AA

Drogensüchtiger Räuber von Staatsanwältin niedergeschlagen

Um seine Drogensucht zu finanzieren, beging ein 22-jähriger Wiener mehrere Raubüberfälle, zuletzt auf eine Trafik in Wien-Favoriten. Diesen letzten Coup vereitelte ihm allerdings eine beherzte Wiener Staatsanwältin, die sich dem flüchtenden Mann in den Weg stellte und ihn kurzerhand niederschlug.

Innerhalb von drei Tagen überfiel der Drogensüchtige zwei Tankstellen, eine Bäckerei, einen Supermarkt und eine Trafik in Wien, um sich seine Heroinsucht zu finanzieren.

Sein letzter Überfall scheiterte jedoch: Als er am 10. Dezember 2009 mit der Geldlade, die er aus einer Favoritner Trafik gestohlen hatte, die Flucht antreten wollte, stellte sich ihm die Wiener Staatsanwältin Gabriele Müller-Dachler in den Weg. Die Frau entriss dem Täter die Lade und schlug ihn damit zu Boden.

Die Staatsanwältin wurde zufällig Zeugin des Überfalls auf ihre Stammtrafik, wo sie sich Zeitungen kaufen wollte. Ohne viel zu überlegen, riss sie dem Täter die Plastiklade aus der Hand und schlug ihm damit auf den Kopf. Der 22-Jährige ging zu Boden und versuchte das Geld einzusammeln, worauf ihm ihr Ehemann, ein pensionierter Richter am Obersten Gerichtshof, einen kräftigen Fußtritt verpasste. Der verzweifelte Fluchtversuch des Räubers scheiterte, da inzwischen die Polizei zur Stelle war.

Heute, Montag, musste sich der Mann am Straflandesgericht verantworten

“Mit der Kollegin ist nicht gut Kirschen essen”, hielt Richterin Birgit Schneider im Straflandesgericht fest, wo der 22-Jährige ein umfassendes Geständnis ablegte. Seit Jahren macht dem jungen Mann seine Drogensucht zu schaffen. Mangels Einkommen wurde er bereits als Jugendlicher straffällig. Als er im März 2008 vorzeitig aus einer mehrjährigen Strafhaft entlassen wurde, bekam er über Vermittlung seines Bewährungshelfers einen Job und eine Wohnung. Infolge der Drogen verlor er nach wenigen Monaten beides.

“Ich wusste einfach nicht mehr weiter, was ich machen sollte. Ich war auf der Straße. Ich wollte essen, einen Schlafplatz. Und die Sucht war auch da”, skizzierte der Angeklagte im Grauen Haus seine Situation, die ihn im vergangenen Dezember dazu bewogen hatte, mit einer Gaspistole bzw. einem Messer neuerlich auf Raubzug zu gehen.

Der 22-Jährige wurde nach eingehender Beratung zu einer achtjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Außerdem wurde ihm die offene bedingte Reststrafe aus der vorangegangenen Verurteilung widerrufen, sodass er insgesamt zehn Jahre abzusitzen hat. “Im Gesamten haben sie bei den fünf Überfällen 1.600 Euro erbeutet. Hat sich das wirklich ausgezahlt?”, fragte sich die Richterin. Das Urteil ist rechtskräftig.

  • VOL.AT
  • Wien - 10. Bezirk
  • Drogensüchtiger Räuber von Staatsanwältin niedergeschlagen