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Einmal Freiheit und zurück

Auch wenn Daniel unterwegs funktional gekleidet ist, legt er Wert auf Hygiene und hochwertige Kleidung: „Ich bin kein Penner.“
Auch wenn Daniel unterwegs funktional gekleidet ist, legt er Wert auf Hygiene und hochwertige Kleidung: „Ich bin kein Penner.“ ©Sams
Seit Jahren lebt Daniel ohne Wohnung – weil er es so will. WANN &WO sprach mit ihm über das Leben und das Ende seiner Reise.

Von: Anja Förtsch (WANN & WO)

Daniel sitzt am Rand eines Radwegs bei Nüziders, sein Fahrrad mit dem gut 150 Kilogramm schweren Anhänger steht hinter ihm, sein neun Monate alter Schäferhund-Rüde Vlad sitzt an seiner Seite. Die Sonne scheint ihm in den Nacken und wärmt seine blanken Füße, die er gerade im Bach erfrischt hat. Für viele Jahre war genau das Daniels Leben – und das völlig absichtlich. Der heute 41-Jährige hat sich bewusst für ein Leben ohne festen Wohnsitz entschieden. Bis jetzt.

„Ich habe diese Freiheit geliebt. Nur mein Hund, die Natur und ich“, erzählt Daniel WANN & WO mit leuchtenden Augen. Größtenteils per Fahrrad bereiste er praktisch ganz Europa, reiste mal nur durch, blieb mal für ein paar Wochen, mal für einige Monate und einen Saisonjob, der ihm das nötige Geld zum Weiterreisen einbrachte. Immer wieder zog es ihn dabei nach Vorarlberg – und nun wohl zum letzten Mal: „Ich habe jetzt den Punkt erreicht, wo es langt. Ich möchte nicht mehr jeden Tag aufs Neue überlegen, wo ich schlafe. Ich möchte sesshaft werden. Hier in Vorarlberg.“

Gestrandet im Ländle

Doch dieser Plan steht unter keinem guten Stern. Denn dass eine Wohnung hier schon beinahe ein kleines Vermögen kostet, weiß wohl jeder Vorarlberger. Für Daniel sind die Mietpreise aber nicht nur horrende, sondern schlichtweg unmöglich. Denn Ersparnisse hat der gebürtige Rumäne, der einen Großteil seines Lebens in Deutschland verbracht hat, nach Jahren auf Reisen nicht mehr.

Suche nach Kost und Logis

„Ich suche deshalb einen Job, bei dem ich Kost und Logis bekomme und so erst einmal etwas Geld ansparen kann, bis ich eine Wohnung nehmen kann“, erzählt er. „In der 24-Stunden-Pflege, in der Landwirtschaft oder in Klosterküchen ist das recht üblich. Allerdings habe ich dort bisher nur Absagen bekommen. Oft würden sie zwar mich einstellen, wollen aber keinen Hund in ihren Einrichtungen.“ Weiterziehen kann Daniel aber kaum: Vlads Pfoten sind verletzt, weite Strecken schafft er nicht.

„Ich will meinem Hund nicht zu viel zumuten. Er ist das Wichtigste, was ich hab“, sagt er, greift eine große Tüte von seinem Rad und leert sie aus: Berge von Hundefutter und Leckerlis. „Wenn ich Geld bekomme, gebe ich gut 85 Prozent davon für Vlad aus und nur 15 Prozent für mich. Wenn ich kein Geld mehr für Essen habe, gehe ich containern, aber mein Hund musste noch nie aus der Biotonne fressen.“

Sieht sich nicht als Sandler

Als Penner sieht sich Daniel auf keinen Fall. „In meinem Anhänger habe ich Kleidung von Hugo Boss und Tommy Hilfiger und Parfum von Calvin Klein. Jetzt habe ich keine schöne Kleidung an, aber was sollte das auch beim Reisen?“, fragt er. „Ich lebe vielleicht im Moment ein anderes Modell als die Meisten. Aber ich bin nicht wohnungslos, weil ich muss, sondern weil ich es so wollte.“ Zumindest bis jetzt.

Hundefreundlicher Hilfsjob in Vorarlberg gesucht

Daniel sucht händeringend einen Job im Ländle – was, ist ihm recht egal. In der Vergangenheit hat er bereits in der Pflege und als Küchenhilfe gearbeitet und kennt sich in diesen Bereichen gut aus. Auch eine Anstellung als Helfer in der Landwirtschaft kann er sich gut vorstellen. Wichtig ist nur, dass er auch Kost und vor allem Logis bekäme. Und vor allem, dass sein Hund in der Einrichtung bleiben kann. Wer etwas für ihn hat, erreicht ihn per Mail an danielderreisender@outlook.com.

(WANN & WO)

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