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„Doppelanwurf“ sorgt für Stau

Eine rote Ampel gebietet Halt, wenige Meter weiter vorne wird dagegen freie Fahrt signalisiert. Links geht es weiter Richtung Vorkloster und Hard, rechts nach Lochau.
Eine rote Ampel gebietet Halt, wenige Meter weiter vorne wird dagegen freie Fahrt signalisiert. Links geht es weiter Richtung Vorkloster und Hard, rechts nach Lochau.
Neue Ampelschaltung verkürzt Wartezeit der Fußgänger – führt aber zu Stau auf Montfortstraße.

BREGENZ. (fst) Seit die neuen Ampelanlagen zwischen Hard und Bregenz in Betrieb sind, fließt der Verkehr auf der Rheinstraße flüssiger – das jedenfalls behaupten die Verantwortlichen von Stadt und Land. Ein neuralgischer Punkt aber ist die Kreuzung der beiden Landesstraßen L 202 „Schweizerstraße“ und L 190. Denn seit die neuen Ampeln in Betrieb sind, staut sich der Verkehr in der Montfortstraße und Römerstraße – bei stärkerem Verkehrsaufkommen sogar bis zur Arlbergstraße.

Neue Ampelregelung

Rund 1,5 Millionen Euro kostete die Erneuerung der Lichtsignalanlagen zwischen Bregenz und Hard. Mit Induktionsschleifen wird seither auf die aktuelle Verkehrssituation unter besonderer Berücksichtigung des öffentlichen Personennahverkehrs reagiert. Eine Optimierung versprachen die Verantwortlichen durch die Anbindung der Ampelanlagen an die Landes-Verkehrsrechenzentrale. Was sich auf die Rheinstraße in Bregenz so positiv auswirkte, hatte aber augenscheinlich den gegenteiligen Effekt für die L 190, die „Vorarlberger Straße“. Genervt blicken die Autofahrer in der Montfortstraße auf das rote Ampellicht vor dem Fußgängerübergang Bahnhofstraße, während wenige Meter weiter vorne ein grüner Abbiegepfeil freie Fahrt verspricht.

Ein „Doppelanwurf“

Ein Fehler in der Ampelschaltung? „Mitnichten“ meint der oberste Verkehrsplaner von Bregenz, Dipl-Ing. Clemens Gössler. „Schuld an der widersinnig scheinenden Ampelschaltung trägt der Doppelanwurf.“ Doppelanwurf? Eine „Ampel-Umlaufzeit“ an dieser viel befahrenen Kreuzung beträgt 90 Sekunden – für Fußgänger aber sollten Wartezeiten von mehr als 60 Sekunden tunlichst vermieden werden, aus Sicherheitsgründen werden sogar maximale Wartezeiten von 40 Sekunden empfohlen, da Fußgänger sonst dazu verleitet werden, die Straße bei Rotlicht zu queren, womit sie sich in Gefahr bringen – darüber sind sich die Verkehrsexperten auch international einig. Bei längeren Ampelumlaufzeiten erreicht man verkürzte Wartezeiten für die Fußgänger durch zwei kurze Grünphasen – im Fachjargon „Doppelanwurf“.

Und dieser „Doppelanwurf“ ist dafür verantwortlich, dass die Linksabbieger aus Richtung Lochau zwar zur gleichen Zeit freie Fahrt in Richtung Montfortstraße bekommen, wie die Rechtsabbieger aus der Montfortstraße in Richtung Lochau – nur: während aus Richtung Lochau bereits losgefahren werden kann, muss der Verkehr in Richtung Lochau die „Räumphase“ des Fußgängerübergangs abwarten. Daher kommt es dazu, dass man vor einer roten Ampel steht, während die Ampel an der Seestraße, ein paar Meter weiter vorne, freie Fahrt anzeigt. „Mit diesem Doppelanwurf werden wir dem Leitbild Mobilität gerecht, welches besondere Rücksicht auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer nimmt, auch wenn das zu Lasten der Flüssigkeit des Verkehrs geht. Allerdings darf das nicht so weit gehen, dass Teile der Bevölkerung, die entlang der betroffenen Straßenzüge leben, unter Lärm und Abgase leiden“, so DI Gössler.

Nachbesserungen

Erste Nachbesserungen gab es bereits kurz vor Weihnachten, sodass sich der Rückstau in der Römerstraße verringert hat. „Ideal ist die Situation aber immer noch nicht, daher haben wir die Beobachtungsphase bis März ausgedehnt, um dann weiter nachzujustieren“, so Gössler. Notfalls müssen die beiden Grünphasen für die Fußgänger wieder zurückgenommen werden, was der Verkehrsplaner sehr bedauern würde – aber auch ihm ist klar, dass Stau in der Römerstraße zu Ausweichverkehr in der Gallusstraße – Kirchstraße führt und damit das Dilemma nur noch weiter verschärft wird, denn wenn der Verkehr auf den Hauptstraße staut, dann geht in diesen Nebenstraßen gar nichts mehr.

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