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"Du musst dich in den Gegner hineinversetzen"

Militärkommandant Brigadier Gunther Hessel bei "Vorarlberg LIVE"
Militärkommandant Brigadier Gunther Hessel bei "Vorarlberg LIVE" ©VOL.AT
Militärkommandant Brigadier Gunther Hessel zu Gast bei "Vorarlberg LIVE". Er sprach über die aktuelle Situation in der Ukraine aus militärischer Sicht.
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Zu Beginn der Sendung sagt Militärkommandant Brigadier Hessel: "Ich bin über die Entwicklungen erschüttert. Es ist extrem tragisch - gerade als Soldat."

Wie es dazu kommen konnte, sagt Hessel: "Am Ende von oft jahrelangen Entwicklung steht dann oft der Krieg". Er war bereits die letzten zwei Wochen sehr skeptisch. Hessel meint: "Du musst dich in den Gegner hineinversetzen". Dabei habe er erkannt, dass es für Putin ein absolutes No-Go wäre, wenn die Ukraine der NATO beitritt.

Analyse der Situation

"Es gibt bereits schwere Gefechte und Verluste auf beiden Seiten". Wie lange der Krieg andauern könnte, kann Hessel nicht beantworten. "Diplomatische Kanäle müssen immer offen bleiben", auch wenn man ein "kritischer Machthaber" ist, muss man laut Hessel jede Möglichkeit nutzen, um einen Konflikt zu vermeiden. Die NATO hält sich noch zurück: "Besonnenheit ist das oberste Gebot", sagt der Militärkommandant.

Der Gesamtsituation zu Folge ist Russland mit seinen Kräften massiv im Vorteil. Er sieht keine Hoffnung für einen Erfolg auf ukrainischer Seite. Zur schnellen Entwicklung in der Ukraine sagt der Militärkommandant: "Russland legt es mit Sicherheit auf einen Blitzkrieg an".

Bundesheer und Pandemie

"Es ist schön und gut, wenn wir Katastrophenhilfe machen, wenn wir jetzt bei Corona helfen und an der Grenze stehen, aber das ist nicht unsere Kernaufgabe", betonte Hessel. Diese Einsätze dürften nicht auf Kosten der Kernaufgaben des Bundesheeres gehen "und das ist leider passiert in den letzten Monaten und Jahren"

Von den sechs Monaten verbrächten die Grundwehrdiener zwei, drei Monate an der Staatsgrenze oder im Pandemie-Einsatz. Der Grundwehrdiener lerne also die "einfachsten soldatischen Grundsätze" und übernähme dann seinen Auftrag, etwa an der Staatsgrenze, "der wurde aber nicht fertig ausgebildet zu einem Soldaten, der auch kämpfen kann - wobei sechs Monate diesbezüglich eh sehr wenig sind".

Man komme so nie in eine Übungsphase. Dann "sind wir weit weg davon, dass das ein richtiger Soldat ist". Als "extrem negativer Nebeneffekt" bezeichnete Hessel, dass auch der Kader so verlerne, als militärische Kommandanten zu führen und Taktiken und Gefechtstechniken zu trainieren. "Das ist am Ende des Tages sogar die größere Katastrophe, weil hier ein Fähigkeitsverlust eintritt und schon eingetreten ist", befand der Vorarlberger Militärkommandant.

Die gesamte Sendung

(VOL.AT/APA)

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