"Einige Male übers Ziel hinausgeschossen"

Die Ankündigung des Bundeskanzlers, die während der Pandemie getroffenen Maßnahmen zu evaluieren, bezeichnete Public Health-Experte Armin Fidler in Vorarlberg LIVE als "richtig und gut".
Es sei jedoch ein Fehler zu glauben, dass jede Pandemie gleich verläuft. "Sollte wieder eine kommen, werden wir vielleicht von Neuem lernen müssen", sagte Fidler, vor allem, wenn es ein Virus ist, für das es keine Diagnose, keine Therapie und keine Impfung gebe. "Dann wird man zwangsläufig auf die gleichen Maßnahmen zurückfallen müssen, die wir schon gekannt haben." Einige, wie etwa das Verbot, mit dem eigenen Segelboot auf den See hinausfahren zu dürfen, bezeichnete er indes als absurde Geschichte. "Man hat schon einige Male übers Ziel hinausgeschossen", ließ Fidler durchklingen.
Nicht verwunderlich
Beunruhigend ist für Armin Fidler außerdem die Wissenschaftsskepsis bzw. Wissenschaftsfeindlichkeit, die im Sog der Pandemie ein enormes Ausmaß angenommen hat. Er sprach von Schwurblertum auch bei Leuten, von denen man es nicht erwarten würde weil die über den nötigen Bildungsstand verfügen. "Das hat mich schon irgendwo tief getroffen." Verwunderlich sei es jedoch nicht, rangiere Österreich bei der Gesundheitskompetenz doch im EU-Vergleich ganz unten. Fidler: "Das würde man nicht für möglich halten und gibt einem schon zu denken."
Dem Tragen von Masken ist der Gesundheitsfachmann weiterhin zugeneigt. "Masken schützen mich, und ich schütze meine Umgebung", verwies er auf auf andere Gesellschaften, in denen das so verstanden werde und zum guten Ton gehöre. Dass es funktioniert, habe sich auch in der Pandemie gezeigt, wo es praktisch keine Grippe gab, danach jedoch eine hohe Inzidenz von respiratorischen Erkrankungen. In Krankenhäusern hält Fidler das Tragen von Masken für besonders wichtig, weil es dort generell viele Infektionen gebe, die von außen hineingetragen würden.
Die Frage, wie es mit der Coronaimpfung weitergeht, ob diese oder der Booster immer noch Sinn macht, musste er weitgehend offenlassen. Armin Fidler kann sich jedoch vorstellen, dass es, wenn schon nicht allgemein, so zumindest für bestimmte Bevölkerungsgruppen eine Impfempfehlung geben wird. Der Umfang hänge unter anderem davon ab, ob das Virus weiter mutiere und die bestehende Mutation klinisch auffällig ist und für welche Bevölkerungsgruppe. Seinen Aussagen zufolge wird auch bereits daran gearbeitet, den Impfstoff so zu verändern, dass er mit anderen Impfstoffen, etwa dem Grippeimpfstoff kombiniert werden kann.
Die ganze Sendung vom Freitag
Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.
(VOL.AT/VN)
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