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Eigenverantwortliches Doping

Der österreichische Ex-Profi Harald Maier war 1993 und 1994 bei Festina gefahren und kennt die Doping-Praxis aus nächster Nähe.

“Festina war das bestorganisierte Team. Es gab eine sehr gute Aufklärung durch den Arzt, jeder Fahrer konnte selbst entscheiden, was er nimmt. Aber ich war immer der Überzeugung, daß Siege das gesundheitliche Risiko nicht rechtfertigen”, erklärte der Steirer.

Als die Einnahme des Hormons EPO immer mehr um sich griff und Maier selbst unter Druck geriet mitzuziehen, zog er die Konsequenz. Während des GP Midi Libre beendete er Mitte Juni 1994 seine Profi-Karriere. “Wenn sich jemand aufputscht und zwei Tage nicht schlafen kann, ist das seine Sache. Aber Hormone greifen in den Körperhaushalt ein und sind deshalb gefährlich”, sagte Maier. Der WM-Fünfte von 1985 hatte schon einmal Rückgrat bewiesen: Ende der Achtziger Jahre brach er den Giro etwa an 30. Stelle liegend ab, weil ihn die damalige Teamführung unter Druck gesetzt hatte, unerlaubte Produkte zu nehmen.

Maier spricht von einem Teufelskreis, in dem sich der Radsport befinde. Der Teamsponsor fordere Top-Ergebnisse und setze damit den Teamchef und den Fahrer unter Druck. Für viele führt da der Weg zum Doping. “Jetzt wird viel mit Dreck geschmissen, aber durch den Skandal bei der Tour gibt es wieder mehr Gesundheitsbewußtsein”, glaubt Maier, der nach zwölf Profijahren den Radsport bezüglich Doping in keiner schlimmeren Situation sieht als andere Sportarten.

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