Ein echt wienerischer Walzerkönig Johann Strauß

Vandans. (sch) Der heurige, am Sonntag zu Ende gegangene „Montafoner Sommer“ unter der künstlerischen Leitung von Nikolaus Netzer stand unter dem nicht ganz klaren Motto „Kitsch & Kult“. Kitsch kann Kult sein, echte Kunst kann Kult sein, Kitsch kann auch im Lauf des Zeitgeschmacks zu Kunst mutieren … Egal, wenn man ein Johann-Strauß-Konzert bei einem Festival präsentiert bekommt, handelt es sich vom Komponisten her gesehen allemal um pure, melodienreiche und herzerfrischende musikalische Kunst jenes Genies, das Richard Wagner bekanntlich als den „musikalischesten Schädel des 19.Jahrhunderts“ genannt hat. „Wien bleibt Wien – Johann Strauß und seine Freunde“, so nannte Netzer ein Konzert seines Orchesters des Musiktheaters Vorarlberg (Götzis) in der nur spärlich besuchten Rätikonhalle in Vandans. Die „Freunde“ blieben bis auf den 1870 geborenen Franz Lehár aus, und ob dieser Jüngling schon ein Freund des Strauß-Schani war (gest. 1899), ist eher unwahrscheinlich. Nun, das Dirigat des Montafoners Netzer, der ja nicht mit Donauwasser getauft worden ist, konnte sehr imponieren; durch seine Erfahrung mit Operetten hat er wohl schon das richtige wienerische Flair aus Lebensfreude und Melancholie inhaliert.
Johann Strauß fast total
Die delikat gespielte „Feuerfest“- Polka francaise von Bruder Josef Strauß und der mächtig aufrauschende Walzer „Gold und Silber“ von Franz Lehár waren die einzigen Programmnummern, die nicht vom Walzerkönig stammten. Alle anderen „Ohrwürmern“ entsprangen Johanns „musikalischestem Schädel“: die mit praller Vitalität erfüllte „Fledermaus“-Ouvertüre, die dahinplappernde „Tritsch-Trasch“-Polka schnell; die freundlich-betuliche Polka francaise, die den „Annen“ gewidmet ist; die „G´schichten aus dem Wienerwald“ mit fein dosiertem Rubato und Zither-Solo von Michael Gapp; die stürmische „Unter Donner und Blitz“- Polka schnell, der teils zu hastige „Kaiser-Walzer“. Erfreulich, dass Netzer die berühmten Dreivierteltakt-Geschöpfe mit den köstlichen Wiederholungen spielen ließ. Unvermeidlich zum Thema „Kult“ (siehe Neujahrskonzerte): der Donau-Walzer (mit ungestörter Einleitung) und der „Radetzky-Marsch“ von Strauß-Vater mit Klatsch-Ritual. Ein insgesamt freudvolles, melodienseliges Konzert mit vitalen Grüßen von der blauen Donau an die mit grauem Nebel verhangene Zimba.
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