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Einstige Vandalen wurden salonfähig

GR Maria Ellensohn-Schmid mit jugendlichen Sprayern. Kl. Bild: Dietmar Wanko mit LR Siegi Stemer.
GR Maria Ellensohn-Schmid mit jugendlichen Sprayern. Kl. Bild: Dietmar Wanko mit LR Siegi Stemer. ©hapf
Götzis. (hapf) „Flint lebt“, mit diesem auf Wände, Mauern und Brücken gesprühten Slogan machte Vorarlberg 1971 seine ersten Graffiti-Erfahrungen. Ausdruck einer Zeit, in der sich die Jugend anschickte, gegen Verbote aufzubegehren und zaghaft begann, wider den Stachel zu löcken.

„Flint war 1970 das erste Open-Air-Festival in Vorarlberg und galt als jugendkultureller Aufbruch. Als die Zweitauflage des Festivals auf der Ruine Neuburg bei Götzis verboten wurde, war noch jahrelang der Slogan ‚Flint lebt’ auf Wänden, Mauern und Brücken zu lesen“. Für Landesrat Siegi Stemer eines der ersten Graffiti, mit denen Vorarlberg in Berührung kam.

Wanko fotografiere seit 40 Jahren Graffiti: „Seine Sammlung reicht damit zurück bis in jene Zeit, in der die Spray-Aktionen in unseren Breitengraden fast ausschließlich als Vandalismus wahrgenommen wurden.“ Die im Laufe der Zeit erfolgte starke Veränderung der Wahrnehmung dieser Kunstform belegte LR Stemer am Beispiel des als „Zürcher Sprayer“ bekannt gewordenen Harald Naegele. „Seine bis heute unverwechselbar gebliebenen Strichmännchen im öffentlichen Raum brachten ihm in den 1970er Jahren eine Haftstrafe ein. Heute ist Nagele ein international anerkannter Künstler und seine Werke stehen unter dem offiziellen Schutz der Stadt Zürich.“

Beliebte Artikulationsform

Graffiti seien eine der beliebtesten Artikulationsformen jugendlicher Strömungen. Aus politischer Sicht seien sie immer wieder Ausdruck von Protesthandlungen im Zusammenhang mit Diskriminierung, Rassismus und den unterschiedlichen Formen eingeschränkter Freiheit. Durch die Bereitstellung von Freiflächen würden heute Graffiti vom Geruch des Strafbaren befreit. Auch wenn dabei vielleicht der Nervenkitzel des Verbotenen fehle, rückten sie doch wichtige Motive jugendlicher Ausdruckskraft ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Etwa das Streben nach positiver Veränderung, der spielerisch bewältige Ausdruck von Gefühlen, die Suche nach Lebenssinn oder die Sehnsucht nach Gruppenerlebnissen.

Wanko entwickelt unfassbare Dynamik

„Es ist unfassbar, mit seinen fast 70 Jahren entwickelt Dietmar Wanko eine Dynamik wie ein junger Mann und bereist nach wie vor die Welt, um immer wieder neue Graffiti aufzuspüren und zu dokumentieren“, so Stemer. Wanko selber ist bereits wieder mit Vorbereitungen für die nächstjährige Show befasst. Hier werden Graffiti aus London, Liverpool, dem englischen Seebad Brighton, Berlin-Kreuzberg, Prag mit der berühmten John-Lennon-Wand, Budapest, Marburg, Graz und Wien zu sehen sein. Für kommendes Jahr plant Wanko zudem Aufenthalte in Mannheim, München, Barcelona und New York, um das neueste aus der Graffiti-Szene festzuhalten.

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