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El Paso-Killer publizierte hasserfülltes Pamphlet

Der El-Paso Killer schrieb wohl ein Manifest, in dem er gegen die Gefahren der Masseneinwanderung wettert
Der El-Paso Killer schrieb wohl ein Manifest, in dem er gegen die Gefahren der Masseneinwanderung wettert ©APA-AP
In "Die unbequeme Wahrheit" argumentiert der mutmaßliche Killer und Autor, der Angriff sei ein Weg, um sein Land vor der Zerstörung zu bewahren. Der Todesschütze von Dayton indes hatte früher eine Erschießungsliste.
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Dallas (AP) — Etwa 20 Minuten bevor in einem Walmart-Geschäft in einer Mall in El Paso die ersten Schüsse fielen, wurde eine lange Abhandlung auf einer Art Schwarzen Brett im Internet veröffentlicht. Das Massaker sei eine Antwort auf eine "Invasion" von Lateinamerikanern, die über die Südgrenze in die USA kommen.

"Die unbequeme Wahrheit"

Unter dem Titel "Die unbequeme Wahrheit" wird darin gegen die angeblichen Gefahren der Masseneinwanderung gewettert und davor gewarnt, Latinos würden letztendlich die Wirtschaft und Regierung übernehmen. Der Autor argumentiert, der Angriff sei ein Weg, um zu "kämpfen" und sein Land vor der Zerstörung zu bewahren.

PatrickCrusius - Foto: AP

Ermittler glauben, dass diese Worte von dem 21-jährigen Tatverdächtigen Patrick C. stammen, der sich kurz nach dem Massaker mit 20 Toten und 26 Verletzten am Samstag ergab. Die Ermittler erwägen eine Anklage wegen eines Hassverbrechen.

"Müssen ihm das Manifest zuschreiben"

"Wir müssen ihm das Manifest direkt zuschreiben", sagte der Polizeichef von El Paso, Greg Allen, am Sonntag bei einer Pressekonferenz. "Also verfolgen wir diesen Weg."

Warum El Paso

Bisher ist nicht klar, warum C. El Paso auswählte. Die Stadt spielte in der Einwanderungsdebatte eine prominente Rolle, der Einkaufskomplex ist nur wenige Kilometer von der Grenze zwischen den USA und Mexiko entfernt. Für den mutmaßlichen Schützen bedeutete das allerdings eine zehnstündige Autofahrt, und den Weg von einer Welt in einer andere. Er wuchs in einem grünen Vorort der gehobenen Mittelklasse bei Dallas auf.

Überwachungsvideos zeigen einen schlanken jungen Mann, der am Samstag den Haupteingang des Einzelhandelsgeschäfts betritt. Er trägt ein schwarzes T-Shirt, Khaki-Hosen und ein Sturmgewehr des Typs AK-47 mit einer erweiterten Magazinkapazität. Zeugen berichteten, er sei Gang für Gang durch den Laden gelaufen, der voller Leute gewesen sei, die zum Ende der Ferien Material für das kommende Schuljahr kauften. Unter den Toten sind mindestens drei Mexikaner, und eine Mutter von drei Kindern, die ihr zwei Monate altes Baby hielt, als sie erschossen wurde.

Der erste Satz der Hetzschrift, die auf der Plattform "8chan" hochgeladen wurde, äußerte Unterstützung für den Australier, der wegen der Ermordung von 51 Menschen in zwei Moscheen in Neuseeland angeklagt ist. In dem Fall hatte es vorab ein 74 Seiten langes "Manifest" gegeben, in dem eine Verschwörungstheorie genannt wurde, nach der die Eliten der Welt die weiße Bevölkerung in Europa und in anderen Teilen der Welt mit nicht-weißen Einwanderern ersetzen wollen.

Die Online-Hetzschrift spricht von der "hispanischen Invasion von Texas". "Sie sind die Unruhestifter, nicht ich", heißt es darin. "Ich verteidige lediglich mein Land vor dem kulturellen und ethnischen Ersetzen durch eine Invasion."

Trauernde in El Paso, Texas - Foto: APA-AFP - Mark Ralston

Pro-Trump-Posts

Auf einem Twitteraccount, der zu dem mutmaßlichen Täter zu gehören scheint, sind pro-Trump-Posts zu finden, die den Plan des US-Präsidenten zum Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko befürworten. Der Autor der Dokumentes schreibt, seine Ansichten zu Menschen unterschiedlicher Ethnien habe er bereits vor dem Wahlkampf Trumps gehabt, und jeder Versuch, den Präsidenten für sein Verhalten verantwortlich zu machen, seien "Fake News".

