Von Harald Küng (Wann&Wo)
Zahlreiche Besucher folgten der Einladung der drei jungen Frauen am Montagabend in die Aula der HLW Rankweil. Zu Beginn informierten die Schülerinnen über Menschenhandel, Zwangsarbeit und Prostitution in Europa und der Welt. Anschließend gewährte der ehemalige Kriminalbeamte Johann Poiger einen Einblick auf die Situation im Ländle.
Kampf gegen Kriminalität
Poiger war Beamter der Kripo Bregenz und kämpfte ab Mitte der 1970er bis Anfang der 90er-Jahre an vorderster Front gegen die ausufernde Kriminalität im Vorarlberger Rotlichtmilieu. Alleine im Raum Bregenz waren bis zu 300 Prostituierte und 50 bis 70 Zuhälter unterwegs. Die Freier kamen überwiegend aus der Schweiz und Deutschland. „Die Zeit war von Elend und Gewalt bestimmt. Es war immer viel Geld im Spiel. Dies führte zu Neid, Profitgier, Kriminalität. Fünf Frauen sowie elf Zuhälter wurden damals ermordet“, schilderte er seine Erfahrungen. Durch zahlreiche Festnahmen und die Verlagerung der Prostitution ins Netz beruhigte sich die Lage allerdings.
Prostitution im Geheimen
Auch heute ist Prostitution im „subara Ländle“ noch immer ein Thema – auch wenn sie aufgrund der rechtlichen Lage (in Vorarlberg ist Prostitution nur in bewilligten Bordellen erlaubt) ausschließlich im Verborgenen stattfindet. So wurde die Polizei im vergangenen Dezember in ein Hotel im Vorarlberger Oberland gerufen. Wie Poiger berichtete, fanden die Beamten zwei rumänische Frauen, „hilflos, verängstigt, eingeschüchtert – die nächsten Freier standen bereits vor der Tür.“
„Gratuliere zu eurem Mut“
Abschließend wandte sich Poiger an die drei Schülerinnen der HLW-Rankweil: „Ich finde es sehr mutig, dass ihr das Thema in eurer Arbeit ansprecht. Euch gilt meine ganze Anerkennung.“
Zahlen
- 30 bis 46 Mio. Menschen sind aktuell Opfer von Sklaverei. Die Dunkelziffer ist weitaus höher.
- 27 Mrd. Euro Gewinn werden jährlich weltweit durch erzwungene Prostitution, Kinder- und Organhandel sowie erzwungene Arbeitsleistungen erwirtschaftet.
- 58 % des Gesamtgewinns stammt aus sexueller Ausbeutung. Die häufigsten Herkunftsländer sind Rumänien, Bulgarien, China, Ungarn und Nigeria.
- 200.000 Frauen werden jährlich an Zuhälter in Europa verkauft. Eine Flucht ist nahezu unmöglich.
„Solwodi“ aus Wien – Hilfe für Frauen in Not
Im Rahmen ihrer Diplomarbeit stellten die drei HLW-Schülerinnen die Organisation Solwodi (Solidarity with women in distress – Solidarität mit Frauen in Not) vor. Solwodi wurde 1985 von Sr. Dr. Lea Ackermann in Kenia gegründet und setzt sich auch in Deutschland und Rumänien für eine Verbesserung der Stellung von Frauen ein, die in eine große Notlage bis in die Prostitution geraten sind. Weiterführende Informationen unter www.solwodi.at.
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