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"Ein herrliches Stückchen Erde"

Lochau - Vor 100 Jahren wurde in Lochau das "Kaiserstrand-Hotel" erbaut. Am Wochenende wird Jubiläum gefeiert.
Alle Infos zur 100 Jahr-Feier

„Ein herrliches Stückchen Erde ist der Winkel am Bodensee bei Lochau, den man im Volk das Bäumle nennt“, meinte ein Kenner der Bregenzer Bucht im Jahre 1910. Seit altersher stand dort das Bauernwirtshaus „Anker“, das jedoch nur den Einheimischen besser bekannt war. Ein einfacher Schiffslandesteg, eine einfache Badehütte und vor allem viel Schilf-Ufer, an dem die Frauen der Umgebung ihre Wäsche wuschen und in der Sonne trocknen ließen, kennzeichneten das Gebiet neben dem ehemaligen Hafen am Bäumle. Das gesamte Areal befand sich – nach Meinung eines Zeitgenossen – im „Dornröschenschlaf“, aus dem es vom Lindauer Hotelier Georg Hauber 1907 „erlöst“ wurde. Hauber übernahm das Gasthaus „Anker“, schmückte während der großen Jahrhundertfeier (1809–1909) eine 1 km lange Anlage am Bäumle-Ufer mit Flaggen und erhielt die Erlaubnis, dieses Stück „Kaiser-Franz-Josef-Strand“ zu nennen. Der Name ging 1910 als „Kaiserstrand-Hotel“ auf das neue Luxushotel über. Ab 1919 – mit dem Ende der Monarchie – hieß das Hotel „Strand-Palast-Hotel“ mitunter auch kurz „Strandhotel“. Anlässlich der aktuellen Neueröffnung im Sommer 2010 ist von den neuen Eigentümern die Bezeichnung „Seehotel am Kaiserstrand“ gewählt worden.

Konkurs und Krieg

Bei Eröffnung am 6. August 1910 wurde das „Etablissement“ von den Besuchern geradezu gestürmt. Trotz des erfolgreichen Starts und eines fulminanten Feuerwerks zum Geburtstag „Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I.“ geriet das Kaiserstrand-Hotel in finanzielle Turbulenzen. Georg Hauber hatte sich – nicht zuletzt durch die Errichtung eines weiteren Traktes mit einem dominanten Turm – finanziell übernommen und schlitterte im Herbst 1912 mit Verbindlichkeiten von 356.000 Kronen in den Konkurs. Vor allem der Hauptgläubiger Baumeister Otto Mallaun aus Bregenz „wollte nicht länger auf sein Geld warten“, hieß es nach einer stürmischen Gläubigersitzung im Jänner 1914. Das Attentat von Sarajewo und der Beginn des 1. Weltkriegs am 28. Juli 1914 ließen das Hotelgeschäft für mehrere Jahre „ruhen“. Während des Krieges wurde das Hotel zeitweise als Reservespital verwendet. Völlig verarmt starb Fremdenverkehrs-Pionier Georg Hauber am 28. Juli 1918.

Willi Rupp

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