AA

England "quälte" sich

Ausgerechnet der zuletzt scharf kritisierte Kapitän David Beckham erlöste am Sonntag den schwer enttäuschenden Favoriten im Achtelfinale gegen Außenseiter Ecuador.

Mit einem gefühlvollen Freistoß (60.) schoss Beckham die Engländer vor 52.000 Zuschauern in Stuttgart zu einem 1:0-Sieg und in die Runde der besten acht Teams, in der am Samstag (17:00) der Sieger der Abendpartie Portugal-Niederlande wartet.

Beckham war nach schwachen Auftritten in der Gruppenphase in die Schusslinie der Medien geraten. Nur Flanken und Standardsituationen seien zu wenig, so seine Kritiker. „Becks“ Verhältnis zu Teamchef Sven-Göran Eriksson war Hauptthema vor dem Achtelfinale, sein Stammplatz in Frage gestellt worden. Doch Eriksson setzte wie immer auf seinen Star und lag goldrichtig. Ein gefühlvoller Schuss mit seinem genialen rechten Fuß sicherte dem selbst ernannten Mitfavoriten per Standardsituation den Aufstieg.

Die Kritik an Eriksson wird nach der nächsten enttäuschenden Leistung der Engländer aber wohl nicht verstummen. Denn so wie in der Vorrunde blieb sein Team auch gegen die Südamerikaner farblos. Will der Weltmeister von 1966 erstmals seit 1990 wieder in ein WM-Halbfinale, ist wohl eine Leistungssteigerung notwendig.

Eriksson bot nach dem verletzungsbedingten WM-Aus von Stürmer Michael Owen ein Fünfer-Mittelfeld hinter Solo-Spitze Wayne Rooney auf. Doch trotz hochkarätiger Besetzung setzten die hoch gelobten Beckham, Gerrard oder Lampard kaum Akzente. Das Team der „Three Lions“ war zwar optisch überlegen, allerdings waren wenig Tempo und Ideen hinter den Aktionen. Stürmerstar Rooney hing völlig in der Luft und hatte in der ersten Hälfte gerade ein Dutzend Ballkontakte.

Während England nur durch harmlose Schüsse Ecuadors Torhüter Cristian Mora beschäftigten, hatte Ecuador die einzige große Chance der ersten Spielhälfte. Nach einem schweren Terry-Fehler zog Carlos Tenorio in den Strafraum, Ashley Cole konnte sich aber gerade noch in dessen Schuss werfen und den Ball an die Latte lenken (11.).

Nach einer enttäuschenden Stunde schlugen die Engländer aber bezeichnenderweise durch eine Standardsituation zu, als Beckham einen Freistoß aus 28 Metern genau ins kurze Eck zirkelte. Mora kam nicht mehr richtig an den Ball. Eine Erlösung für Beckham und offensichtlich auch für die gesamte Mannschaft.

Die Engländer nützten danach die größeren Räume und tauchten mehrmals gefährlich vor dem Tor von Ecuador auf. Die größte Chance auf die Vorentscheidung vergab Steven Gerrard in der 73. Minute. Doch die Eriksson-Elf brachte den knappen Vorsprung auch so sicher über die Zeit.

  • VOL.AT
  • Fußball-WM 2006
  • England "quälte" sich