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Ehrendoktorat fürs Lebenswerk

Wien - Matura mit Auszeichnung, Promotion sub auspiciis praesidentis, Universitätsprofessor und Verfasser eines Standardwerks über die Parkinson-Krankheit.

Da ist die Würde eines Ehrendoktorats der Universität Prag für den gebürtigen Bregenzer Herbert Ehringer quasi nur noch das Sahnehäubchen auf einer langen und glanzvollen Karriere.

Lebenswerk gewürdigt

Ehringer freut sich trotz der zahlreichen schon erhaltenen Ehrungen über die Würdigung seines Lebenswerks in Prag ganz besonders. „Die medizinische Fakultät geht mit Ehrendoktoraten sehr sparsam um, die letzte derartige Verleihung war vor drei Jahren. Und die Verleihung hat anlässlich des 660-jährigen Gründungsjubiläums der Universität stattgefunden, darauf bin ich schon etwas stolz.“ Die ersten Sätze seiner Dankesrede hat Ehringer übrigens auf Tschechisch gehalten, „aber ich hätte es auch auf Ungarisch, Bregenzerisch, ­Innsbruckerisch oder Salzburgerisch tun können“, verrät er augenzwinkernd. Bei zwei Themen gerät der Mediziner ins Schwärmen: Wenn er einen Opernbesuch schildert, bei dem Anna Netrebko und Rolando Villazon den „Liebestraum“ von Donizetti gesungen haben – und wenn er von seiner Arbeit erzählt.

Sechs Stunden Schlaf

„Als ich ab Mitte der sechziger Jahre die Angiologie als Abteilung am Allgemeinen Krankenhaus in Wien aufgebaut habe, habe ich täglich nur sechs Stunden geschlafen und den Rest der Zeit gearbeitet. Das ist meine Art, an Aufgaben heranzugehen“, schildert der 76-Jährige seinen Arbeitsstil. Seine Frau Inge, mit der er seit 1960 glücklich verheiratet ist, hat das schon vor der Hochzeit gewusst und akzeptiert. „Zu Mittag und am Abend bin ich aber immer nach Hause gekommen; nach dem Abendessen bin ich wieder in die Klinik gefahren und habe bis Mitternacht gearbeitet. Zum Ausgleich war ich dann um sieben Uhr Früh wieder dort.“

Wichtige Entscheidung

Beruflich ist Ehringer 1964 am Scheideweg gestanden. Nach der Veröffentlichung seiner Standardpublikation über Dopaminmangel im Gehirn bei Parkinson – „ich war bei der Veröffentlichung erst 28 Jahre alt, die Studie ist seither mehr als 1200 Mal in anderen wissenschaftlichen Werken zitiert worden“ – erhielt der junge Arzt eine Einladung, in Berlin weiter zu forschen. „Meine Arbeit war ja die Basis für das Verständnis und die Therapie der Parkinson-Krankheit.“ Ehringer entschied sich anders: Er ging nach Wien, um sich neben wissenschaftlichen Studien auch der Arbeit mit Patienten widmen zu können. Das Fachgebiet musste er allerdings wechseln: Die von ihm am AKH aufgebaute Abteilung für Gefäßkrankheiten (Angiologie) ist heute eine der größten der Welt. Obwohl Ehringer seit 1998 „offiziell im Ruhestand“ ist, betreibt er weiterhin seine Privatordination. Wenn er gerade einmal nicht arbeitet, betreibt Herbert Ehringer in dem zum Übungsraum umgestalteten Keller seines Hauses im 18. Bezirk mit seiner Frau Tanztraining oder er wandert flotten Schritts durch den Wienerwald.

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