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Ein Vorarlberger in Berlin

Paul Sonderegger las "Fluchtpunkt Capri" in der Villa Falkenhorst.
Paul Sonderegger las "Fluchtpunkt Capri" in der Villa Falkenhorst. ©Veranstalter

Der Vorarlberger Schauspieler Paul Sonderegger spielte Norman Douglas (1868-1952).

Thüringen/Rankweil. In der Villa Falkenhorst in Thüringen fand sich kürzlich die”Fangemeinde” eines Vorarlberger Künstlers ein, der vor mehreren Jahren das Ländle verlassen hat (vielleicht “too small”?), aber familiär immer noch fest in Vorarlberg verwurzelt ist – Paul Sonderegger, 1968 in Rankweil geboren und in Berlin als prominenter Schauspieler und Sprecher bzw. Rezitator hoch geschätzt. Sein Einpersonenstück mit biographischem Konnex zur Villa Falkenhorst präsentierte der Künstler mit viel Engagement.
Es war dem eigenwilligen, schillernden und moralisch nicht unumstrittenen, in dieser Villa geborenen berühmten Reiseschriftsteller George Norman Douglas (1868-1952) gewidmet, dessen Vater Schotte und begeisterter Erforscher seiner Wahlheimat Vorarlberg war, aber jung am Berg verunglückte. Die Mutter, eine deutsch-schottische Adelstochter, heiratete in zweiter Ehe den bürgerlichen Landschaftsmaler Jakob Jehly, die spätere Schriftstellerin Grete Gulbransson-Jehly wird Normans Halbschwester.

Abenteuerliches Leben

Der bühnenpräsente Schauspieler Paul Sonderegger zeigte dem Publikum in Mimik, perfekter Diktion und flexibler Verwandlungskunst die zahlreichen Facetten des einst berühmten Douglas (Motto: “Fluchtpunkt Capri”). Er kannte die Kulturgrößen seiner Zeit, diese kannten den eleganten Herrn als beliebten Reiseschriftsteller (Roman “South Wind”, 1917 etc.), Diplomaten, Frauenhelden, aber auch – späteren Homosexuellen bzw. Päderasten mit Gefängniserfahrung… Nichts Menschliches war ihm eben fremd. Ein unkonventioneller Freigeist und Kämpfer gegen jeden Puritanismus, der alle damaligen Tabus brach

Douglas-Hütte

Der Roman “South Wind” ist ein einzigartiges Sittenbild der Insel Capri, Norman Douglas wird die letzten Lebensjahre dort verbringen und stirbt 1952. Paul Sonderegger überraschte nebst biographischen Texten von Douglas auch immer wieder mit dessen haarscharfen Aphorismen, die er am Schluss auf Zettelchen auch verteilte. Norman Douglas – (die Douglas-Hütte in Vorarlberg erinnert permanent noch an ihn) fand in Sonderegger gewiss einen authentischen Interpreten, wenngleich Regisseur Klaus Kowatsch noch schärfere Konturen (inkl. Lichtdesign) zwischen den einzelnen biografischen Episoden hätte ziehen können.

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