Die Strapazen der Rückkehr von Japan nach Vorarlberg stehen den beiden noch buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Immerhin mussten Katrin und Norio Yamaguchi mit ihrem fünfmonatigen Sohn Yoshua in den Armen dafür eine mehrtägige Reise in Kauf nehmen. Auch zum Kofferpacken blieb der Familie nicht mehr viel Zeit: Sie besitzen derzeit nicht viel mehr als die Kleider, die sie am Leib tragen.
Sogar am Fußboden im Flughafen von Tokio musste die Familie lange Stunden verharren, bevor sie den Flieger nach Europa besteigen durften. Jetzt, im Eigenheim der Mutter, zeigt sich Katrin allmählich erleichtert. Endlichfühlenwirunswiedersicher, seufzt die junge Mutter, die seit zwei Jahren mit ihrem Mann Norio in der Kleinstadt Inawashiro gelebt hat. Und dort gemeinsam mit Norio, der über zehn Jahre hinweg am Sonnenkopf als Skilehrer tätig war, eine Zukunft mit einer Pension samt Skischule aufbauen wollte.
Jetzt haben das mächtige Beben und die drohende Atomkatastrophe die Pläne der beiden so gut wie zunichte gemacht. Das rund 100 Kilometer vom todbringenden Atomkraftwerk Fukushima entfernte Städtchen sei zwar vom Tsunami verschont geblieben, dafür hätten die Häuser fürchterlich gebebt, schildert die junge Frau die Schrecksekunden. Und die ganze Nacht durch ist es zu starken Nachbeben gekommen. Die Mauern der Pension hätten schwer unter den Erschütterungen gelitten und würden tiefe Risse aufweisen.
Zum Aufbruch nach Götzis hätte sie der rauchende Atommeiler gebracht. Ich habe unzählige E-Mails von Freunden bekommen, die mich auf die drohende Gefahr hingewiesen haben. Dann habe ich mir gedacht: Wenn wirklich etwas Schlimmes passiert, dann sind wir zu spät und kommen nicht mehr weg aus Japan. Darüber hinaus bin ich Mutter eines kleinen Kindes, umschreibt die junge Frau die Gründe für den abrupten Aufbruch nach Vorarlberg. In Inawashiro selbst hätte selbst bei ihrer Abreise noch ziemlich große Ruhe geherrscht, erzählt Katrin. Eine ganze Reihe von Freunden, darunter auch Amerikaner, sind noch in Japan verblieben. Auch auf der Fahrt durch Tokio zum Flughafen sei ihr wenig Nervosität unter den Passanten auf der Straße aufgefallen. Derzeit ist es für die junge Frau allerdings unvorstellbar wieder nach Japan zurückzukehren. Ich hätte viel zu große Angst. Mein Mann ist allerdings hin- und hergerissen, weil seine ganze Familie in Japan verblieben ist. Deshalb telefonieren wir eigentlich täglich mit Mitgliedern seiner Familie.
Wie verarbeitet man derartige Schreckensnächte? Angstgefühle, erzählt Katrin, seien ohnehin seit dem Beben allgegenwärtig. Vor allem dann, wenn ich alleine bin und niemand um mich ist. Dann habe ich das Gefühl, als würden die Wände abermals vibrieren. Über eine Rückkehr nach Japan, wenn auch erst in fünf Jahren, habe sie noch nicht nachgedacht, erzählt die gebürtige Götznerin im Gespräch mit den VN. Ich mag gar nicht daran denken, wieder von vorne zu beginnen und unsere Pension abermals neu aufbauen zu müssen. Wir hatten ja erst vor zwei Jahren bei Null begonnen. Im Mittelpunkt stehe jetzt in erster Linie die Gesundheit und das Wohlergehen ihres kleinen Sohnes, betont Katrin Yamaguchi.
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