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Eine andere Art von Abschiednehmen

Sigi König hatte einen verschmitzten Humor
Sigi König hatte einen verschmitzten Humor ©privat
Ein ganz besonderes Jahr geht, wie für sehr viele andere Vereine, auch für den Musikverein Concordia Lustenau zu Ende. Mit viel Verzicht und schmerzlichem Verlust.
Eine andere Art von Abschiednehmen

Lustenau Etwa 30 geplante Veranstaltungen mussten abgesagt werden, angefangen vom großen Frühjahrskonzert, das für den 18. April vorgesehen war und probenmäßig schon „in den Startlöchern“ stand, bis zum legendären „Sanderfest“, das für den Verein nicht nur in musikalischer, sondern auch in finanzieller Hinsicht einen wichtigen fixen Bestandteil des Vereinsjahres darstellt. Zwischendurch gab es auch immer wieder Probentätigkeiten, immer unter Einhaltung der Coronamaßnahmen, mit entsprechendem Abstand. Und im kleinen Rahmen durften sich zwei langjährige ehemalige Musikanten über ein Geburtstagsständchen freuen: Ehrenringträger Erich Bösch (Posaunist) anlässlich seines 90ers und Ehrenmitglied Otto Hofer (Bassist), zur Vollendung des 80. Lebensjahres.

Ich hatt‘ einen Kameraden

An dieses bewegende Musikstück dachten sicher einige eingefleischte Concordianer, als sie vom Tod ihres Ehrenmitglieds Siegfried König erfuhren, der, gesundheitlich schon sehr angeschlagen, ein Opfer der Corona-Epidemie wurde und im Krankenhaus verstorben war. Von 1953 bis 1997 war Siegfried Viktor König, wie er von seinen Eltern Elfrieda und Leander König (Wiiblis) genannt wurde, aktives Mitglied des Musikverein Concordia. Die Liebe zur Musik wurde ihm wohl in die Wiege gelegt, schwärmte doch seine Mama schon immer für die Blasmusik und wünschte sich, dass ihre Kinder einmal musizieren sollten. Sie legte diesen Wunsch sozusagen in die Hände erfahrener Musikanten, damit diese dem widerspenstigen Sigi etwas nachhelfen sollten. So wurde der dreizehnjährige Knabe vom damaligen Kapellmeister Gebhard Hämmerle (Fangs) und Erich Hämmerle (Philippar, späterer Kapellmeister) „bearbeitet“ und gab schließlich dem dringenden Wunsch nach. Er erlernte das Spiel auf der Klarinette (später kam noch das Saxophon dazu und auch mit der Ziehharmonika freundete er sich an) und schnell stellte sich heraus, dass „Wiiblis Sigi“ außerordentliches musikalisches Talent besaß. Stundenlang konnte er auf dem Fenstersims sitzen, damals in der Heimkehrerstraße, und musizieren. Damit steckte er auch seinen Bruder Peter an, der seinerseits ein ausgezeichneter Flötenspieler und auch Musiklehrer wurde und heute noch in den Reihen des MV Concordia zu finden ist. Siegfried König entwickelte sich zum Solisten und konnte anlässlich vieler Konzerte brillieren. An irgendwelchen Funktionen im Verein war er allerdings nie interessiert, er war ein stiller Genießer, kein Freund vieler Worte, ausgestattet mit einem verschmitzten Humor. Und so wird er seinen Musikkameraden auch immer in Erinnerung bleiben.

Obmann Martin Fetz: „Normalerweise rückt die ganze Musikkapelle aus, wenn ein Mitglied oder ein Ehrenmitglied zu Grabe getragen wird und gestaltet die Totenmesse musikalisch. Es hat uns allen, besonders den älteren Musikantinnen und Musikanten, sehr leidgetan, dass wir unserem Sigi nicht die letzte Ehre erweisen konnten. Nur eine kleine Abordnung konnte an der Verabschiedung teilnehmen. Deshalb möchten wir auf diese Art und Weise noch einmal dankbar seiner gedenken!“

Zur Person:
Siegfried Viktor König,
*29.12.1939, +12.11.2020

Musikverein Concordia Lustenau von 1.9.1953 bis 4.1.1997: Klarinette B, Saxophon Alt
VBV-Silbernes Ehrenzeichen (25 Jahre) 15.04.1978
VBV-Goldenes Ehrenzeichen (40 Jahre) 15.05.1993

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