Endlich restauriert: Warum die Pfarre Mariahilf 50 Jahre lang kein Taufbecken hatte

Darum geht's:
- Über 50 Jahre fehlte der Pfarrkirche Mariahilf in Bregenz ein Taufort.
- Das originale Taufbecken wurde restauriert und gesegnet.
- Kosten für die Restaurierung belaufen sich auf rund 25.000 Euro.

Über 50 Jahre lang war die Pfarrkirche Mariahilf eine der wenigen im Ländle ohne Taufbecken. Das originale Becken wurde jetzt restauriert. Doch wie kam es, dass die Kirche keinen Taufort mehr hatte? VOL.AT hat bei Gemeindeleiter Thomas Berger-Holzknecht nachgefragt.

Das mysteriöse Verschwinden des Taufbeckens
1931 wurde die Pfarrkirche im Bregenzer Stadtteil Rieden-Vorkloster geweiht. Zu ihr gehörte auch ein Taufbecken aus blauer Keramik. Es wurde von derselben Künstlerin gestaltet, die auch das Stuckfries mit marianischen Symbolen rund um das Deckenfresko und die Madonnenfigur mit Kind unter dem Baldachin gestaltete. Das Taufbecken wurde wohl so wenig genutzt, dass es beim Umbau 1980 aus der Kirche verschwand. Auch die Platzierung in der vorderen linken Seitennische dürfte daran mit schuld sein, wie Berger-Holzknecht erklärt. Bereits 2008 kam eine Diskussion über einen passenden Taufort auf. Nach der Pensionierung des damaligen Pfarrers wurde das Vorhaben jedoch nicht weiterverfolgt.



Wiederentdeckung im Keller und Geschichte der Künstlerin
Das Becken wurde zwar aus dem Keller geholt, stand aber lange ohne Verwendung in der Kirche. Auf Initiative von Kaplan Cliford Antony entschlossen Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenrat, das Taufbecken restaurieren zu lassen. Das Becken, das im Atelier Mayer in Fußach fachgerecht restauriert wurde, hat einen neuen Platz in der linken Apsis – der Nische auf der linken Seite der Kirche – gefunden. Nach einem Entwurf von Diözesanbaumeister Markus Fulterer erhielt das Becken ein Podest und einen Sockel aus demselben Stein, der etwa auch beim Altar verwendet wurde.
Das Becken stammt von einer Wiener Keramiktechnikerin, die damals beim Bau an der Kirche mitarbeitete. Von ihr stammen auch das Stuckfries mit marianischen Symbolen rund um das Deckenfresko und die Madonnenfigur mit Kind unter dem Baldachin. "Es gibt in dem Baubericht no na ned die Geschichte zur Gudrun Baudisch. Weil die Frau hat offensichtlich in einem blauen Arbeitshäs mit Hose gearbeitet und geraucht bei der Arbeit", meint Berger-Holzknecht und lacht. "Und der Kaplan, der diese Kirche gebaut hat, hat in der Chronik noch geschrieben, dass die Dorfjugend doch auf einmal öfter in der Kirche war, weil sie eigentlich immer wieder mal schauen gekommen sind, wenn die Frau bei der Arbeit war."



Die hohen Kosten der Restaurierung und Neugestaltung
Die Kosten für Restaurierung und Neugestaltung liegen bei rund 25.000 Euro, wie der Gemeindeleiter gegenüber VOL.AT informiert. Er sei selbst etwas überrascht gewesen, gibt er zu verstehen. "Als wir das Projekt gestartet haben, bin ich von einer Restaurierung ausgegangen und die wäre eigentlich nicht so teuer. Mit 4.000 Euro ist man da mit dabei", meint er. Das Teure sei der Steinaufbau, der nötig geworden sei, da das Becken aufgrund seines alten Standorts an einer Wand selbst keine Rückwand hatte. Auch Wand und Licht musste neu eingerichtet werden. "Wir sind eine Pfarre ohne Rücklagen, das heißt wir müssen jetzt wirklich schauen, dass wir diese 25.000 Euro in diesem Jahr aufbringen", so Berger-Holzknecht. Rund 5.000 Euro werden in Form von Förderungen von Diözese, Stadt, Land und Denkmalamt erwartet. Neben dem Beitrag von pfarrlichen Gruppen (Flohmarkt, Pfarrcafé und Männerrunde) und Aktionen des Pfarrgemeinderates sei man auf Unterstützung und Spenden aus der Pfarrgemeinde angewiesen, so Berger-Holzknecht.
Video: Altes Taufbecken wiederentdeckt


Bischof Benno segnete das Becken
Am Samstag, dem Dreikönigstag war es schließlich so weit: Das neue alte Taufbecken wurde feierlich eingeweiht. Nicht nur die Sternsinger, sondern auch Bischof Benno Elbs schauten in der Pfarrkirche vorbei. Der Taufort wurde im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes von Bischof Benno gesegnet. In seiner Predigt wies er darauf hin, wie besonders die bewusste Entscheidung für den christlichen Glauben sei. Danach wurde gleich eine ganze Familie (vier Erwachsene, zwei Jugendliche und ein Baby) vom Bischof getauft. Die vier Erwachsenen erhielten zudem das Sakrament der Firmung.


Komplette Familie wurde getauft
Eineinhalb Jahre lang habe man sich im Vorfeld mit der Flüchtlingsfamilie getroffen, die sehr interessiert und wissbegierig an das Ganze herangegangen sei, so Berger-Holzknecht. "Sie sind auch schon sehr gut in die Pfarre integriert, muss man sagen. Die Mädchen ministrieren schon, sie machen beim Pfarrcafé mit, bei unterschiedlichsten Sachen." Die Idee, sich als Erwachsener neu zu orientieren, für das Christentum zu entscheiden und sich taufen zu lassen, sei etwas Besonderes. "Weil wir alle als Kinder schon getauft wurden. Als Vorarlberger bist du es nicht so gewöhnt."
(VOL.AT)
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