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Ehemaliger Kilbi-Obmann mit sozialer Ader und frischer Lebensweise

Helmut Hagen ist in Lustenau unter dem Markenzeichen „Ludovikus“ ortsbekannt.
Helmut Hagen ist in Lustenau unter dem Markenzeichen „Ludovikus“ ortsbekannt. ©Edith Hämmerle
Menschen aus der Heimat: Helmut Hagen mit Markenzeichen „Ludovikus“ erzählt wie er zu diesem Namen kam und zu einem Leben ohne Auto. 

Lustenau. Heute noch ist ihm das Markenzeichen anhängig. In Lustenau ist er als „Vikuslar“ ortsbekannt. „So ergeht es einem, wenn man 35 Jahre lang ein Fachgeschäft geführt hat, in dem vorwiegend Spielsachen verkauft wurden. Dann kennen einen nicht nur die Eltern, am allerbesten die Kinder“, begründet Helmut Hagen seinen Bekanntheitsgrad in Lustenau. Dabei grinst er zufrieden, lehnt sich im Stuhl etwas zurück und merkt noch an: „Die Väter kamen dann noch einmal vor Silvester im Geschäft vorbei, um die Feuerwerkskörper für den Jahreswechsel zu besorgen.“ Die Geschichte reicht zurück in Großvaters Zeiten. Sein Großvater mit Vornamen Ludovikus hat bereits damals, in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, einen Krämerladen betrieben. Vater Ferdinand Hagen vergrößerte den Laden an der Holzstraße zum Fachgeschäft. Den Markennamen hat er übernommen. Sohnemann Helmut trat in dessen Fußstapfen und führte das Familienunternehmen „Ludovikus“ weiter. Auch das damalige Markenzeichen der Kaufmannschaft „Luog zeyscht z’Luschnou“, prägte der junge „Vikuslar“ mit. Ebenso die Lustenauer Kilbi.

Kilbi-Obmann

20 Jahre war er Kilbi-Obmann. „Und wer kennt den nicht?“, ergänzt Hagen in Sachen Bekanntheitsgrad. Jedes Kind zog seine Eltern zum Spielwarenstand, wo es alles gab, was Kinderherzen höherschlagen lässt. Auch die altbekannte „Katz im Sack“. „Das war jedes Jahr die soziale Komponente auf der Kilbi. Der Erlös kam meistens der Lebenshilfe oder dem Roten Kreuz zugute“, erzählt er von seiner aktiven Zeit, und auch von seiner Sportbegeisterung. Aktiv als Turner, daneben war Fußball sein Ding. Das allerdings nur passiv. Als leidenschaftlicher Austria-Lustenau-Fan lässt er so gut wie kein Spiel im Reichshofstadion aus. Aber auch vom EHC Lustenau ist er ein treuer Anhänger. Mindestens ebenso viel Begeisterung wie dem Sport, zollt er dem Jassen. Da ist er überzeugt, dass „seine“ Jasserrunde zu einer der ältesten in Lustenau zählt. Er blickt weit zurück: „Bereits vor 55 Jahren spielten wir im damaligen Café „Vogel“, danach in der „Regina“, jetzt im „Krönele“, und das regelmäßig jede Woche.“

Seniorenbörse

Im Ruhestand die Hände einfach in den Schoß zu legen, lag nicht in seinem Sinn. Als Pensionist hat er nun die Zeit seine soziale Ader auszuleben. 2013 war er Mitbegründer der Lustenauer Seniorenbörse. Er stellte sich als Obmann zur Verfügung. Was klein angefangen hat, entwickelte sich zu etwas Großem. Aktuell zählt der soziale Verein rund 400 Mitglieder. Sein Ziel ist nach wie vor die 500er-Marke zu knacken. Heute, im Alter von 72 Jahren, setzt er auf Mobilität ohne Auto. Genau seit zehn Monaten sei er autofrei. Die Garage ist leer, das Auto verkauft. „Und es geht mir dabei recht gut, und auch der Umwelt“, meint er lachend und erzählt weiter vom Umstieg auf’s Fahrrad, Bus und Bahn. Auf seinem Drahtesel sieht man ihn durch Lustenau radeln, wenn er die täglichen Besorgungen erledigt. Das bei jedem Wetter. Dabei legt er meistens einen Zwischenstopp im Austria-Café ein. Dort gesellt er sich gerne an den Stammtisch. „Hier erfährt man das Neueste aus Lustenau im Handumdrehen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Was er aber nicht mag, sind Vorurteile oder Pauschalverurteilungen, sei es in der Politik oder in einem Verein.

Jeder kann etwas beitragen

Sein Umdenken bezüglich sanfter Mobilität begann mit 70. Immer nur jammern über hohe Spritpreise, lange Staus oder den Klimawandel nütze wenig. „Duors einfach“, lautet sein Motto. Jeder könne einen Beitrag leisten. Inzwischen habe der Umstieg aufs Fahrrad Vorbildwirkung auf seine Enkel. Etwas später gelang es ihm dann auch noch seine Frau zu überzeugen, „dass unsere Ferienwohnung in Brand genauso mit Bus und Bahn zu erreichen ist“, erwähnt der dreifache Vater nicht ohne Stolz, denn schließlich ist es ihm gelungen mit seiner frischen Lebensweise seine Familie anzustecken. Ganz frisch ist auch die Goldene Hochzeit im Hause Hagen. „Seit dem 18. Jänner 2019 sind wir 50 Jahre verheiratet“, schmunzelt er über das vollbrachte Werk. Zum besonderen Jubiläum unternahm er mit seiner Helga eine Reise in die Karibik, von der das „goldene“ Paar erst vor wenigen Wochen zurückgekehrt ist.

Zur Person
Helmut Hagen
geb.: 1946
Wohnort: Lustenau, Holzstraße
Familie: verh. mit Helga, 3 Söhne, 7 Enkel
Beruf: Kaufmann in Pension
Hobbys: Jassen, Skifahren, früher Turnen, jetzt Radfahren
Motto: „Duors einfach“ (Tu es einfach)

 

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