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Ein Leben für die Wissenschaft

Ein etwas ungewöhnliches Foto: Gerhard Wanner ganz privat auf seiner Lieblingsinsel Samos in Griechenland
Ein etwas ungewöhnliches Foto: Gerhard Wanner ganz privat auf seiner Lieblingsinsel Samos in Griechenland ©Privat/Bandi Koeck
Menschen aus der Heimat: Gerhard Wanner

Menschen aus der Heimat: Gerhard Wanner

Gurtis-Bazora. In den 70er Jahren begann er seine Unterrichtstätigkeiten, welche sich von Vorarlberg nach Tirol und von Ekaterinenburg bis nach Pécs in Ungarn erstrecken. Er ist bekannt für seine mehr als 200 Publikationen, welches Abhandlungen über regionale sowie überregionale Zeitgeschichte sind. Die Rede ist von keinem geringeren als von Gerhard Wanner.

Vom Kommunismus geprägt

Der heute 71-jährige hat einiges zu erzählen. Er erlebte nicht nur die “Wende” des Kommunismus, sondern viele Highlights der Zeitgeschichte persönlich. Sein “Bergsitz Bazora” und die griechische Insel Samos (sie erinnere ihn an die Samina) zählen zu seinen Lieblingsorten.
Auf die Frage, was er in seinem bisherigen Leben als das einschneidendste Erlebnis betrachtet, muss er ziemlich lange nachdenken: “Das ist schwer zu beantworten, weil mein Leben aus einer Summe wichtiger und schöner Ereignisse besteht. Nachhaltig beeinflusst haben mich jedoch zweifellos meine jahrelangen Aufenthalte im aufgeklärten Schweden und im noch kommunistischen Russland.”

Lehrer aus Leidenschaft

“Ich würde in einem ‚weiteren Leben’ wieder den Lehrberuf ergreifen. Jede Stunde brachte mir Freude und Spaß” strahlt er über beide Ohen. Dies ist auch der Grund, weshalb er noch heute an sieben verschiedenen Institutionen unterrichtet. Was er allerdings nicht mag, sei dieses “Pisa-Gejammere”, weil es die jungen Menschen ganz einseitig im Sinne eines liberalistischen Materialismus nur nach ihrem kognitiven Wissen beurteile. Man vergäße dabei die sozialen und moralischen Kompetenzen. Für die Ausbildung wünscht er sich, dass schöpferische und kritische Fähigkeiten im Vordergrund stehen und jedem den sozialen Aufstieg ermöglichen.

Empfohlene Lektüre

Von all seinen Publikationen liegt Gerhard Wanner “Die Geschichte der Lehrerbildung in Vorarlberg” sowie “Vorarlbergs Industriegeschichte” besonders am Herzen. Er findet, dass die Lektüre hilft, “den Vorarlberger von heute” und seine historisch gewachsene “Eigenart, vor allem auch seine starke ideologische Beeinflussung” besser zu verstehen. Wenn Zeit bleibt, liest er gerne Werke des Psychoanalytikers Erich Fromm, der Epikuräer-Philosophen und des “abgefallenen” Theologen Eugen Drewermann.

Glaubensleben
Er selbst bezeichnet sich als “evolutionären Humanisten”. Als “Nazikind” verdanke er gerade dem Stadtpfarrer Maurer seine Aufnahme an der ehem. LBA (Lehrerbildungsanstalt). Durch die fünfjährige Sozialisation ebendort wurde er auch sehr katholisch. Womit er sich allerdings nicht anfreunden könne, das seien die starren Machtstrukturen der auch die Frauen ausschließenden päpstlichen Amtskirche: “Welch ein Gegensatz zu den Lehren und zum Leben von Jesus! Ein Verrat!”

Zukunftspläne

Zur Zeit schreibt er gerade eine Geschichte der Kindheit in Vorarlberg und sammelt Material für eine Sexualgeschichte Vorarlbergs. Weiters möchte er auch endlich nach Island und Grönland, da ihn diese kargen Landschaften seit seiner Jugend faszinieren würden. Und was ist Gerhard Wanners Lebensmotto? Im Sinne des “aufgeklärten Humanismus” von Michael Schmidt-Salomon antwortet er mit: “Sei stets menschlich, kritisch und wachsam. Glaube an dich selbst und dann erst an ‚die Götter’. Bleibe frei!”

Zur Person:

Factbox:
Gerhard Wanner
14. August 1939
Wohnort: “Bergsitz BAzora”
Lieblingsland: Griechenland (Samos)
Lebensmotto: “Evolutionärer, aufgeklärter Humanismus!

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