Dieses Dorf findet kein Navi

Dornbirn. Den weiten Weg aus Hamburg hatte Johanna Sebauer auf sich genommen, um in der Stadtbibliothek aus ihrem Erstlingswerk zu lesen. „Ich war zwar schon ein paar Mal in Vorarlberg, aber noch nie in Dornbirn. Ich freue mich immer, wenn ich ins Ländle komme, das fühlt sich gleich ein bisschen wie Urlaub an“, meinte die gebürtige Wienerin, die seit ein paar Jahren in der deutschen Hansestadt lebt und in der Wissenschaftskommunikation arbeitet. Aufgewachsen ist Johanna Sebauer in einem kleinen burgenländischen Dorf nahe der ungarischen Grenze und dies bildet auch den Schauplatz ihres ersten Romans. Also nicht direkt ihr Heimatdorf, sondern „Nincshof“, ein fiktiver Ort unweit des Neusiedler Sees.
Nächtliche Abenteuer
Nincshof soll einst ein Pfahldorf in den Sumpfgebieten des Neusiedler Sees gewesen sein. Bewohnt wurde es von verschrobenen Aalfischern, die bei jeder Heirat den Namen ihrer Angetrauten annahmen. Heute ist Nincshof das Zuhause von Erna Rohdiebl, die seit 80 Jahren – nämlich ihr ganzes Leben lang – hier lebt. Eines warmen Junitags beschließt die betagte Dame nächtens in den Pool ihrer Bekannten Fetzi Erlanger einzusteigen und dort ungestört ihre Bahnen zu ziehen. Da die Erlangers auf Urlaub sind, wiederholt sie das in den kommenden Tagen. Mit diesem kleinen Abenteuer von Erna Rohdiebl beginnt Johanna Sebauers Geschichte.
Dorf zum Vergessen
Genauso heimlich wie Erna Rohdiebls nächtliche Schwimmausflüge sind die nächtlichen Treffen dreier Männer am anderen Ende des Dorfes. Sie nennen sich „Oblivisten“ (die, die vergessen werden wollen) und haben ein ungewöhnliches Vorhaben. Sie wollen, dass ihr Dorf in der Vergessenheit versinkt, denn, wann niemand mehr von ihnen weiß, können sie in Freiheit und Ruhe leben, hoffen sie. So soll es nämlich der Legende nach in Nincshof schon einmal gewesen sein. Und beim Planen ihres Verschwindens sind ihnen Erna Rohdiebls nächtliche Abenteuer sowie die neuzugezogene Familie – die „Neuen aus der Stadt“ – ein Dorn im Auge. In Erna Rohdiebl finden die Oblivisten aber schnell eine begeisterte Mitstreiterin und schon bald wird der Küchentisch der alten Dame zur Kommandozentrale der Mission Vergessen.
Alles möglich
Johanna Sebauer gab bei ihrem Besuch in der Stadtbibliothek Kostproben ihres Romans, ob aber der irrwitzige Plan der Oblivisten am Ende aufgeht, verriet sie nicht. Gerne stellte sie sich dafür im Anschluss an die Lesung den Fragen des Publikums und verriet zum Beispiel, dass sie insgesamt fast vier Jahre an „Nincshof“ geschrieben hat. „Der Ausgangspunkt für das Buch war eine Kurzgeschichte über die Erna Rohdiebl. Dann war da die Idee, dass im Burgenland, wo es ja meistens ruhig ist, eine große Bewegung entsteht, eine Art Freiheitsbewegung. Die Figuren waren zuerst da, und dann ist eines aufs andere gefolgt“, so Johanna Sebauer. Ob sie bereits an einem Folgeroman arbeite, wollten auch einige der Besucher wissen. „Es ist etwas Neues am Entstehen, mehr kann ich noch nicht sagen.“
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