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Eisenmangel in Afrika: Tiroler Studie mit Erkenntnissen

Die Studie der Innsbrucker Forscher lieferte neue Erkenntnisse
Die Studie der Innsbrucker Forscher lieferte neue Erkenntnisse ©APA/ROBERT PARIGGER
Forscher der Med Uni Innsbruck haben Daten zum Eisenstoffwechsel von 415 Kindern in Gabun ausgewertet und die Ergebnisse veröffentlicht. Die Studie zeigte, dass Kinder mit Fiebererkrankungen oft an Blutarmut und funktionellem Eisenmangel leiden - zu viel Eisenzufuhr jedoch schwere bakterielle Infektionen oder Malaria fördern kann. Eine Folgestudie soll nun klären, wann eine Eisenzufuhr sicher und effektiv ist und wann nicht, sagte Studienmitautor Wolfram Mayr im APA-Gespräch.

"Es ist ein Teufelskreislauf: Eisenmangel schwächt die Kinder, doch zu viel Eisen kann Infektionen zusätzlich fördern", erklärte PhD-Student Mayr. Die Infektionen würden dann den Eisenmangel zusätzlich verschärfen, weil der Körper Eisen als Abwehrmechanismus vor Erregern in Zellen zurückhalte, erklärte er. Für die Studie forschte er jedenfalls zehn Monate am Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL), einer führenden afrikanischen Einrichtung für Malariaforschung mit Sitz in Lambaréné, Gabun.

Mangelernährung häufige Ursache für Eisenmangel

Viele Kinder in Subsahara-Afrika ernährten sich jedenfalls fast ausschließlich von Reis oder Brot - eisenhaltige Lebensmittel seien hingegen selten verfügbar. Auch deshalb sei Eisenmangel in Subsahara-Afrika weit verbreitet, betonte der Mediziner. Dies trage wiederum wesentlich zu Krankheitslast und Wachstumsverzögerungen bei, berichtete der Forscher.

Die Untersuchung umfasste indes Blutbilder sowie Eisen- und Zytokinparameter (Aktivierung des Immunsystems) von Kindern im Alter von zwei bis 17 Jahren, die an akuten fieberhaften Erkrankungen litten. Ein Großteil der Patienten war anämisch - litt also unter Blutarmut -, häufig im Zusammenhang mit Malaria. Dabei sei aufgefallen, dass sich die Immunantworten bei Malaria-positiven und Malaria-negativen Kindern deutlich unterschieden.

Die retrospektive Studie wurde jedenfalls kürzlich im Fachjournal "Communications Medicine" vom Infektiologen sowie Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin Günter Weiss, von Mayr und der von Selidji Agnandji geführten BIOSS Arbeitsgruppe am CERMEL veröffentlicht. Sie liefert eine erste Übersicht zu den Assoziationen von Anämie-, Eisenmangel-, Immunstatus und Infektionsgeschehen bei Kindern in Gabun.

Folgestudie in Planung

Nun sei jedenfalls eine Folgestudie geplant, sagte Mayr. "Unser Ziel ist es, den besten Zeitpunkt zu finden, an dem Eisen sicher und effektiv gegeben werden kann", erklärte der angehende Infektiologe. Untersucht werde, wann eine Eisengabe das Risiko für Infektionen minimiert und gleichzeitig positive Effekte auf das Immunsystem - etwa für Impfungen - maximiert.

Die Ergebnisse der Folgestudie könnten dabei nicht nur die Versorgung von Kindern in Afrika verbessern, sondern auch Einblicke für die Behandlung der sogenannten "Anämie der chronischen Erkrankung" in Europa liefern, etwa bei Krebspatienten.

Forschungshintergrund

Eisen spiele nicht nur für viele Stoffwechselprozesse eine Rolle, sondern auch für die Effektivität des Immunsystems, ließ indes Infektiologe und Topmediziner Weiss wissen. Zahlreiche Mikroben benötigten Eisen als Wachstumsfaktor, weshalb das Gleichgewicht zwischen Mangel, Supplementierung und Infektionsrisiko entscheidend sei.

(APA)

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