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Emser Spirkenhochmoor Schollenschopf renaturiert

87 Stauwände sollen das Wasser im Moor halten.
87 Stauwände sollen das Wasser im Moor halten. ©Stadt Hohenems
Weil "rechtlicher Schutz" alleine nicht mehr reichte, hat die Stadt Hohenems die seit 2018 geplanten Maßnahmen zur Renaturierung des Spirkenhochmoors umgesetzt.
Arbeiten im Spirkenmoor Schollenschopf
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„Hauptursache für die sukzessive Austrocknung der Moore ist das Bestreben nach Intensivnutzung und ‚Kultivierung‘ der Natur. Im Jahr 2000 wurden das Hohenemser Spirkenhochmoor Schollenschopf aufgrund seines ökologischen Wertes zum örtlichen Schutzgebiet erklärt. Trotzdem wurde in den letzten Jahren deutlich klar, dass „rechtlicher Schutz“ alleine hier nicht mehr reicht, um diesen österreichweit besonderen Naturraum zu erhalten,“ so Bürgermeister Dieter Egger.

Stauwände werden eingebaut

„Seit 2018 ist die Planung zur Renaturierung des drei Hektar großen Spirkenhochmoores in vollem Gange. Zahlreiche Begehungen und Untersuchungen haben gezeigt, dass die durch das ganze Moor gezogenen Drainagegräben den Naturraum kontinuierlich austrocknen. Zum jetzigen Zeitpunkt hat das Moor eine Torfmächtigkeit von bis zu sechs Metern und ist in seinem Zentrum in einem noch recht guten Zustand. Am Randbereich sind schon deutlich negative Entwicklungen zu erkennen: dichterer Kronenschluss, Einwanderung von Fichten und in weiterer Folge das Verschwinden der hochmoortypischen Arten“, erklärt Umweltstadtrat Gerhard Stoppel.

An rund 13 Gräben wurden 87 Stauwände – entspricht etwa 850 m² Holz – mittels „Moorbagger“ eingebaut, um das Wasser im Moor zu halten. Eine ökologische Bauaufsicht hat den ganzen Prozess von der Planung bis zur Umsetzung betreut.

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Stabiler Zustand wiederhergestellt

„Moore sind enorme CO2-Speicher. Durch die Entwässerung werden große Mengen an gespeichertem Kohlenstoff freigesetzt. Es ist daher anzunehmen, dass das Spirkenhochmoor durch diese Renaturierungsmaßnahmen – durch Einsetzen von Spundwänden in die Gräben – wieder in einen stabilen, natürlichen Zustand gebracht, der Wasserhaushalt des Moores stabilisiert und somit der CO2-Ausstoß eingedämmt werden kann“, unterstreicht der Umweltstadtrat die Wichtigkeit des Projektes.

Monitoring

Auch das Amt der Vorarlberger Landesregierung unterstützt die Stadt Hohenems aufgrund der Besonderheit des Projektes mit 50 Prozent der anfallenden Kosten.

Ein künftiges Monitoring soll die Entwicklungen des Moores sichtbar machen und in einem jährlichen Bericht festgehalten werden. Unterstützt und auch teils finanziell getragen wird dieses Monitoring von der inatura Erlebnis Naturschau GmbH.

Im Zuge der Renaturierungsarbeiten wurde auch ein frei zugänglicher Besuchersteg angelegt. Das eigentliche Schutzgebiet soll so für alle (er)lebbar werden, ohne es durch Tritte zu beschädigen. Der Steg dient auch als Informationsplattform und informiert mittels Schildern über das sensible Projekt.

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Reibungsloser Ablauf

„Die Umsetzung der Renaturierung war wirklich ein Erfolg – die Zusammenarbeit zwischen der Umweltabteilung, der ökologischen Bauaufsicht, der Forstabteilung und dem ausführenden Baggerunternehmen hat sehr gut geklappt. Auch das Wetter hat mitgespielt – die Arbeiten Mitte November so reibungslos durchzubringen war schon auch Glück. Auch der Besuchersteg ist sehr gut gelungen. Besser hätte es schlussendlich dann nicht laufen können. Ich bin gespannt, wie sich das Moor entwickeln wird. Die Wirkung der Spundwände ist aber schon jetzt sichtbar. Das anschließend geplante Monitoring wird definitiv spannend werden“, fasst Bürgermeister Dieter Egger das Projekt abschließend zusammen.

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Was Moore so besonders macht

  • Moore sind Relikte aus längst vergangenen Zeiten und entstanden vor etwa 10.000 Jahren nach der letzten Eiszeit.
  • Sie speichern 30 % des weltweiten Bodenkohlenstoffs, obwohl sie nur etwa 3 % Landoberfläche einnehmen.
  • Moore sind somit wichtige Kohlenstoffspeicher und daher Treibhausgas-Senker.
  • Intakte Moore wachsen etwa einen Millimeter pro Jahr.
  • Der Schollenschopf hat eine Torfmächtigkeit von ca. sechs Metern – somit ist das Moor mindestens 6.000 Jahre alt.
  • Rund 250.000 ha waren vor einigen Jahrhunderten in Österreich noch Moorfläche, übrig sind noch um die 20.000 ha, der Rest wird meist land- und forstwirtschaftlich genutzt.
  • Somit sind 2/3 der Moore Österreichs gestört, d.h. ihre Wasserversorgung ist nicht mehr intakt.
  • Ein trockengelegtes Moor entspricht beispielsweise der Treibhausgas-Emission einer 185.000 Kilometer langen Autofahrt pro Hektar Moorfläche.
  • Durch „Wiedervernässung“ kann die Freisetzung von Kohlendioxid deutlich reduziert und gegebenenfalls sogar eine Senke für dieses Gas geschaffen werden.

(Red.)

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