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Drama bei Wien-Marathon: Läufer bricht zusammen – tot

Wien-Marathon 2021
Wien-Marathon 2021 ©APA
Das Comeback des Wien-Marathon ist turbulent und tragisch verlaufen.
Wien-Marathon 2021
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Der Äthiopier Derara Hurisa, der nach 2:09:22 Stunden als Erster ins Ziel gelaufen war, wurde wegen nicht regelkonformer Schuhe disqualifiziert. Der Sieg bei warmen Temperaturen ging an den Kenianer Leonard Langat (2:09:25), bei den Frauen triumphierte dessen Landsfrau Vibian Chepkirui (2:24:29). Überschattet wurde das Rennen vom Zusammenbruch eines Halbmarathonläufers, der später im Krankenhaus verstarb.

Der medizinische Zwischenfall ereignete sich auf der Zielgeraden kurz vor dem Burgtheater. Ein 40-Jähriger brach zusammen, die Rettung fuhr auf die Strecke, der Bereich wurde abgeschirmt und die Läuferinnen und Läufer des Halbmarathons für einige Zeit auf die Marathon-Seite umgeleitet. Der Mann wurde unter Reanimationsbedingungen ins Spital eingeliefert, von wo aus am Nachmittag die Organisatoren die traurige Nachricht ereilte.

Warme Temperaturen als Herausforderung

Es war der erste VCM nach coronabedingter Pause seit zweieinhalb Jahren. Das in den Herbst verlegte Rennen war bei Temperaturen über zwanzig Grad für viele eine Herausforderung. So auch für die Elite, die Streckenrekorde waren nicht in Gefahr.

Hurisa wähnte sich lange als Sieger, ehe er sich nach einem Hinweis aus dem Konkurrenz-Lager einer Schuhkontrolle unterziehen musste. Erlaubt ist eine maximale Sohlendicke von vierzig Millimetern, Hurisa lief mit Schuhen, die fünfzig Millimeter aufwiesen. Langat setzte sich vor dem Äthiopier Betesfa Getahun (2:09:42) und seinem Landsmann Edwin Kosgei (2:10:10) durch. "Das ist eine Weltpremiere, die wir uns gern erspart hätten. Es gibt ein neues Regulativ, dass die Zwischensohle nur ein gewisses Maß haben darf", sagte Rennleiter Hannes Langer. Auf einem Formular sei auch bestätigt gewesen, dass der Athlet einen richtigen Schuh verwende, er habe dann aber zu einem aus dem Training gegriffen.

Die erste Gruppe der Männer-Elite formierte sich bereits nach dem Start um 8.58 Uhr auf der Wagramer Straße in größerer Kopfzahl als geplant. Die Durchgangszeit bei zehn Kilometern mit 30:05 Minuten war vielversprechend, auch die von Pacemakern auf den Asphalt gelegten 1:03:41 zum Halbmarathon versprach noch einiges. Danach war rasch klar, dass der Streckenrekord aus dem Jahr 2014 von Getu Feleke (ETH/2:05:41 Stunden) nicht mehr gefährdet ist.

Spitzenquartett

Auf der Prater Hauptallee rund acht Kilometer vor dem Ziel war die Männer-Spitze auf ein Quartett geschrumpft. Kosgei, Langat, Getahun und Hurisa liefen ihr Tempo und hatten anscheinend nicht mit dem Angriff des Japaners Kento Kikutani gerechnet, der bei Kilometer 40 den Anschluss wieder schaffte. Vermutlich überforderte er sich mit seiner Attacke, denn kurz vor dem Ziel auf der Ringstraße blieb er kurz stehen, kämpfte weiter und klassierte sich noch als Vierter (2:10:37).

Früh die Hoffnung auf einen Spitzenplatz aufgeben musste der Schweizer Tadesse Abraham. Nach vierzig Minuten hielt er das hohe Tempo der Schnellsten nicht mehr mit und lief lange ein einsames Rennen, biss sich durch und finishte als Sechster. Sieger Langat sah in den warmen Temperaturen eine "Herausforderung". Das war auch die Anreise nach Wien. Langat wie auch Siegerin Chepkirui mussten die Nacht auf Freitag in Doha auf dem Boden am Flughafen schlafend verbringen, weil sie nach Flugverzögerungen keinen Anschluss hatten und kein Hotelzimmer organisiert werden konnte.

Damen-Siegerzeit bei 2:22 Stunden

Das Frauen-Spitzenfeld war nach eineinhalb Stunden bereits auseinandergezogen, Chepkirui hatte sich abgesetzt, es folgten die Äthiopierinnen Meseret Dinke und mit ebenfalls etwas Abstand Gelete Burka. Burka, die Paris-Marathon Siegerin 2019, war nach knapp einer Stunde bei einem Zebrastreifen zu Sturz gekommen, raffte sich aber schnell wieder auf, blieb dran und wurde am Ende hinter Chepkirui und ihrer Landsfrau Dinke (2:25:31) Dritte (2:25:38).

Die Siegerzeit lag deutlich über dem Streckenrekord von Nancy Kiprop (KEN/2:22:12/2019), die eine Trainingspartnerin von Chepkirui ist. Für diese kam der Premierenerfolg in Wien "überraschend", sie habe aber ab dem Halbmarathon daran gelaubt, dass sie das Rennen gewinnen könne. Als Pacemaker war übrigens ihr Ehemann Wesley Kangogo im Einsatz.

Mistelbauer wird Staatsmeister

Österreichischer Staatsmeister wurde Martin Mistelbauer als 14. in 2:29:26, der favorisierte Hans-Peter Innerhofer, der sich lange an der Spitzengruppe der Frauen orientiert hatte, holte Silber. Bei den Frauen setzte sich erwartungsgemäß Victoria Schenk durch, sie wurde in 2:46:25 Neunte. "Es war mein Ziel, den Staatsmeistertitel nach Hause zu laufen. Bis Kilometer 25, 26 habe ich Magenprobleme bekommen, die Beine waren gut. Es war ein Kampf mit mir selbst bis ins Ziel", meinte Schenk.

Die Halbmarathonsiege gingen an Österreich. Bei den Männern setzte sich Andreas Stöckl in 1:12:14 Stunden vor Peter Herzog (1:12:33) und Valentin Pfeil (1:12:33) durch, die sich beide kurzfristig - ohne Ambition auf eine Topzeit, sondern eher zu Trainingszwecken - zum Antreten entschieden hatten. Bei den Frauen gewann erwartungsgemäß Eva Wutti, in 1:16:14 siegte sie vor der Slowenin Anja Fink (1:16:26) und Cornelia Stöckl-Moser (1:22:03).

"Es war ein tolles Rennen, der Zieleinlauf sehr emotional. Für mich war es eine Spur zu warm, aber unbeschreiblich", sagte Stöckl, der mit der Zeit nicht zufrieden war. Wutti erklärte, es sei "ein Genuss gewesen, durch Wien zu laufen", sie sei mit der Leistung aber unzufrieden, berichtete von Schmerzen in den Füßen.

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