AA

Dirigent aus Leidenschaft

Der Götzner Herbert Heinzle ist einer, der den Kontakt zu den Menschen liebt.
Der Götzner Herbert Heinzle ist einer, der den Kontakt zu den Menschen liebt. ©Jurmann
Götzis - Der Versicherungskaufmann Herbert Heinzle widmet sein Leben der Chormusik.

Der Götzner Herbert Heinzle ist das, was man einen Gemütsmenschen nennt. Einer, den man überall kennt, ders mit allen kann und der den Kontakt zu den Menschen liebt. Das war auch die Grundlage für den Erfolg in seinen beiden Lebensbereichen: als Top-Seller in der Versicherungsbranche und als einer der gefragtesten Chorleiter des Landes. Ein Dirigent aus Leidenschaft.

Nach ersten Jahren des Klavier- und Gesangsunterrichtes wollte Heinzle eigentlich Musiker werden. Aber das hätte sein Vater nie erlaubt, denn das seien alles „elende Hungarliedar“. So bestimmten Versicherungspolizzen anstelle von Musiknoten seinen beruflichen Alltag. Doch jede freie Minute widmete sich Heinzle der geliebten Musik: „In meiner besten Zeit leitete ich vier Chöre gleichzeitig. Kam abends von den Kunden heim, schnappte mir ein Brötchen und stand Minuten später schon bei der Probe vor meinen Sängerinnen und Sängern.“ Und ging auch danach noch stets zum obligaten kleinen Bier mit: „Da erfährt man erst, was die Sänger wirklich denken.“

“Aushilfsdirigent”

Bei seinem Stammverein, der Götzner „Harmonie“, heuerte er quasi mit einem Sprung ins kalte Wasser an. Als „Aushilfsdirigent“, weil man keinen anderen hatte – und blieb 32 Jahre. Seine Qualitäten als Chorleiter sprachen sich rasch herum. Die größten Erfolge feierte Heinzle mit der Sängerrunde „Die Vogelweider“, die er neun Jahre betreute, auf umjubelten Konzerttourneen durch Belgien, Deutschland und Italien: „Bei unseren Auftritten wurde grundsätzlich auswendig gesungen, nur so erreicht man Qualität. Auf einer Tournee hatten wir einmal 67 verschiedene Chöre im Programm, alles ohne Noten! Einer unserer Hits war das ‚Hennenlock’n‘ – sogar in einem großen Opernhaus in Belgien!“

Rechnet man seit 1970 die Zeit bei den von ihm betreuten Chören zusammen, hat es Herbert Heinzle alles in allem auf 96 Jahre gebracht, mit knapp viertausend zweistündigen Proben und etwa 750 Auftritten. Ein beachtliches Pensum, das nicht ohne entsprechende Disziplin zu bewältigen gewesen wäre – eine Eigenschaft, die er stets auch von seinen Sängern verlangte: „Wenn jemand schon zu spät zur Probe kommt, dann kann er auch nicht mehr mit der nötigen Konzentration singen. Man muss es ihnen aber auch vorleben – ich bin nie zu spät zu einer Probe gekommen.“

Lösen von Stress

Wenn die Sängerinnen und Sänger oft müde von der Arbeit abends zu ihm in die Probe kamen, löste er den Stress des Alltags mit Atem- und Stimmbildungsübungen. Wichtig bei seinen Chören war ihm stets der möglichst homogene Gesamtklang, die gute Aussprache und das Verständnis der Sänger für den Charakter der Lieder. Selber besitzt Herbert Heinzle eine mächtige Bass-Bariton-Stimme, die er bereits 1966 erstmals in Mozarts „Zauberflöte“ unter Wilhelm Stärk im Dornbirner Schloßbräu in gleich drei Rollen erschallen ließ. Später folgten „Ein Maskenball“ und „Der Zigeunerbaron“ sowie Konzerte bis herauf zu den Musiktheaterproduktionen in Götzis wie „Anatevka“: „Es hat mir immer Spaß gemacht, auf der Bühne zu stehen.“ Der begeisterte Götzner hat seiner Heimatgemeinde auch eine Reihe von Liedern geschenkt, die meisten nach Texten seines verstorbenen Freundes Rudi Kurzemann, die heute Allgemeingut sind wie das „Götzner Liadle“ oder „Rund umma Kumma“. Außerdem entstanden zahlreiche Arrangements für verschiedene Chorbesetzungen.

Heute, mit 70, nimmt Heinzle alles etwas gelassener, geht leidenschaftlich gerne in die Berge und leitet nur noch den Kirchenchor im benachbarten Schweizer Bergdörfchen Kobelwald, wo man sein Engagement seit zehn Jahren schätzt.

Herbert Heinzle

  • Geboren: 18. November 1941 in Götzis
  • Musikalische Ausbildung: Klavier bei Hans Walter und Aldo Kremmel, Sologesang an den Musikschulen Feldkirch und Dornbirn, Chorleiterkurse
  • Beruf: Versicherungskaufmann
  • Chorleitung: GV „Harmonie“ Götzis mit Kinderchor und Ensemble, Sängerrunde „Die Vogelweider“ Dornbirn, Liederhort Hatlerdorf, Frauenchor Walzenhausen, Kirchenchor Kobelwald
  • Ehrungen: u. a. Rudolf-von-Ems-Medaille des Chorverbandes, Goldenes Verdienstzeichen der Gemeinde Götzis
  • Familie: verwitwet, Lebenspartnerschaft mit Cilli, zwei Kinder, vier Enkel

(VN-Ju)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • VN-Menschen
  • Götzis
  • Dirigent aus Leidenschaft