Ein Teil der Sprache schien jedoch eine Wiederholung Donald Trumps eigener Worte zu sein: Migranten aus Hispanoamerika seien Eindringlinge, die Amerikanern Jobs wegnähmen, steht da geschrieben, sowie der Aufruf, sie zurückzuschicken. Der Autor schrieb, er sei kein weißer Nationalist, im Dokument heißt es jedoch, die Vermischung von Menschen verschiedener Herkunft - er schreibt von "race mixing" - zerstöre die Nation. Er empfiehlt, die USA sollten nach Ethnie in territoriale Enklaven aufgeteilt werden.

Der Autor schrieb, er habe eine AK-47, ein halbautomatisches Gewehr, und diskutiert Vor- und Nachteile der Waffe gegenüber anderen wie der AR-15, um damit so viele Menschen wie möglich zu töten.

El Paso ist stark - Foto: AP

C., Sohn eines Therapeuten und einer Krankenschwester, wurde auf Fotos in sozialen Medien während seines Jahres an der Plano High School gesehen. Auf seiner LinkedIn-Seite, die mittlerweile entfernt wurde, war ein Job als Einpacker von Lebensmitteln aufgelistet, und der Kommentar: "Ich bin nicht wirklich motiviert, mehr als das Nötigste zu machen, um über die Runden zu kommen. Arbeiten ist scheiße. ... Ich verbringe etwa acht Stunden jeden Tag am Computer, das zählt als Technikerfahrungen, denke ich." Unter Fähigkeiten schrieb er: "Nichts wirklich".

C.s Heimatstadt ist Allen, einer Gemeinde mit 100 000 Einwohnern, gut 30 Kilometer nördlich von Dallas. Die Polizei dort teilte mit, es habe über die Jahre nur einen bedeutenden Kontakt mit ihm gegeben, als seine Eltern anriefen und mitteilten, dass er weggelaufen sei. Er kam damals nach 30 Minuten nach Hause.

Informationen einer Onlinedatenbank zeigen, dass C. sich zur Wahl 2016 registriert hatte, nicht lange nach seinem 18. Geburtstag. Er nannte eine Parteizugehörigkeit zu den Republikanern.

Collin College, nördlich von Dallas, bestätigte, dass C. von Herbst 2017 bis Frühjahr 2019 als Student eingeschrieben war.

Ein Twitteraccount unter seinem Namen, der augenscheinlich seit 2017 nicht aktualisiert worden war, zeigte ein Foto von Trump am Schreibtisch im Oval Office, und eine pro-Trump-Umfrage, bei der es um die beste Maßnahme ging, das Land zu sichern. Die möglichen Antworten waren die Hashtags #BuildTheWall (Baut die Mauer), #NoSanctuaryCities (Keine Zufluchtsstädte), #KeepGitmoOpen (Haltet Guantánamo offen) und #BanSyrianRefugees (Einreisesperre für syrische Flüchtlinge). C. antwortete, der Bau der Mauer sei bisher der beste Weg gewesen.

Mehr als ein Dutzend Beamte des Bundes, des Staates und der lokalen Polizeibehörden versammelten sich am Samstag an einem Haus in Allen. Eine Gruppe klopfte an der Tür des grauen Steinhauses und eine Frau öffnete. Die Beamten schienen kurz mit ihr zu sprechen, bevor sie das Haus betraten. FBI-Sprecherin Melinda Urbina sagte, Polizisten hätten am Sonntagmorgen drei Häuser durchsucht, in denen C. sich aufgehalten habe.

Gerichtsakten zeigen, dass C.s Mutter 2011 die Scheidung einreichte. Sie arbeitete seit 1990 als Krankenschwester in Texas. Sein Vater ist ein amtlich zugelassener Berater. Er war auch als Leiter eines Anti-Alkoholprogramms für Minderjährige tätig.

Todesschütze von Dayton hatte früher Erschießungsliste

Dayton (AP) — Nach Aussagen von ehemaligen Klassenkameraden führte der Todesschütze von Dayton Listen mit möglichen Erschießungs- und Vergewaltigungsopfern. Er sei deswegen von der Bellbrook High School suspendiert worden, sagte zwei ehemalige Mitschüler der Nachrichtenagentur AP. Damals seien derartige hingekritzelte Listen auf einer Toilette gefunden worden.

Der 24-Jähriger hatte am Sonntagmorgen in Daytonim US-Staat Ohio neun Menschen erschossen. Die Polizei teilte mit, in seiner Akte habe es nichts gegeben, was ihn davon hätte abhalten können, ein Gewehr zu kaufen.

Connor Stephen Betts - Foto: AP

(APA) (AP)

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