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Ein bisschen Mama von 3000 Babys

Bregenz - Maria Luise Kramer hat als Hebamme schon vielen Babys auf die Welt geholfen.

Eigene Kinder hat sie nicht. „Das haben wir irgendwie versäumt“, sagt Maria Luise Kramer mit abgeklärtem Lächeln. Dafür gehören ihr 2996 Mädchen und Buben zumindest ein bisschen, was sie mit zwei Millimetern zwischen Daumen und Zeigefinger symbolisiert. Demnächst erwartet die dienstälteste Hebamme am LKH Bregenz ihre dreitausendste Geburt. „Das ist schon etwas Besonderes“, meint Maria Luise Kramer. Und auf ihrem sympathischen Gesicht spiegeln sich gleichermaßen Stolz und berechtigte Freude.

Schöne Augenblicke

Die gebürtige Tirolerin pflegt wenig Hang zum Pathos. Für sie bedeutet Hebamme sein ein Beruf, doch keine Berufung. „Aber ich passe gut da hinein“, hat Maria Luise Kramer während der mittlerweile dreißig Jahre dauernden Dienstzeit festgestellt. Ihre Tante, die ebenfalls Hebamme war, brachte sie auf die Idee, sich für die Schule zu bewerben. Mit 17 begann die Ausbildung. Mit 19 fing Kramer am LKH Bregenz an. „Sind Sie denn schon Hebamme?“ Diese Frage musste sich die junge Frau damals des Öfteren anhören. Heute und nach so vielen Geburten steht das außer Frage. Viel hat Maria Luise Kramer in dieser Zeit erlebt. „Zum Glück überwiegen die schönen Erlebnisse“, sprudelt es aus ihr heraus, nachdem Baby 2.996 gesund und munter das Licht der Welt erblickte. Da kann es zuweilen sehr emotional werden im Kreißsaal. „Ich habe schon öfter mitgeweint vor Freude“, gibt die Hebamme zu. In solchen Momenten dabei sein zu können sei etwas sehr Schönes. Doch es gibt auch eine andere Seite dieses Lebens. Eine, die Tod, Tränen und Trauer bringt. „Um solche Schicksalsschläge zu verarbeiten, muss man für sich selbst einen Weg finden“, sagt Maria Luise Kramer. Sie schöpft Kraft aus einer „guten Partnerschaft und einer tollen Wohnung mit Blick über den Bodensee“. Ebenso lasse sich innerhalb der Kollegenschaft in Gesprächen viel aufarbeiten.

Tapfere Väter

Elf Hebammen sind derzeit am LKH Bregenz beschäftigt. Maria Luise Kramer ist seit 2005 Chefhebamme. Jeden Tag absolviert sie mit einer Kollegin einen 12-Stunden-Dienst. „Dass wir immer zu zweit sind, erleichtert die Arbeit“, so Kramer. Stolz ist sie auf den guten Ruf, den die Geburtshilfeabteilung in Bregenz genießt. „Wir sind ja auch ein engagiertes Team“, lobt sie ihre Mitarbeiterinnen. Den Vätern im Kreißsaal streut die patente Frau ebenfalls Rosen. Das Klischee vom ängstlichen Tropf, der ohnmächtig aus den Schuhen kippt, hat ausgedient. „Sie betreuen ihre Partnerinnen wirklich hingebungsvoll“, erzählt die begeisterte Leserin von historischen Romanen. Denn auch wenn die Männer nichts tun, tun sie viel. Oft reiche es nämlich, einfach da zu sein. Den Hebammen selbst mangelt es übrigens nicht an Nachwuchs. „Der Beruf ist sehr vielseitig und deshalb gefragt“, weiß Maria Luise Kramer. Die einen arbeiten in der Geburtsvorbereitung, andere bei Familienberatungsstellen. Kramer definiert sich als „reine Kreißsaal-Hebamme“. Aber da gibt sie alles.

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