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Ein Politiker von Weltformat

Erhard Busek mit „falschem“ Kapuziner Josef Wehinger.
Erhard Busek mit „falschem“ Kapuziner Josef Wehinger. ©Karlheinz Kindler
Erhard Busek war für ein „Klostergespräch“ im Kapuzinerkloster. Feldkirch. Kürzlich weilte der international renommierte österreichische Politiker Erhard Busek (geb. 1941 in Wien) in der Montfortstadt, um in einem „Klostergespräch“ aus seinem ereignisreichen Politikerleben zu erzählen.

Ort: Kapuzinerkloster, doch die „echten“ Kapuziner hatten mit der Veranstaltung nichts zu tun. Als Veranstalter traten nämlich ein obskurer „ritterorden der musischen tonsurkrähe“ und das „Don Camillo Web“ projekt auf; das Gegenüber von Busek waren (fragend bzw. musizierend) „Bruder Josef“ Wehinger und „Bruder German“ Burtscher, beide „verkleidet“ mit den braunen Kapuzinerkutten. Der Rahmen muss demnach als peinlicher Etikettenschwindel bezeichnet werden, denn ein „Klostergespräch“ müsste an diesem Ort doch eine reale(!) Beziehung zum Kapuzinerorden haben.

Brillanter Busek

Erhard Busek, ehemaliger Politiker der ÖVP, Vizekanzler und Bundesminister, Wiener Vizebürger etc., ist aktuell Vorstand des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa, Präsident des Europäischen Forums Alpbach, Rektor der Fachhochschule Salzburg etc. Von 2002 bis 2008 war er Sonderkoordinator des Stabilitätspakts für Südosteuropa. Der Gast ist berühmt für seine mit Pointen gespickte Eloquenz und wurde von Josef Wehinger klug über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsaussichten bzw.- visionen befragt. Der „bunte Vogel“ der ÖVP ist längst abserviert, durch ihn sind aber zweifellos alle österreichischen Parteien „grüner“ geworden. Kernthemen des Gesprächs waren etwa die Jahre 1968 (Prag) und 1989 (Mauerfall), Dissidentenprobleme davor und Asylproblematik, Europa-Skepsis, Kirchenkritik des engagierten Katholiken etc. Erhard Busek ist zuallererst glühender Europäer, der deshalb bemängelt, dass es noch keine (gesamt)europäische „Kategorie der Betroffenheit“ gebe, sondern meist nur nationale Eigeninteressen. Die jeweils druckreifen, mit kritischem Humor gewürzten Beiträge wiesen Erhard Busek einmal mehr als einen Politiker von internationalem Rang aus.

Edgar Schmidt