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Doppelter Glücksfall für eine Luxemburgerin

Eigentlich wollte die Luxemburgerin Colette Thill als Übersetzerin für die EU arbeiten.

Es kam indes viel besser. In Innsbruck begann sie Ende der 70er-Jahre ihr Studium am „Institut für Übersetzer und Dolmetscher”, vertierte hier ihre Sprachkenntnisse in Deutsch, Englisch und Französisch und schloss 1980 mit dem Magistertitel ab.

Während des Studiums hatte sie ihren Mann kennengelernt und zog mit ihm nach Schruns. Die berufliche Zukunft bei der EU war damit passé. „Aus heutiger Sicht war der Umzug nach Schruns ein doppelter Glücksfall”, lächelt Colette, die jetzt Neyer heißt und seit 1981 ihr eigenes Übersetzungsbüro betreibt.

„Bei der EU wird ja längst im Akkord und zu Dumpingpreisen übersetzt”, weiß sie von Kolleginnen und beneidet sie nicht. 1981 in Schruns als Übersetzerin und Dolmetscherin aktiv zu werden, das war damals freilich auch keine einfache Sache. Internet und E-Mail waren Fiktion, noch nicht einmal ein Faxgerät gab es. Sehr geholfen hat ihre Qualifikation als gerichtlich beeidete Dolmetscherin, sie arbeitete viel für Anwälte, über welche sie auch Kontakte zu großen Firmen im Rheintal – diesseits und jenseits des Alpenrheins knüpfen konnte.

Ihre Leidenschaft ist die Übersetzung von technischen Texten. Weil man „nicht übersetzen kann, was man nicht versteht” hat sie sich in die Bedienungsanleitungen und Technik-Details
hineingelesen, weiß heute viel über elektronische Steuerungen, Lichttechnik oder Computerfunktionen.

Jegliche Auskunft über ihre Kunden verweigert sie allerdings strikt. „Diskretion und Geheimhaltung ist in unserem Beruf ein absolutes Muss”, erklärt sie. Schließlich geht es gerade im Technik-Bereich oft um neue Produkte und ihre genaue Funktionsweise. Absolute Genauigkeit bei der Arbeit ist ebenso erforderlich: Irreführende Bedienungsanleitungen für technische Geräte zum Beispiel könnten im Rahmen der Produkthaftung extrem teuer werden.

Neben ihrer Leidenschaft für die Sprachen ist es die Vielfalt der Aufgaben, die sie als Ein-Personen-Unternehmen besonders schätzt. Dafür nimmt sie auch häufige Reisen, Abendtermine und Arbeit an Wochenenden in Kauf. „Das ist halt einfach so, wenn man auf sich alleine gestellt ist”, meint sie gelassen.

Und spricht dabei im Namen der meisten EPU. „Dafür bin ich aber mein eigener Chef!”

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