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Drogentod zieht weite Kreise

Schnifis - Das Handeln des Psychotherapeuten in Schnifis wird nach dem Todesfall im April (die "VN" berichteten exklusiv) immer fragwürdiger. Dieser behauptete im Gespräch mit den "VN", dass er keine Therapien mehr durchführe, sondern nur noch Wohnraum für in Not geratene Menschen zur Verfügung stell und Seminare abhalte.

Fragwürdiges Konzept

Der Caritas zufolge führte der umstrittene Phsychotherapeut zumindest bis Juli diesen Jahres Drogentherapien durch. “Am 6. Juli besuchte ich mit Grazer Caritas-Kollegen, die immer wieder Patienten aus der Steiermark und Oberösterreich nach Schnifis überwiesen haben, die angesprochene Therapiestation. Zu diesem Zeitpunkt wurden nachweislich Drogentherapien angeboten und durchgeführt”, erklärt Jürgen Hartmann, Fachbereichsleiter Suchtarbeit der Caritas.

Das therapeutische Konzept war nicht nur für Hartmann, sondern auch für die Grazer-Experten mehr als fragwürdig, weshalb diese den Besuch vorzeitig abbrachen. Auch in der Landesregierung herrscht Rätselraten um das Treiben des Psychotherapeuten: “Die Vertragsbeziehungen wurden 2003 gekündigt, seit 2004 fließen keine Mittel des Landes mehr, und seither wurden auch keine Klienten mehr überwiesen”, erklärte Gesundheits-Landesrat Markus Wallner. “Was der Therapeut genau gemacht hat, kann ich nicht sagen, sollte er jedoch wirklich Drogentherapien angeboten haben, ist von Seiten der Staatsanwaltschaft zu prüfen, ob er dazu überhaupt befähigt war”, so Wallner.

Schließlich dürfe eine Hebamme auch keinen Kaiserschnitt durchführen – dazu brauche es immer noch einen Arzt. “Um in Österreich Drogentherapien anzubieten, benötigt man eine Anerkennung nach dem Suchtmittelgesetz. Diese Prüfung ist, soweit ich informiert bin, noch nicht abgeschlossen”, so Hartmann. Ob diese Bewilligung nach dem Tod des 14-Jährigen jemals erteilt wird, bleibt abzuwarten.

Keine Zusammenarbeit

Klar ist nur, dass von Seiten des Landes  auch weiterhin keine Förderungen mehr fließen werden: “Kurz vor der Landtagswahl wandte sich der Psychotherapeut erneut mit einer Förderungs-Anfrage an mich – diese lehnte ich jedoch aufgrund der bekannten großen fachlichen Zweifel ab”, berichtet Wallner.

“Dass sich der Name des Hauses auf der Liste der anerkannten Einrichtungen nach dem Spitalbeitragsgesetz befinde, bedeutet, dass die Spitalskosten von Patienten, die aus diesem Haus kommen, zur Gänze vom Land getragen und nicht wie üblich zwischen Gemeinde und Land aufgeteilt werden”, räumt Wallner abschließend jede Zusammenarbeit aus.

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