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Eine Großfamilie auf Zeit

Tagesmütter gesucht. Marlies Lahner betreut als solche gleich sieben Kinder.

Mit Marlies Lahner ein Gespräch zu führen ist gar nicht so einfach. Bei acht Kindern geht es hoch und vor allem laut her. An diesen Umstand musste sich die eigene Familie auch erst gewöhnen. Doch jetzt sind die sieben Mädchen und Buben, die Marlies Lahner als Tagesmutter betreut, zur liebgewonnenen Selbstverständlichkeit geworden. Vor allem Mike, der Jüngste, profitiert von der Kinderschar. Da seine Geschwister deutlich älter und schon bald am Arbeiten bzw. Studieren sind, müsste der Sechsjährige praktisch als Einzelkind aufwachsen. „So aber sind immer Spielkameraden da“, sagt seine Mama.

Große Nachfrage

Doch allein deshalb hat sich diese nicht dem Beruf einer Tagesmutter zugewandt. „Ich wollte das schon vorher tun“, so Marlies Lahner. Allerdings kam dann Mike „dazwischen“. Als er zwei Jahre alt war, machte die gebürtige Kärntnerin schließlich ernst. Sie informierte sich. Ließ sich beraten und meldete sich für den Kurs an. Es klingt nach einer spontanen Aktion. „Ist es auch gewesen“, bestätigt die Vielfachmutter lachend. Noch während der Ausbildung begann sich die 4-Zimmer-Wohnung in Bregenz mit Tageskindern zu füllen. Anfangs kamen zwischen drei und vier. Später wurden es immer mehr. „Die Nachfrage ist wirklich groߓ, kann Marlies Lahner aus eigener Erfahrung berichten.

Heute stehen jeden Morgen mehr als ein halbes Dutzend Kinder vor ihrer Tür. Zwischen eineinhalb und sieben Jahre alt. Das erste Kind kommt bereits um sieben Uhr früh. Die anderen folgen der Reihe nach. Abgeholt wird das letzte der Kinder um 18.30 Uhr. Lange Tage, die auch Marlies Lahner mitunter als solche empfindet. Gleichwohl möchte sie keinen davon missen. „Kinder bringen viel Freude“, meint sie. Und: „Es ist immer Leben in der Wohnung.“ Sie hat sich schon so daran gewöhnt, dass ohne die Mädchen und Buben fast Langeweile aufkommt. Auch Mike empfindet so. „Wir waren nur zwei Wochen im Urlaub, da hat er bereits Sehnsucht nach seinen Spielgefährten bekommen“, erzählt Marlies Lahner.

Familiär und flexibel

Dass Tagesmütter derzeit wieder händeringend gesucht werden, etwa in Feldkirch, Dornbirn, Hohenems und im Montafon, verwundert sie nicht. Die familiäre Atmosphäre und die Flexibilität seien wohl die Pluspunkte dieses Betreuungsangebotes. „Gerade für Kleinkinder ist es vorteilhaft, wenn sie einen Alltag wie zu Hause leben können“, glaubt die Bregenzerin. Gemeinsames Kochen, Backen und Basteln gehören deshalb im Hause Lahner dazu. Die begeisterte Tagesmutter stellt aber auch ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten der Kinder und deren Eltern zurück. „Werde ich gebraucht, bin ich da“, sagt sie schlicht.

Arbeit als Ausgleich

Und wer jetzt meint, Marlies Lahner bemühe nach einem großfamiliären Tag mit ausgestreckten Beinen die Couch, der irrt. Sie holt sich ihren Ausgleich bei der Arbeit im Service eines Bregenzer Hotels. Die Begegnung und das Gespräch mit Erwachsenen schaffen den nötigen Gegenpol zur Beschäftigung mit den Kindern. Erst am Wochenende tut Marlies Lahner das, wofür sie während der Woche kaum Zeit findet. Dann geht sie wandern oder macht lange Spaziergänge. Und freut sich schon wieder auf den Montag und auf ihre Kinderschar. (VN)

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