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Ein Mann und sein Esel

Bregenz/VN - Weihnachtsmarkt-Urgestein Georg Fritz lässt auch heuer wieder den Glühweinkessel dampfen.

„Er ist meine geistige Unterstützung“, sagt Georg Fritz über Hansi. „Weil er einen großen Kopf zum Denken hat.“ Seit 13 Jahren bringen die beiden Weihnachten in die Bregenzer Innenstadt. Der bärtige Biobauer und sein Esel. Längst gilt das adrette Duo als Markenzeichen des Weihnachtsmarkts. Was mit einem Stand und lebender Krippe begonnen hat, ist mittlerweile ein großer „Weihnachtszauber“ geworden. Am Samstag hat Georg Fritz wieder sein Quartier auf dem Sparkassenplatz bezogen. Während Hansi und seine Artgenossen von den Kindern umringt werden, bringt der 64-Jährige Glühwein, Bio-Würste und -Käse an die Besucher – besonders charmant zu den Damen und immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen.

Bauernmarkt

Der Kontakt zwischen Bauer und Konsument war ihm schon immer eine Herzenssache. In den Achzigerjahren rief Fritz daher den Bauernmarkt ins Leben, wo er nach wie vor jede Woche in Bregenz und Dornbirn seine Produkte feilbietet. Die Arbeit bei Wind und Wetter, für den Mann aus Möggers kein Problem: „Ich bin eigentlich so gut wie immer im Freien und daher abgehärtet.“ Doch die Tage auf dem Weihnachtsmarkt sind lang – von neun Uhr morgens bis zehn Uhr abends ist der Landwirt täglich im Weihnachts-Einsatz. „Ab und zu übernachte ich bei den Tieren in der Krippe. Oder mache tagsüber ein Nickerchen“, erzählt der Eselvater. Das Schönste für ihn ist, wenn die Kindergärtler und Schüler vorbeikommen, Lieder singen und Freude an den Tieren haben. Zur Belohnung gibt es für „seine zukünftigen Pensionszahler“ immer einen Kinderpunsch. „Früher hat die Stadt noch einen Krapfen dazu gezahlt – durch die Sparmaßnahmen ist das leider nicht mehr möglich.“ Der kleinen Besucher wegen bleibt der Biobauer immer bis zum 6. Jänner in Bregenz. „Viel Geschäft ist nicht mehr zu machen, aber Weihnachten dauert für mich bis Dreikönig und die Kinder wollen schließlich auch in den Ferien zu den Tieren.“

Stille Harmonie

Doch nicht nur für die Kinder scheint die lebende Krippe eine magische Anziehungskraft zu haben. „Es gibt dort eine stille Harmonie. Alle Leute, egal welcher Konfession und Herkunft, finden beim Esel ihre Ruhe.“ Konfession und Herkunft, Themen die den 64-Jährige schon seit Kindesbeinen an begleiten. Als „Überbleibsel der marokkanischen Besatzung“ aufgewachsen, hatte er einen schweren Stand: „Das war früher schon sehr schwierig“, erinnert sich Fritz zurück. „Darum habe ich auch das Marokkanertreffen organisiert und einen Gesangsverein gegründet, bei dem drei Konfessionen und sechs Nationalitäten mitgesungen haben.“

Glückshormone

Positiv und schön sollen es indes seine Tiere haben. Auf dem Fritzschen Hof in Möggers lebt das Vieh im Freien, kann in den Stall, wann immer es will. „Schließlich haben auch Tiere ein Liebesleben – das bringt Glückshormone“, schmunzelt der vierfache Familienvater. Seit 1974 betreibt der Bauer einen Biohof. Um ohne Subventionen überleben zu können, musste er jedoch eine Kälbermast betreiben – „entgegen meiner geistigen Einstellung. Und noch heute stelle ich die von Tierärzten und Besamern vergewaltigten und traumatisierten, genetisch veränderten, getreidegedopten, Turbo-Hochleistungs­kühe infrage.“ Viel hat Georg Fritz in seinem Leben auf die Beine gestellt, doch künftig möchte er etwas kürzer treten, sich „dem Leben widmen und nur noch im Wald holzen“.

Zur Person

Georg Fritz ist Biolandwirt und Urgestein des Bregenzer Weihnachtsmarkts.

Geboren: . 6. Februar 1946

Ausbildung: Lehre zum Heizungs-, Gas- und Sanitärtechniker, Lehrlingsausbildner

Familie: verheiratet, 4 Kinder, 5 Enkel

Hobbys: „Ich bin immer im Wald.“ Initiativen: Kandidierte bei Landwirtschaftskammerwahlen (wurde als Ein-Mann-Fraktion in den Kammerrat gewählt), viermal bei Landtags- und einmal bei Nationalratswahlen. Ist u. a. Begründer bzw. Mitbegründer des Bauernmarkts, Maschinenrings Unterland, Leiblachtaler Obstbau- und Landschaftspflegevereins, Walderlebnispfades in Möggers.

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