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Eine Woche der Wahrheit

Für die beiden US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain hat eine möglicherweise entscheidende Woche begonnen.

Die Finanzkrise als inzwischen wichtigstes Wahlkampfthema fordert von beiden Kandidaten überzeugende Antworten. Am kommenden Freitag stellen sie sich der Öffentlichkeit zur ersten von drei Fernsehdebatten.

Angesichts der knappen Umfragen könnten die drei Diskussionsrunden vor Millionen von Zuschauern eine wahlentscheidende Bedeutung bekommen. Dabei steht Obama unter größerem Druck als McCain. Von dem demokratischen Senator erwarten alle rhetorische Finessen und Charisma. Diese Talente sind aber im direkten Aufeinandertreffen mit dem politischen Gegner nicht so einfach vorzuführen wie am Rednerpult vor jubelnden Anhängern. Der 72-jährige McCain wiederum muss vor allem demonstrieren, dass er auch im Alter das politische Spiel mühelos beherrscht.

“Die Debatten sind für Obama besonders wichtig”, erklärt der Politikwissenschaftler Bruce Cain von der University of California in Berkeley. Von ihm werde erwartet, dass er konkret sagt, wie er sich insbesondere in der Wirtschaftspolitik von der Regierung Bush abheben wolle.

Der republikanische Senator John Thune sieht den von ihm unterstützten Kandidaten McCain im Vorteil. Während des Vorwahlkampfs sei im direkten Duell mit Hillary Clinton deutlich geworden, dass dieses Format nicht Obamas besondere Stärke sei, erklärt Thune. Auf der anderen Seite sei McCain sehr gewandt beim Beantworten von Fragen. Das wird auch notwendig sein, denn wenn McCain neben dem 47-jährigen Obama sitze, werde der Altersunterschied sehr offenkundig sein, sagt der Politikwissenschaftler Ross Baker von der Rutgers University. Der republikanische Kandidat müsse skeptische Wähler überzeugen, “wie schnell seine Neuronen noch schießen”.

Mit fast genauso großer Spannung wie die drei Debatten von Obama und McCain wird am 2. Oktober eine Fernsehdiskussion ihrer beiden angehenden Stellvertreter Joe Biden und Sarah Palin erwartet. Die Ernennung Palins hat McCain in den Umfragen zunächst nach oben gehievt, ehe er in der Finanzkrise wieder hinter Obama zurückfiel.

McCains Wahlkampfteam ist jetzt dazu übergegangen, Obama ein Spiel mit der Angst vorzuwerfen. Gleichzeitig versuchen seine PR-Manager, das langjährige Eintreten McCains für eine radikale Deregulierung in der Wirtschaft zu relativieren – eine Deregulierung, die jetzt als Ursache für die Bankenkrise genannt wird. Obama wiederum stellt genau dies in den Vordergrund.

Die jungen Wähler will der Senator aus Illinois mit einer Musik-CD ansprechen. Der offizielle Soundtrack zum Wahlkampf hat den Titel “Yes We Can: Voices of a Grassroots Movement” (Ja, wir schaffen es: Stimmen einer Graswurzelbewegung) und kam am Freitag auf den Markt. Stars wie Kanye West, John Legend, Sheryl Crow und Stevie Wonder präsentieren Songs, die mit Obamas Wahlkampf in Verbindung gebracht wurden.

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