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Eiskunstläufer Pfeifer führt wieder Regie in seinem Leben

Zwischen den Olympischen Spielen 2006 in Turin und 2010 in Vancouver liegen vier Jahre. Jahre, in denen Viktor Pfeifer Entscheidungen getroffen hatte, die den Eiskunstläufer in eine sehr schwierige Situation brachten. Sportlich und menschlich.

Gestrandet in Philadelphia verharrte er monatelang zwischen Schein und Sein, raffte sich schließlich auf, musste lernen, sich selbst und anderen wieder zu vertrauen und kämpfte sich ins Rampenlicht zurück, in dem der 22-Jährige am Dienstag mit einem soliden Kurzprogramm die Qualifikation für die Kür schaffen will.

Nach den Winterspielen vor vier Jahren hatte es Pfeifer nach Philadelphia gezogen. Der Weg, der ihn sportlich hätte weiterbringen sollen, endete in der völligen Ausweglosigkeit. Die fehlende Harmonie zwischen seiner Trainerin und ihm brachte den Vorarlberger auf dem Eis nicht weiter und ließ ihn in ein tiefes Loch fallen. “Ich gebe ihr nicht die Schuld, aber es stimmte einfach nicht zwischen uns.” Immer härter trainierte er, entfernte sich vom Kunstlaufen, näherte sich dem Eistanzen und hatte irgendwann alles verloren. Die Resultate blieben aus, die finanzielle Unterstützung aus Österreich ebenso. “Wenn es nicht läuft, ist das logisch”, sagte Pfeifer, der sich im Spätfrühling 2007 vom österreichischen Verband lossagte.

Die sportlichen Schwierigkeiten hatten sich auf seine ganze Lebensorganisation ausgewirkt. “Ein halbes Jahr hatte ich nicht einmal ein Bett, ich habe auf dem Sofa eines Freundes übernachtet. Ich hatte nichts, es war eine sehr harte Zeit.” Er sah sich irgendwann vor der Wahl zwischen Liegenbleiben und Aufstehen und entschied sich für Letzteres. “Ich musste mich aufrappeln. Musste lernen, mir selbst wieder zu vertrauen, denn ich hatte ja Entscheidungen getroffen, die mir geschadet haben.” Das war vor Weihnachten 2007, er verließ die Trainerin, blieb aber in Amerika, weil er es für richtig hielt, denn eine Rückkehr nach Österreich hätte das Ende seiner Karriere bedeutet.

“Ich habe in Amerika was angefangen und wollte es beenden. Also habe ich mich zwei Wochen abgeschirmt und alleine trainiert. Und dann habe ich Priscilla Hill getroffen, die sehr berühmt im Eiskunstlaufsport ist. Sie war in Turin mit einem Amerikaner Fünfter geworden, der trainierte nicht mehr bei ihr, sie hatte seit einem halben Jahr nichts, sie war auch fertig.” Er habe ihr gesagt, er habe kein Geld, momentan mit seinem Eislaufen nicht viel zu bieten und nichts im Leben zum Anhalten, wolle aber seine Träume in seinem Sport verwirklichen. “Es war verrückt, aber sie probierte es mit mir.”

Und so begann eine Zeit beinharten Trainings, die bis dato anhält – ohne große Pause. “Wir mussten von Null anfangen, nach zwei Tagen habe ich am dritten nicht mehr trainieren können, weil mein ganzer Körper gezuckt hat, ich konnte auch nicht mehr springen. Aber ich sah das Ziel, das war Vancouver 2010. Für Außenstehende war das unrealistisch.” Der nächste Schritt war die Rückkehr zum ÖEKV im Sommer 2008. “Zuerst wollte ich mir zeigen, dass ich es wieder schaffe, dann habe ich mit dem Verband geredet. Sie waren alle echt nett, die Leute haben mir alle verziehen.”

Obwohl technisch wieder auf gutem Niveau, klappte es bei den Großereignissen 2009 nicht so recht, er wurde jeweils nur 29. bei EM und WM. “Da waren einige Rückschläge, aber es war okay, es lag daran, dass ich die Leistungen nicht umsetzen konnte. Bei der WM habe ich aber wieder Selbstvertrauen auf dem Eis gefunden, habe mich wohl gefühlt. Es hat klickt gemacht und ging von dem Zeitpunkt an in die richtige Richtung.” Im September 2009 holte er bei der Nebelhorn-Trophy in Oberstdorf den Olympia-Quotenplatz. “Das war unglaublich schön.” Die Pflicht war erledigt.

Auf dem Eis im Pacific Coliseum in Vancouver fühlt sich der leidenschaftliche Violoncello-Spieler wohl, mit guten Trainings hat er sich Sicherheit und Selbstvertrauen geholt. Das Eis sei ein bisserl brüchig, aber fürs Eiskunstlaufen perfekt. Die Halle mit dem Zuschauer-Fassungsvermögen von 14.200 sei zwar schon älter, aber strahle eine Wärme aus und besitze Atmosphäre. “Tickets sind unerschwinglich und werden auf dem Schwarzmarkt zu verrückten Preisen gehandelt. Der Zuspruch ist gigantisch.”

In seinem Kurzprogramm will der 22. von Turin darauf achten, dass die Qualität von allen Elementen stimmt. Nur die Top 24 kommen in die finale Konkurrenz, die auch das Ziel von Pfeifer ist. “Wenn ich gute Arbeit leiste, mein Können zeige, Konzentration und Nerven bewahre und keine Fehler mache, bin ich dabei.” Die Sprünge mit der allerhöchsten Schwierigkeit will er erst in der Kür zeigen, beim Lutz hofft er mit einer speziellen Handposition auf Pluspunkte. “In der Kür habe ich auch einen Vierfachen drinnen, da bin ich viel aggressiver. Ich werde riskieren und versuchen, den olympischen Gedanken so weit wie möglich umzusetzen und mich zu pushen.”

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