascht, gehorchten aber ihrem Trainer und stellten wie gewünscht den Spielbetrieb ein. Dadurch konnte Aston Villa das unfaire Leeds-Tor sofort nach Wiederanpfiff ausgleichen.

Nur Leeds-Verteidiger Pontus Jansson wollte entgegen den Anweisungen als Einziger seiner Mannschaft das Ausgleichstor vereiteln. Doch allein auf weiter Flur in einer Mannschaft von “erstarrten Salzsäulen” konnte er das kurioseste Tor der diesjährigen Fußball-Saison nicht verhindern.

Ähnlicher Fall im österreichischen Fußball

In Österreich hatte es in der Ära Frank Stronach einen ähnlichen Fall gegeben. Austria Wien, wo Stronach damals Präsident war, erzielte im August 2000 ein skandalumwittertes Tor. Und zwar durch Stürmer Christian Mayrleb im Spiel gegen SW Bregenz.

Der Bregenzer Jan-Ove Pedersen drosch damals den Ball absichtlich ins Aus, weil sein Kollege Jiří Rosický verletzt am Boden lag. Nach der Verletzungspause passierte Folgendes: Die Austria will Bregenz den Ball zurückgeben, spielt ihn zurück zum Bregenzer Torhüter, wie es sich gehört. Als dieser den Ball entgegennehmen will, spritzt plötzlich aus dem Nichts Christian Mayrleb dazwischen und schießt ein Tor.

Ein grober unsportlicher Verstoß, der seinerzeit weit über die Landesgrenzen hinaus für viel Aufregung sorgte. Woraufhin Frank Stronach das Spiel wiederholen ließ, weil er damals nicht nur Austria- sondern gleichzeitig auch noch Bundesliga-Präsident war.

Der legendäre Bregenz-Regisseur Erik Regtop sagte damals über das Skandaltor (siehe Bielsa): “Wenn ich Trainer wäre vom Gegner würde ich sagen: Jungs, lasst Bregenz das 2:2 machen.”

Von Daniel Hoffmann / VOL.AT 

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