Mit der Verleihung des „Durig-Böhler-Preises 2017“ setzt die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg (GÄV) ihre jahrzehntelange Tradition der Förderung von Ausbildung, Wissenschaft, Forschung und damit Fortschritt fort.
Molekularbiologe mit Leib und Seele
Seit nunmehr zehn Jahren ist Andreas Bösl am Institut für Pathologie im LKH Feldkirch tätig und deckt mit seiner profunden Fachkenntnis sowie der jahrelangen Erfahrung ein breites Spektrum an molekularpathologischen Methoden ab. Spezialisiert hat sich Andreas Bösl auf die Diagnostik von Tumorerkrankungen auf molekularer Ebene. Seit jeher galt Andreas Bösls Interesse der Erkennung von Erkrankungen, sowie deren Prävention. „Weltweit werden jährlich mehr als eine Millionen Brustkrebs-Neuerkrankungen verzeichnet. Die Erforschung molekularer Ursachen dieser heterogenen Erkrankung sowie die Identifizierung effizienterer Biomarker, die eine Tumorentstehung frühzeitig anzeigen und zugleich eine Prognose des tatsächlichen Krankheits- und Therapieverlaufs erlauben, spielen eine zunehmend bedeutende Rolle innerhalb der modernen Medizin“, erläutert Andreas Bösl, MSc, „Durig-Böhler-Preisträger 2017“.
Genexpressionsanalysen: Große Vorteile für Tumorpatienten
„Neue Prognosefaktoren und Diagnosemarker können dazu beitragen, die Behandlungsstrategien in Richtung einer individualisierten Medizin zu optimieren“, so der Molekularbiologe. Die Aktivität verschiedener menschlicher Gene (Genexpression) und deren Bewertung im klinischen Kontext sollen zukünftig eine Einteilung von Brustkrebspatienten in eine Hochrisiko- und Niedrigrisikogruppe ermöglichen, um eine bestmögliche, individualisierte Therapie bereitstellen zu können. Für Patienten der Niedrigrisikogruppe könnte dies bedeuten, dass unter Umständen auf eine unnötige und belastende Chemotherapie verzichtet werden kann. Die Verlässlichkeit dieser Genexpressionsanalysen wurde in vergleichenden klinischen Studien geprüft, die Ergebnisse führen zu einer weiteren Verfeinerung der Tumordiagnostik und beeinflussen insbesondere auch die klinisch-pathologische Therapieempfehlung.
Auf Augenhöhe mit dem rasanten Fortschritt
„In diesem Berufsfeld ist es Voraussetzung, sich permanent fortzubilden, um stets auf Augenhöhe mit dem Fortschritt zu sein“, beschreibt Bösl die Anforderungen des beruflichen Alltags. Der junge Forscher legt großen Wert darauf, dass die verwendeten Methoden und Technologien den neuesten wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen. „Es ist ein Gewinn, einen ambitionierten Forscher wie Andreas Bösl im Team zu haben“, bekräftigt Prim. Univ. Prof. Dr. Felix Offner, Leiter des Instituts für Pathologie.
Medizin im Wandel: Kritische Auseinandersetzung mit Einsatz künstlicher Intelligenz
Im Zuge der Veranstaltung im LKH Feldkirch, bei der die Auszeichnung überreicht wurde, diskutierte man den Übertritt der Medizin in das digitale Zeitalter und den damit einhergehenden medizinischen und digitalen Wandel. In seinem Festvortrag führte MR Dr. Michael Jonas, Präsident der Ärztekammer für Vorarlberg, aus, wie Digitalisierung, Transparenz und der neue Rohstoff „Daten“ auch die Zukunft der Medizin in Vorarlberg beeinflussen könnten.
Vorarlberger Medizinerpreis mit Tradition
Der Durig-Böhler-Gedächtnispreis ist nach den bedeutenden Vorarlberger Ärzten Prof. Arnold Durig und Prof. Lorenz Böhler benannt. Er wurde zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der wissenschaftlichen Arbeit in Vorarlberg gestiftet und beinhaltet neben der Ehrung und der Überreichung einer Urkunde an den Erstautor und alle Koautoren auch eine finanzielle Zuwendung, die zu gleichen Teilen von der Gesellschaft der Ärzte, dem Land Vorarlberg und der Ärztekammer gestiftet wird.
Information „Durig-Böhler-Preis“
Arnold Durig war Ordinarius am Lehrstuhl für Physiologie der medizinischen Fakultät an der Universität Wien. Er gilt als Pionier der Ernährungs-, Stoffwechsel- und Höhenphysiologie und war 1951 erster Ehrenpräsident der Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg.
Lorenz Böhler wird als Wegbereiter und Visionär der modernen Unfallchirurgie anerkannt. Seinen Initiativen ist die Etablierung unfallchirurgischer Fachkrankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen zu verdanken: Jedem unfallverletzten Patienten in Österreich wird somit eine exzellente, erfolgreiche und flächendeckende Behandlung zuteil.
Durig und Böhler haben das Konzept der wissenschaftlichen Sitzung vorbildhaft mitentwickelt: Ziel war es, medizinisches Wissen, das seit jeher einer rasanten Weiterentwicklung ausgesetzt war, innerhalb der Ärzteschaft zirkulieren zu lassen. Die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg versucht dieses Konzept fortzuführen.
Information „Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg“
Die Gesellschaft der Ärzte in Vorarlberg begreift sich als Plattform für Forschung, Wissenschaft und Fortbildung und versucht mit modernen und zukunftsweisenden Diskussionsschwerpunkte einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Medizin in Vorarlberg zu leisten.
Kurzer Lebenslauf von Andreas Bösl, MSc
- verheiratet, 3 Kinder
- 09/1998 – 05/2001 Ausbildung zum Biomedizinischen Analytiker an der Naturwissenschaftlich-technischen Akademie, Isny
- 07/2001 – 12/2006 Stipendiat der Begabtenförderung berufliche Bildung
- 08/2011- heute Stipendiat „Young Professionals“ (Firma Roche)
- 09/2012 – 09/2014 Postgradueller Masterlehrgang der Angewandten Bioanalytik (Applied Life Science) an der FH Joanneum in Graz (Master of Science in Analytical Science; MSc)
Masterthesis: „Retrospektive Analyse Hormonrezeptor-positiver, Her2-neu negativer invasiver Mammakarzinome mittels EndoPredict®
- 09/2015- heute PhD Studiengang „Molekulare Zell-Biologie“ an der Medizinischen Universität Innsbruck (berufsbegleitend)
Quelle: Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H./Marosi-Kuster
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