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Diskussion um neues Schulgebäude: Ist das ein Hakenkreuz?

Am 30. September 2024 ging der Spatenstich für ein neues Schulgebäude über die Bühne, das von den Vorarlberger Architekten Cukrowicz Nachbaur geplant wurde und eine Debatte ausgelöst hat.

Doch schon vor Baubeginn sorgte das Projekt bei einigen Liechtensteinern für Aufregung: Der Grundriss der vier Gebäude, die sich um ein zentrales Bauwerk gruppieren, erinnert aus der Luft betrachtet an ein Hakenkreuz.

Ähnliche Diskussionen um eine vergleichbare Bauform gab es in der Vergangenheit bereits beim Bau eines Kindergartens in Bregenz. Diese wiederkehrenden Vorwürfe werfen die Frage auf, ob bei der Planung von Gebäuden künftig mehr architektonische Sensibilität erforderlich ist.

Die Architektur des Schulgebäudes

Das von Cukrowicz Nachbaur geplante Gebäude setzt auf eine funktionale und moderne Gestaltung. Die vier Schulgebäude sind symmetrisch um ein zentrales Gebäude angeordnet, das als Herzstück der Anlage dienen soll. Diese Anordnung soll optimale Lernbedingungen schaffen und die Wege für Schülerinnen und Schüler verkürzen. Doch gerade die symmetrische Form ist der Grund für die hitzige Diskussion, die bereits vor dem ersten Spatenstich entfacht wurde.

©Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Kritiker bemängeln, dass die Form aus der Vogelperspektive an ein Hakenkreuz erinnert, ein Symbol, das in der Geschichte Europas eine tief verwurzelte negative Bedeutung hat. Dies führt zu der Frage, ob bei der Planung eines öffentlichen Gebäudes wie einer Schule nicht schon im Vorfeld stärker auf potenziell kontroverse Formen geachtet werden sollte.

Hakenkreuzform oder nur zuviel Fantasie? Die Liechtensteiner sind gespalten. ©Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Eine bekannte Kontroverse

Diese Art von Diskussion ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit sorgte ein Kindergarten in Bregenz, dessen Grundriss ähnliche Symmetrien aufwies, für kritische Stimmen. Damals war die öffentliche Debatte ähnlich gespalten: Einerseits gab es Stimmen, die die Funktionalität und den architektonischen Wert der Gebäude betonten. Andererseits wurden Sorgen laut, dass solch eine Bauform in einem öffentlichen Raum unangebracht sei und ungewollte Assoziationen wecken könne.

Im Fall des neuen Schulgebäudes in Liechtenstein wird den Architekten keine Absicht unterstellt, dennoch sorgt die Form erneut für Diskussionen. Die Frage ist, ob solche Symbole in einer Zeit, in der das historische Bewusstsein sehr präsent ist, stärker berücksichtigt werden sollten.

Wie viel Sensibilität ist notwendig?

Architektonische Entwürfe müssen vielen Anforderungen gerecht werden: Funktionalität, Ästhetik, und oft auch Symbolik. Gerade bei öffentlichen Gebäuden wie Schulen, die einen starken Einfluss auf die Gemeinschaft haben, stellt sich die Frage, ob es zusätzlich eine gesellschaftliche Verantwortung gibt, bestimmte Formen und Symbole zu vermeiden.

Drei Klassentrakte und eine Turnhalle umspannen den zentralen Baukörper. ©Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

In Bezug auf die Gestaltung des Schulgebäudes in Liechtenstein sind die verantwortlichen Architekten Cukrowicz Nachbaur absolut untadelig und unverdächtig. Es ist klar davon auszugehen, dass der Entwurf primär aus funktionalen und ästhetischen Überlegungen entstanden ist, ohne bewusste symbolische Bedeutung. Das bei den Verantwortlichen aus Politik und Architekten allerdings die Diskussion um die Form keine Beachtung fand, wohingegen es bei der Bevölkerung offensichtlich sehr wohl für Diskussionen sorgt, wirft Fragen auf.

Berechtigte Kritik oder übertriebene Reaktion?

Die Kontroversen um das Schulgebäude in Liechtenstein zeigen, wie sehr Architektur und Symbolik in der Wahrnehmung der Menschen miteinander verknüpft sind. Auch wenn im vorliegenden Fall keine Absicht besteht, bleibt die Frage, ob Architekten in Zukunft stärker darauf achten sollten, welche Assoziationen ihre Entwürfe hervorrufen können – bewusst oder unbewusst.

(VOL.AT)

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