Dramolette und Gstanzln
Feldkirch. (vko) Den vorigen Freitag widmete das Theater am Saumarkt einer ausgefallenen Literaturform: den Dramoletten. Antonio Fian, Österreichs Meister des Dramoletts, hielt am Nachmittag einen Workshop, dessen Teilnehmer er in seine Kunst einführte. Am Abend präsentierte er eine vollmundige Auswahl seiner Dramolette unter dem Titel „Man kann nicht alles wissen“, begleitet von den geistreichen Klängen des „Kollegiums Kalksburg“.
Musikalisches Pendant der Dramolette
Seit gut zehn Jahren treten die drei Wiener Musiker des Kollegiums immer wieder gemeinsam mit Fian auf. Heinz Ditschs verwegenes Spiel am Akkordeon, Paul Skrepeks fingerfertige Griffe an der Gitarre und nicht zuletzt Wolfgang Wizlspergers Gesang und seine entgleisende Mimik verbreiteten ein beschwipst-melodiöses Flair. Ihnen gelang eine virtuose Karikatur eines permanent trunkenen Zustands. Ihre berauschenden (und berauschten) Wienerlieder und Gstanzln kritisierten auf heitere Weise eine Verflachung des Lebensgeistes, wenn er sich nur mehr um den Geist des Weines dreht. Zugleich hielten sie einer überheblichen Eitelkeit den Spiegel vor, wenn diese auf eine solche Verflachung herabsieht.
Scharf hingeschaut – die Essenz entdeckt
Mit ihren kritischen Anklängen gaben sie Fian das Stichwort. Ab 2005 erschienen die Dramolette des Autors im „Standard“. Die aktuellste Sammlung seiner beißenden Beobachtungen österreichischer Mentalität findet sich im Buch „Schwimmunterricht – Dramolette VI“. Aus diesem und den Vorgängerbänden genehmigte er dem Publikum im Saumarkt eine Kostprobe der Minidramen, die sich so oder ähnlich im politischen, häuslichen – und manchmal wirtshäuslichen Alltag der Republik abspielen. Seine Darstellungen rissen dabei jeden humorvoll aus dem Alltag: Keine gehobene Kürbiskernölkochkunst war vor ihm gefeit, nicht die Heimatliebe und erst recht nicht das heldenhafte Bemühen unserer Parteien um eine gesunde, normalgewichtige, nichtrauchende Bevölkerung. Fians treffende Dramolette waren ein Destillat scharfen Hinschauens. „Es passiert ganz selten, dass man Sachen erlebt. Meist kann man sie nicht eins zu eins übernehmen“, beschrieb er, wie seine Minidramen entstehen. „Die meisten Dramolette setzen sich aus vielen Teilen zusammen. Aber sie sollen so klingen, als wären sie aus dem Leben gegriffen.“
Wettbewerb der Minidramen
Das Theater am Saumarkt schreibt zum Anlass seines Jubiläumsjahres einen Minidramen-Wettbewerb aus, bei dem altersunabhängig jeder eingeladen ist sein eigenes Talent einzubringen. Schreibbegeisterte können ihre in Form von Dramoletten verfassten Texte zum Motto „Feste, die daneben gehen“ bis zum 30. Juni 2017 beim TaS einreichen. Am 10. November 2017 werden die von der Jury nach Altersklassen ausgewählten Minidramen im Theater am Saumarkt von Schauspielern aufgeführt.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.