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Ein Jubiläum mahnt

Feldkirch - Jedes Kind hat Rechte. Und das meint jetzt weniger „Flimmerkistenmarathon“ und Schule à la Pippi Langstrumpf. Denn Kinder haben auch ein Recht auf Bildung und Erziehung.

Am 20. November 1989 schrieb die UNO fest, was Kindern weltweit zusteht. Bis heute haben 191 Staaten der Erde diese Kinderrechte unterschrieben. Nur Somalia und die USA konnten sich nicht durchringen. Österreich wird die Kinderrechte zum Geburtstag „in abgeschlankter Form“ in den Verfassungsrang erheben. In Vorarlbergs Landesverfassung stehen sie seit 2004 in Artikel 8. Dort ist von einer kinderfreundlichen Gesellschaft die Rede. Das Land will „alle Maßnahmen am Wohl der Kinder ausrichten“. Geschieht das auch? Teilweise. Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch lobt das Land in seinen Bestrebungen für Bildung und den Eintritt in die Arbeitswelt. Denn auch das ist ein Recht der Jugend. Er sieht aber auch Mängel. Rauch erinnert an den Vorarl- berger Familienzuschuss. Davon profitieren nur Kinder aus EU, EWR oder der Schweiz. „Von 3800 im Vorjahr geborenen Kindern in Vorarlberg erfüllen 292 diese Bedingung nicht.“ Sie haben keinen Rechtsanspruch. Rauch bemängelt, dass die Kinderrechte mitunter „die Nagelprobe nicht bestehen“.

Bis hin zur Mitsprache

Auch beim Recht auf Leben ist das so. „Die Kinderrechtskonvention ist da radikal.“ Sie schützt auch Kinder während der Schwangerschaft. Sie benennt die Förderungen von Kindern mit Behinderung. Die Kinderrechte räumen Kindern generell Mitsprache ein. „Das stößt bei vielen Menschen auf taube Ohren.“

Vormals Prügelstrafen

Denn allzu alt ist das moderne Verständnis von Kindheit nicht. Ebenfalls erst 20 Jahre alt ist die österreichische Entscheidung, dass Kinder hierzulande nicht mehr geschlagen werden dürfen. Wie weit Theorie und Praxis auseinanderklaffen, hat der jüngste Rechnungshofbericht über die Jugendwohlfahrt gezeigt.

Rahmenbedingungen

Zwischen 2002 und 2007 hat die Anzahl der Gefährdungsabklärungen von 1281 auf 1875 um 45 Prozent zugenommen. Rauch befürchtet, „dass dieser Trend schwer zu brechen sein wird. Ich warne davor, das Thema Gewalt abzuhaken“. Die Rahmenbedingungen verschärften sich täglich. „Die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Der Zuwachs an psychischen Erkrankungen bei Kindern beträgt teils 20 Prozent.“ Oft sind sie selber psychischer Gewalt ausgesetzt. Rauch denkt an Jugendliche, die ihm erzählt haben, dass ihnen die Prügel des Vaters weit weniger ausgemacht hätten als die ständige Erniedrigung durch Sätze wie „Du kannst nichts“ und „Du bist nichts“.

Elternbildung

Rauch hält die Elternbildung für ein Schlüsselwort der nächsten Jahre. Wobei er nichts von Strafandrohungen wie dem Entzug der Familienförderung hält. Rauch setzt auf Anreize. Wie gut das klappen kann, beweise im Thema Integration gerade die Gemeinde Nenzing.

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