Doping-Razzia: Dominik Baldauf festgenommen

In Seefeld seien zwei Mitglieder der kriminellen Gruppierung sowie fünf Spitzensportler aufgrund richterlich bewilligter Anordnungen festgenommen sowie sieben Hausdurchsuchungen vollzogen worden. Bei den festgenommenen Athleten handle es sich um zwei österreichische, einen kasachischen und zwei estnische Spitzensportler. Die festgenommenen Österreicher seien Polizeisportler aus dem Langlaufkader.
Baldauf und Hauke festgenommen
Laut ÖSV-Rennsportdirektor Markus Gandler handelt es sich dabei um den 26-jährigen Vorarlberger Dominik Baldauf und den gleichaltrigen Steirer Max Hauke, die beide im Langlauf-Klassik-Teamsprint der WM in Seefeld Sechster geworden waren. Das Duo sei in Haft genommen worden, sagte Gandler. Er stehe unter Schock, betonte der auch schon bei der folgenschweren Polizeirazzia bei Olympia 2006 in Turin amtierende Ex-Langläufer.
“Es hat sich herausgestellt, dass an mehreren Stellen Athleten erwischt worden sind bei unerlaubten Methoden oder beim Dopen. Leider, das macht mich betroffen, zwei Athleten von uns sind dabei. Sie sind in Haft genommen worden, Baldauf und Hauke. Sie sind momentan weg, ich habe sie nicht mehr gesehen”, erklärte Gandler. Er sei von den Ermittlern um Hilfe beim Auffinden der Athleten gebeten worden.
Gandler unter “Schockstarre”
Ihm sei bisher nie etwas im Zusammenhang mit Dopingvergehen des Duos aufgefallen. Man könne sie aber nicht ständig überwachen. “Das sind erwachsene Leute. Wir bewachen sie nicht auf Schritt und Tritt. Das sind freie Leute, sie haben genügend Freizeit, um so einen Blödsinn zu machen.”
Über Details der Ermittlungen habe er keine Kenntnis, ergänzte Gandler. Das Ganze sei aber schon jetzt natürlich verheerend für seine Sparte. “Das ist ein harter Schlag für den Langlauf im allgemeinen. Ich stehe unter Schockstarre. Es ist ja nicht das erste Mal und wie es ausschaut nicht das letzte Mal.”
Er und der Rest des Teams seien völlig unvorbereitet davon getroffen worden. “Es steht jeder unter Schock. Ich stehe Rede und Antwort. Ich hoffe, dass es mehr erwischt, nicht nur den ein oder anderen, sondern auch die Drahtzieher.”
Der 26-jährige Steirer Hauke und der gleichaltrige Vorarlberger Baldauf hatten im Teamsprint mit Rang sechs überrascht. Das sei eine starke, aber nicht überirdische Leistung gewesen, so Gandler auf mögliche Auffälligkeiten angesprochen. “Wenn man das nicht mehr laufen kann ohne Hilfsmittel, muss man eh aufhören. Aber wir reden da nicht von Übersportlern, da gibt es noch andere.”
Sportmediziner festgenommen
Gleichzeitig zu den Aktionen in Tirol sei in Deutschland der Sportmediziner und ein deutscher Komplize festgenommen worden, wie das Bundeskriminalamt (BK) angab. Im Nachbarland fanden neun Hausdurchsuchungen statt.
Vier Personen festgenommen. Zwei in Deutschland – zwei in Österreich. Laut Ermittler „weltweit agierendes Dopingnetzwerk“. Und woher kommen die vier: alle aus Deutschland. Sagt eine Menge über die Heuchelei mancher vermeintlicher „Sportromantiker“ in Deutschland aus
— Hajo Seppelt (@hajoseppelt) 27. Februar 2019
Pressekonferenz um 15 Uhr
Die Razzien fanden auf Anordnungen der Schwerpunktstaatsanwaltschaft München und Staatsanwaltschaft Innsbruck statt, teilte das österreichische Bundeskriminalamt mit. Über Hintergründe und Details wollten die Behörden bei einer Pressekonferenz um 15.00 Uhr in Innsbruck informieren.
Der Österreichische Ski-Verband (ÖSV), 2006 bei Olympia in Turin im Mittelpunkt eines großen Dopingskandals, kündigte eine Stellungnahme nach der Pressekonferenz in Innsbruck an. Ein ÖSV-Sprecher bestätigte aber die Festnahme der beiden Langläufer im Teamhotel in Seefeld.
Verdacht des gewerbsmäßigen Sportbetruges
Im Rahmen von seit mehreren Monaten andauernden internationalen Ermittlungen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Sportbetruges sowie der Anwendung von unerlaubten Wirkstoffen und Methoden zu Dopingzwecken sei eine in Deutschland ansässige kriminelle Organisation um einen 40-jährigen Sportmediziner ausgeforscht worden, hieß es in einer BK-Mitteilung.
Die aus Erfurt agierende kriminelle Gruppierung sei dringend verdächtig, “seit Jahren Blutdoping an Spitzensportlern durchzuführen, um deren Leistung bei nationalen und internationalen Wettkämpfen zu steigern und dadurch illegale Einkünfte zu lukrieren”, hieß es weiter.
In Österreich hatte es bereits bei der Biathlon-WM 2017 in Hochfilzen und beim dortigen Weltcup 2018 behördliche Aktionen gegen die Teams aus Kasachstan und Russland gegeben. Vor wenigen Wochen hatte der österreichische Langläufer Johannes Dürr in einer ausführlichen TV-Dopingbeichte über verbotene Blutdopingpraktiken in Deutschland berichtet.
Auslöser war Dürr-Bericht
Die Aussagen des Skilangläufers Johannes Dürr waren laut Staatsanwaltschaft München Auslöser für die Doping-Ermittlungen und die Razzien in Seefeld und Erfurt. Der Niederösterreicher, der bei Olympia 2014 positiv auf EPO getestet und danach gesperrt worden war, hatte jüngst in einer ARD-Dokumentation umfassend über Dopingpraktiken im Leistungssport ausgepackt.
“Die Staatsanwaltschaft hatte daraufhin zunächst ein Ermittlungsverfahrens gegen unbekannt wegen der Anwendung von Dopingmethoden am Zeugen Johannes Dürr eingeleitet, dieses ist nun in ein Ermittlungsverfahren gegen konkrete Beschuldigte übergegangen”, teilte Oberstaatsanwältin Anne Leiding in einer schriftlichen Mitteilung am Mittwoch mit.
Die bayernweite Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Doping ließ nach eigenen Angaben vier Personen festnehmen und elf Objekte durchsuchen, neun davon in Erfurt. Das Bundeskriminalamt in Österreich hatte zuvor mitgeteilt, dass bei der koordinierten Aktion im Rahmen der nordischen Ski-WM in Seefeld insgesamt neun Personen festgenommen und 16 Hausdurchsuchungen vollzogen worden waren.

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