Ein elementares Konzertereignis

Götzis. (sch) Michael Löbl, der innovative Geschäftsführer der Kulturbühne AMBACH, hat gleich zu Beginn seiner Tätigkeit in Götzis eine neue Programmschiene (Abo) initiiert, welche bislang schon schönste musikalische Früchte gezeigt hat. Machte den Auftakt im Februar das großartige Pariser Ensemble Quatuor Les Dissonances, so waren kürzlich auf der Kulturbühne rund 40mal mehr Musici und Sänger in Aktion – Solisten, Chor und Orchester der Musikhochschule Trossingen unter der Leitung von Sebastian Tewinkel schufen eine glanzvolle Interpretation der 2. Sinfonie („Auferstehungssinfonie“) von Gustav Mahler (1860-1911) im ausverkauften Saal. Der deutsche Dirigent und Musikpädagoge Sebastian Tewinkel ist in Feldkirch noch in bester Erinnerung als erfolgreicher Orchestererzieher des Landeskonservatoriumsorchester oder Gast beim SOV, heute wirkt der international gefragte Musiker als Chefdirigent der Neubrandenburger Philharmonie und Professor für Orchesterleitung an der Musikhochschule Trossingen. Als solcher bescherte er mit seinem Riesenensemble hochbegabter junger Musikerinnen und Musiker den Vorarlberger Musikfreunden eineinhalb Stunden lang ein elementares Konzertereignis mit Mahler.
Musik und Worte
Mahlers Sinfonie Nr. 2, c-Moll, benötigte sechs Jahre Schaffenskraft (1888-1994) des Meisters. Sie besteht aus fünf Sätzen, die Sätze IV und V bringen vertonte Texte, und die drei letzten Sätze gehen pausenlos ineinander über. Gesangssolistinnen waren Megan Baddeley (Sopran) und Elisabetta Picello (Mezzosopran). Das Riesenorchester überzeugte durch perfekte Präzision, fein differenzierte Klangfülle und umfassende Homogenität, ebenso der Chor. Der souveräne „Feldherr“ der jugendlichen Künstlerschar, der bis ins kleinste Detail kompetente und nachschaffende Sebastian Tewinkel, bot in den 90 Minuten eine physische und psychische Leistung, die man einfach nur als grandios bezeichnen kann. Der erste Satz erinnert mit seiner spannungsgeladenen, weit ausholenden Beethoven-Nähe an einen majestätisch-düsteren Trauermarsch. Das anschließende Andante, eine andere Welt, bezaubert immer wieder durch eine glücklich wiegende, idyllische Ländlerseligkeit mit Schubert-Anklängen. Es folgt ein parodistisches Scherzo, dann eine hoffnungslose Stimmung, die aber pausenlos in den fast von kindlichem Glauben erfüllten vierten Satz mit dem Frauen-Solo vom „Urlicht“ (Text aus „Des Knaben Wunderhorn“) hinüberleitet. Der Finalsatz zitiert nun die hoffnungsvolle „Auferstehung“ in einem Klopstock-Gedicht und textlichem Mahler-Zusatz mit Chor, Frauen-Soli und gewaltiger, befreiender Orchester-Apotheose: „Aufersteh´n, ja aufersteh´n wirst du…“. Stille der Ergriffenheit, der dann ein gebührender Beifallsorkan für Tewinkel und seine Riesenkünstlerschar folgte.
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